Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 12.07.2021, aktuelle Version,

König Laurins Rosengarten

Der Rosengarten mit dem Gartl
Der Laurin-Brunnen in Bozen: Dietrich von Bern im Kampf mit König Laurin
Blick zum Rosengarten im Abendrot vom Schlern aus

König Laurin ist der sagenhafte Zwergenkönig des Rosengartens, der im Kampf Dietrich von Bern unterliegt. Die Geschichte wurde als mittelhochdeutsches Heldenepos aus dem 13. Jahrhundert sowie als volkstümliche alpenländische Sage überliefert. Letztere versucht, das rote Glühen des Rosengarten-Massivs zur Dämmerungszeit (Alpenglühen) zu erklären, und stellt damit eine ätiologische Erzählung dar.

Volkstümliche Überlieferung

Nach der volkstümlichen Überlieferung lag im „Gartl“, einem Schuttkar zwischen Rosengartenspitze, Laurinswand und Vajolet-Türmen (auf dem oberen Foto der eingerahmte weiße Fleck), der wunderschöne Rosengarten des Zwergenkönigs. Als der König an der Etsch seine schöne Tochter Similde vermählen wollte, wurden alle Adeligen der Umgebung zu einer Maifahrt eingeladen, nur König Laurin nicht. Dieser beschloss daraufhin, mit Hilfe seiner Tarnkappe als unsichtbarer Gast teilzunehmen. Als er Similde sah, verliebte er sich sofort in sie, setzte sie auf sein Pferd und sprang mit ihr davon. Sofort zogen die Recken aus, geführt von Dietrich von Bern und seinem Waffenmeister Hildebrand, um Similde zurückzuholen und standen kurz darauf vor dem Rosengarten.

König Laurin band sich einen Wundergürtel um, der ihm die Kraft von zwölf Männern verlieh, und stellte sich dem Kampf. Als er sah, dass er trotz allem verlor, zog er sich die Tarnkappe über und sprang, unsichtbar wie er nun zu sein glaubte, im Rosengarten hin und her. Die Ritter aber erkannten an den Bewegungen der Rosen, wo der Zwergenkönig sich verbarg. Sie packten ihn, zerstörten den Zaubergürtel und führten ihn in Gefangenschaft. Laurin aber drehte sich um und belegte den Rosengarten, der ihn verraten hatte, mit einem Fluch: Weder bei Tag noch bei Nacht sollte ihn jemals mehr ein Menschenauge sehen. Laurin hat aber die Dämmerung vergessen, und so kommt es, dass der Rosengarten beim Sonnenauf- und -untergang blüht.

Eine andere Variante der Sage deutet das Alpenglühen als Widerschein der Feste in der versunkenen Kristallburg des Zwergenkönigs.[1]

Eine weitere Variante stellt die Treulosigkeit der Menschen im Gegensatz zur Treue der Zwerge in den Mittelpunkt; der Rosengarten ist hier das Vermächtnis von König Laurins verstorbener Tochter.[2]

Heldenepos

Die mittelhochdeutsche Heldenepos-Version ist uns in mindestens achtzehn Handschriften vom Anfang des 14. bis Anfang des 16. Jahrhunderts und elf Drucken von 1479 bis 1590 überliefert. Es gibt auch eine tschechische Handschrift von 1472, sowie eine dänische Bearbeitung. Die mittelhochdeutschen Texte lassen sich aufgrund von Inhalt und Form in fünf Versionen unterscheiden:

  • ältere Vulgat-Version (Grunderzählung)
  • jüngere Vulgat-Version (mit Vorgeschichte der Entführung von Dietleibs Schwester)
  • Walberan-Version (Verknüpfung mit einer weiteren Geschichte um den Zwergenkönig Walberan)
  • Dresdner Laurin (inhaltlich wie ältere Vulgat, doch Strophen in Heunenweise. Alle anderen Versionen in Reimpaaren.)
  • Pressburger Laurin (nur ein Bruchstück bis zum Aufbruch Dietrichs zum Rosengarten, eher parodistische Schilderung).

Ein wesentlicher Unterschied der Fassungen ist in der Bewertung der Konfliktparteien zu sehen: Die Partei Laurins wird zunehmend negativ gekennzeichnet, so dass die durchaus ungerechtfertigte Zerstörung des Rosengartens durch Wittich und Dietrich in den Hintergrund tritt. Eine Ausnahme stellt die Walberan-Version dar, bei der die Zwergen-Partei als gerecht, milde und ritterlich geschildert wird.

Ausgaben (Auswahl)

  • L. Bückmann und H. Hesse: Zwergkönig Laurin: ein Spielmannsgedicht aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts, Leipzig 1890 (online).
  • G. Holz: Laurin und der kleine Rosengarten. 1897.
  • K. Müllenhoff: Laurin. 1874; 5. Aufl. 1926; Nachdruck 1948.

Verfilmungen

Literatur

  • Joachim Heinzle: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik. De Gruyter, Berlin 1999, ISBN 3-11-015094-8, S. 145 ff.
  • Ulrike Kindl (Hrsg.): Märchen aus den Dolomiten. Eugen Diederichs Verlag, München 1992, ISBN 3-424-01094-4
  • René Wetzel: Dietrich von Bern im „Laurin“ (A) als Pendler zwischen heroischer und arthurischer Welt. In: Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft, Bd. 14, 2003/04, S. 129–140.
  • Karl Felix Wolff (Hrsg.): Dolomitensagen. Sagen und Überlieferungen, Märchen und Erzählungen der ladinischen und deutschen Dolomitenbewohner. Mit zwei Exkursen Berner Klause und Gardasee. VA Athesia, Bozen, 2003, ISBN 88-8266-216-0 (Repr. d. Ausg. Innsbruck 1989)
  • Karl Felix Wolff: König Laurin und sein Rosengarten. Höfische Märe aus den Dolomiten. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1999 (1. Auflage 1966), ISBN 978-88-7014-047-7.
  • Karl Felix Wolff: König Laurin und sein Rosengarten. Nach den mittelalterlichen Dichtungen und nach verschiedenen Volkssagen in freier Bearbeitung wiedergegeben und mit Erläuterungen. Athesia, Bozen 1947 (3., wesentlich vermehrte Auflage).

Einzelnachweise

  1. Johann Nepomuk Sepp: Altbayerischer Sagenschatz. München 1876, S. 8.
  2. Villamaria (eig. Marie Timme): König Laurin. In: Elfenreigen. Deutsche und nordische Märchen aus dem Reiche der Riesen und Zwerge, der Elfen, Nixen und Kobolde. Otto Spamer, Leipzig 1877, S. 359–372.