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vom 26.01.2022, aktuelle Version,

Mährisch-Schlesischer Sudetengebirgsverein

Der älteste Aussichtsturm im Altvatergebirge auf der Bischofskoppe

Der Mährisch-Schlesische Sudetengebirgsverein e. V. (MSSGV) ist ein 1881 in Freiwaldau gegründeter Gebirgsverein. Er ist eingetragen in das Vereinsregister des Amtsgerichts Stuttgart (VR 230051).

Geschichte

Gegründet wurde der Mährisch-Schlesische Sudetengebirgsverein unter dem Namen Gebirgsverein der mährisch-schlesischen Sudeten und des Altvatergebirges in Freiwaldau von 11 Männern, darunter der erste Vorsitzende Johann Ripper. Das Ziel dieses Vereins war die Förderung des Tourismus im Altvatergebirge. Der Vereinsname bezieht sich den Hauptkammweg dieses Gebirges, das vom Fichtlich (Smrk) über die Hochschar (Šerák) zum Rotenbergpass (Červenohorske sedlo) und weiter zum Altvater (Praděd) und zur Hohen Heide führt, denn dort verlief die Grenze zwischen Mähren und Schlesien – daher wurde der Name „Mährisch-Schlesischer Sudetengebirgsverein“ gewählt. Am Kammweg wurden Grenzsteine als Wegmarkierungen gesetzt, die auf der einen Seite die Buchstaben BB für Bistum Breslau und auf der anderen Seite FL für Fürst Liechtenstein im Herzogtum Troppau und Herzogtum Jägerndorf eingeschlagen haben.

Nach der Vereinsgründung des MSSGV am 26. April 1881 begann die touristische Erschließung des Altvatergebirges zunächst mit Aktivitäten zum Wegebau. Es wurden 2000 km Wanderwege markiert und erschlossen. Neben dem Verfassen von touristischer Literatur wurde eine Zeitschrift herausgegeben. Später setzte der Verein seine Aktivitäten mit dem Bau erster touristischer Hütten und im Anschluss daran von Aussichtstürmen fort. Bereits 1882 wurde die Vereinsschrift Altvater erstmals herausgegeben. Der Verein hatte nach einem Jahr seines Bestehens bereits 950 Mitglieder in 10 Ortsektionen und zählte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs etwa 12.000 Mitglieder in 45 Zweigvereinen. 1912 wurden die ersten beiden Frauen als Mitglied aufgenommen, auch wenn sie vorerst nicht an Wanderungen teilnehmen durften.[1]

Der Verein hat und hatte zum Ziel die Pflege des Wanderns, die Zusammenarbeit mit Gebirgs- und Wandervereinen, Volks- und Naturkunde und den Umweltschutz. Der Verein ist kein Heimatvertriebenenverein, sondern Mitglied im Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine und Mitglied der Europäischen Wandervereinigung. Von 1922 bis 1938 war dem MSSGV von Seiten tschechoslowakischer Behörden die Mitgliedschaft im Deutschen Wanderverband untersagt. Die Zweigvereine aus dem deutschen Schlesien führten die Mitgliedschaft als Schlesischer Sudetengebirgsverein fort.[2] Dieser entstand am 17. September 1922 in Neisse und war nach kurzfristiger Wiedereingliederung während der Zugehörigkeit des Sudetenlandes zum Deutschen Reich ab 1949 wieder eigenständiger Wanderverein im Deutschen Wanderverband mit Sitz in Hagen, bevor er 1971 aufgelöst wurde.[3][4]

Sektionen in Sudetenland

Aussichtstürme und Wanderheime

Georgschutzhaus auf der Hochschar (Chata Jiřího na Šeraku)

Im Jahre 1898 baute die Sektion Zuckmantel (Zlaté Hory) einen 18 m hohen Aussichtsturm auf der Bischofskoppe (Biskupská kupa), auf der es bereits 1891 einen 18 m hohen Holzturm gab. Die Sektion Freiwaldau erstellte 1892 einen 26 m hohen runden Aussichtsturm auf der Goldkoppe. 1903 folgte der Bau des 30 m hohen Turms auf dem Zámecký vrch (Schlossberg) unweit von Krnov (Jägerndorf). Auf dem Praděd (Altvater) begann der MSSGV 1904 mit 32,5 m hohem Bau des Altvaterturms, der aufgrund von baulichen und Problemen der Witterung erst im Jahre 1912 in Betrieb genommen werden konnte und 1959 zusammenstürzte.
Bis zum heutigen Tag stehen die Aussichtstürme auf dem Schlossberg und auf der Bischofskoppe. Lediglich der Turm auf der Goldkoppe ist für den öffentlichen Betrieb zugänglich.

Neben den Aussichtstürmen baute der MSSGV Wanderheime im Sudetenland, die Bergbauden genannt wurden. 1884 entstand das erste Haus auf der Šerák (Georgschutzhaus auf der Hochschar, heute Chata Jiřího na Šeraku). 1896 erwarb die Sektion Mährisch Schönberg den „Berggeist“ bei Kleppel. Ferner wurde das Liechtensteinschutzhaus am Spieglitzer Schneeberg (polnisch Śnieżnik Kłodzki, tschechisch Králický Sněžník) und die Schutzhäuser auf der Heidelkoppe, das Schlesierhaus, die Schutzhäuser am Roten Berg Pass, die Kesselbaude bei Bärn, die Fichtensteinbaude, das Rudolphheim auf der Bischofskoppe und die Heinrichshöhe in Verlorenwasser bei Wallstein errichtet. Ferner machte der MSSGV Aussichtsfelsen besteigbar.

Heute

1954 wurde der MSSGV in Kirchheim unter Teck[5] von Franz Peschel wieder gegründet. 1984 wurde dem Verein die Eichendorff-Plakette verliehen.[6] Der Verein hat heute (2008) seinen Hauptsitz in Kirchheim unter Teck und hat mehrere Vereine in der Tschechischen Republik. Die Vereinigung setzt sich nicht mehr nur aus ehemaligen Sudetendeutschen zusammen, sondern sie hat in 15 weiteren Ländern mehr als 4.000 Mitglieder. Der Verein betreibt mit seinen Vereinsmitgliedern vier eigene Wanderheime, davon drei in Deutschland und eines in Österreich: Altvaterbaude in Lenningen-Schopfloch in Baden-Württemberg, Hergertsmühle in der Nähe von Neukirchen bei Seigertshausen in Hessen, Haus Altvater in Kirchbichl in Österreich bei Kufstein und das Haus Vulkaneifel bei Gerolstein in Rheinland-Pfalz. Der Verein gibt sechs Mal pro Jahr seine Zeitschrift „Altvater“ heraus.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Pelc, Martin: Die deutsche Wanderbewegung in Österreichisch-(Tschechoslowakisch-) Schlesien. In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau. Band 50, 2009, S. 291314, hier S. 302.
  2. Mährisch-Schlesischer Sudetengebirgsverein (Hrsg.): „100 Jahre Mährisch-Schlesischer Sudetengebirgsverein“, Kirchheim/Teck, 1981, S. 8
  3. Emil Imm: „75 Jahre Dienst an der Heimat 1883-1958“, Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine e. V., Stuttgart, 1958, S. 115
  4. Mährisch-Schlesischer Sudetengebirgsverein (Hrsg.): „100 Jahre Mährisch-Schlesischer Sudetengebirgsverein“, Kirchheim/Teck, 1981, S. 8f.
  5. http://www.mssgv.de/index2.htm
  6. http://www.wanderindex.de/wanderverbaende/hauptverband/eichendorffplakette.html