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vom 12.07.2021, aktuelle Version,

Peterskirche (Wien)

Peterskirche, vom Graben aus gesehen

Die Rektoratskirche St. Peter ist eine römisch-katholische Kirche im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Das heutige Kirchengebäude wurde 1733 vollendet und geweiht. Die seelsorgliche Betreuung der Peterskirche wurde 1970 vom Wiener Erzbischof Kardinal König Priestern des Opus Dei übertragen.[1]

Die erste Peterskirche

Ausschnitt aus Jacob Hoefnagels Wiener Vogelschau von 1609: Der Graben, rechts unten die erste Peterskirche.

Die erste Peterskirche, von der heute keine sichtbaren Reste mehr vorhanden sind, ging bis auf die Spätantike zurück und war somit die älteste Kirche und Pfarre der Stadt Wien. Sie entstand in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, indem ein Kasernengebäude des römischen Lagers Vindobona zu einer einschiffigen Saalkirche basilikaler Art umgebaut wurde. Weitere Umbauarbeiten folgten, das Gebäude wurde später gotisiert, wobei man das Langhaus in drei ungleiche Schiffe aufteilte. Der Turm war rechteckig und dreigeschoßig, an den Ecken befanden sich Fialtürme, die von einem zentralen, höheren Turm mit Kreuz überragt wurden. Wie das Innere dieser Kirche ausgesehen hat, ist unbekannt. Lediglich aus der spätgotischen, 1399 angebauten Valentinskapelle sind Steinretabel, die mit 1510/15 datiert werden, erhalten geblieben.[2] Die Kirche war von Krämerläden umgeben und in einem Anbau befand sich die „Stadtguardia“, der Vorläufer der modernen Polizei.

Die Kirche selbst soll von Kaiser Karl dem Großen um 792 gegründet worden sein, was jedoch nicht nachgewiesen ist. Erstmals wird 1137 eine Kirche des heiligen Petrus in Wien urkundlich erwähnt (im Rahmen der Vorgeschichte für den Bau der Stephanskirche, auf die auch die Pfarrrechte von St. Peter übergehen sollten).[3] Gegen Ende des 12. Jahrhunderts fiel die Kirche an das Schottenstift. Im Jahr 1661 brannte das Gebäude aus und wurde nur notdürftig instand gesetzt. Der Beschluss, eine neue Kirche zu bauen, wurde allerdings erst 1676 mit der Übersiedelung der Erzbruderschaft der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Angriff genommen.

Der Neubau

Grundriss der Kirche

Um 1701 wurde auf Initiative Kaiser Leopolds I. mit dem Neubau begonnen. Die alte Peterskirche, die wohl schon ziemlich verfallen war, wurde mitsamt dem umliegenden Friedhof abgerissen. Die Planung und der Baubeginn (Fundamente) der neuen Peterskirche erfolgten unter Gabriele Montani. Ab 1703 setzte Johann Lucas von Hildebrandt den Bau nach verändertem Plan fort und 1708 war er im Rohbau vollendet. Sein Bauführer war Franz Jänggl, auch Baumeister Francesco Martinelli ist dokumentiert.[4] Der Steinmetzauftrag wurde dem Wiener Meister Johann Carl Trumler übergeben, der den erforderlichen harten Kaiserstein, unter anderem für den umlaufenden Sockel, aus dem kaiserlichen Steinbruch anforderte.

Die Bauarbeiten zogen sich noch bis 1722 hin, erst zu diesem Zeitpunkt war der Bau größtenteils abgeschlossen. Die neue Kirche war der erste Kuppelbau des barocken Wien. Das Sakralgebäude verfügt über eine sehr kompakte Form, einen ovalen Innenraum mit erstaunlich viel Platz und rechteckigen Anbauten. Der Kuppelraum wurde hauptsächlich von Matthias Steinl gestaltet. Die Freskenausstattung hatte Andrea Pozzo begonnen, dessen Ausmalungen man nach seinem Tod wieder entfernte, sodass 1713 Johann Michael Rottmayr mit einem völlig neuen Programm beginnen konnte. Der Hochaltar stammt von Antonio Galli da Bibiena (Aufbau) und Martino Altomonte (Altarbild). Im Laufe der Jahre ist die Bemalung dunkler geworden, was dem Innenraum ein düsteres Aussehen verlieh.

Portal

Joachim Georg Schwandtner, Superintendent der Erzbruderschaft der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, stiftete einen Portalvorbau, der 1751–1753 nach Plänen von Andrea Altomonte aus Gutensteiner Marmor angebaut wurde. Weitere Steinmetzarbeiten, wie die Stufensteine, lieferte Meister Johann Michael Strickner aus Kaisersteinbruch.[5]

Im Biedermeier galt die Peterskirche als eine der populärsten Kirchen der Karwoche, in der die Bevölkerung an möglichst vielen verschiedenen der für diesen Zweck errichteten Heiligen Gräbern der Kirchen ihre Andachten verrichtete:

Bei Sankt Peter ist ein schönes, fast heiteres Grab, und vorzüglich schön und herzerhebend sind dort die sogenannten Lamentationen.[6]

Von 1998 bis 2004 wurde die Kirche renoviert, wodurch auch die Bemalung ihre Farbenpracht und Helligkeit zurückerhielt.

Zugang

Die Peterskirche befindet sich auf dem Petersplatz, unmittelbar neben dem Graben, kurz nach (westlich) der Pestsäule. Dort durchschneidet die Habsburgergasse die Fußgängerzone (danach Jungferngasse) und führt direkt zur Kirche. Die Peterskirche verschwindet fast zwischen den hohen Häusern, und sie ist erst zu sehen, wenn man davorsteht.

Ausstattung

Altar, Taufstein, Kanzel und weiteres

Innenansicht mit Blick Richtung Hochaltar
Kanzel

Der Altar in der Apsis besteht aus einem Altartisch mit Predella, die von einem Bildnis des Kirchenpatrons, dem Heiligen Petrus, geschmückt wird. In der Apsis ist ein mehrere Meter hohes Wandbild enthalten, das Szenen aus der Bibel zeigt. Rechts und links auf dem Altartisch befinden sich kleine weiße Marmorfiguren. Der runde Kanzelkorb ist wohl aus Speckstein gearbeitet, ihm sind vergoldete Reliefs und Putten angefügt. Auf dem Schalldeckel befindet sich eine vergoldete Kreuzigungsgruppe. Der Taufstein, ebenfalls rund aber auf einem achteckigen Fuß, besteht aus grau-weiß marmoriertem Gestein und trägt einen geschmückten Kupferdeckel. Die Kirchenbänke sind noch aus der barocken Ausstattung erhalten. Sie besitzen aufwändig geschnitzte Seitenteile, auf denen Putten gruppiert sind. In den Seitenschiffen sind Nebenaltäre eingefügt.

Orgel

Blick auf Empore und Orgelgehäuse

Die heutige Orgel wurde 1903 von dem Orgelbauer Franz Josef Swoboda erbaut, das Orgelgehäuse stammt von Gottfried Sonnholz und aus dem Jahre 1751.[7] Das Kippventilladen-Instrument hat 34 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind pneumatisch.[8]

I Hauptwerk C–g3
Prinzipal 16′
Bourdon 16′
Prinzipal 8′
Gamba 8′
Flute harmonique 8′
Octave 4′
Flöte 4′
Superoktave 2′
Cornett 513
Mixtur 223
Trompete 8′
II. Manualwerk C–g3
Gedeckt 8′
Salicional 8′
Prästant 4′
Flöte 4′
Quinte 223
Oktav 2′
Progress harmonique 223
Basson Oboe 8′
III Schwellwerk C–g3
Philomela 8′
Aeoline 8′
Engelstimme 8′
Prinzipal 4′
Gemshorn 2′
Vox humana 8′
Pedalwerk C–f1
Contrabass 32′
Prinzipalbass 16′
Violonbass 16′
Subbass 16′
Quintbass 1023
Oktavbass 8′
Cellobass 8′
Sopran 4′
Posaune 16′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II; I/P, II/P, III/P; Superoktav I, II 4' I, III 4' I, Superoktav II, III 4' II, Superoktav III; II 16' I, III 16' I, III 16' II; I 8' ab
  • Spielhilfen: 2 freie Kombinationen, Auslöser, 5 feste Kombinationen (pp, p, mf, f, pleno), Registercrescendo (Walze), Pedalhebel für Schwellkaste III Manual, Tremulant Vox humana 8' (III, stillgelegt), Handregistrierung fest, Rohrwerke, Walze ein, automatische Pedalumschaltung

Literatur

Commons: Peterskirche (Wien)  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peterskirche Wien
  2. Baugeschichte auf der Homepage der Peterskirche, abgerufen am 18. Dezember 2015
  3. Ferdinand Opll: Die Wiener Stephanskirche vor ihrer Erstnennung. In: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien JbVGStW 75, Jahrgang 2019. ISSN 1027-8788 S. 153–179.
  4. Martinelli Francesco (Franz). In: Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 4, 1995, ISBN 3-218-00546-9.
  5. Robert Seemann, Herbert Summesberger: Wiener Steinwanderwege, die Geologie der Großstadt. Peterskirche. Verlag Christian Brandstätter, 1999, ISBN 3-85447-787-2, S. 69–70.
  6. Adalbert Stifter: Aus dem alten Wien: Mit über 200 Fußnoten zum besseren sprachlichen und historischen Verständnis. edition:nihil.interit, Wien, S. 178.
  7. Herbert Rotter: Die ORGELN der Rektoratskirche St. Peter / Wien I. 2017, S. 2, 5.
  8. Nähere Informationen zur Orgel: OrganIndex


Weiterführendes

-- Lanz Ernst, Montag, 5. Februar 2024, 23:27