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vom 01.06.2022, aktuelle Version,

Rolf Ziegler (Soziologe)

Rolf Ziegler (* 22. Juli 1936 in Stuttgart) ist ein deutscher Soziologe.

Leben

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und Soziologie an der Technischen Hochschule Stuttgart und an der Universität Köln (dort 1960 Diplom-Volkswirt) promovierte Ziegler 1967 in Köln zum Dr. rer. pol. und habilitierte sich dort 1971 mit der Schrift Theorie und Modell. Der Beitrag der Formalisierung zur soziologischen Theorienbildung. Im gleichen Jahr wurde er dort auch zum Wissenschaftlichen Rat und Professor ernannt und folgte sodann einem Ruf auf ein Ordinariat nach Kiel. 1975 wurde er an die Universität Wien berufen, zwei Jahre später an die Universität München.1999 wurde er dort emeritiert.

1995/96 erfolgte die Wahl zum Ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1999 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Seit 2008 ist Ziegler Mitglied der European Academy of Sociology.

Arbeitsfelder

Ziegler orientiert sich am Kritischen Rationalismus, legt einen Schwerpunkt auf die Anwendung mathematischer Verfahren und auf die Modellierung sozialer Systeme und trat als Organisationssoziologe hervor. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeiten waren neben der Methodologie quantitativer empirischer Forschung die Analyse sozialer Netzwerke und die Rational-Choice-Theorie.

Rolf Ziegler hat (neben Hans J. Hummell) entscheidend zur Rezeption und Weiterentwicklung der Mathematischen Soziologie im deutschsprachigen Raum beigetragen. Ab 1974 organisierte er jährlich internationale Fachkonferenzen zur Anwendung mathematischer Verfahren in den Sozialwissenschaften („MASO“-Tagungen), gefördert durch die Werner-Reimers-Stiftung in Bad Homburg v.d.H. An diesen Konferenzen nahmen international führende Experten wie Raymond Boudon, James S. Coleman, Mark S. Granovetter, Harrison C. White oder Anatol Rapoport teil. Später entstand aus diesen Tagungen die bis heute aktive Sektion „Modellbildung und Simulation“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

Ziegler leitete in den späten 1970er- und den 1980er-Jahren mehrere empirische Forschungsprojekte zu Personal- und Kapitalverflechtungen in der deutschen Wirtschaft. Seine organisationssoziologischen Arbeiten behandelten unter anderem Fragen aus der Forschung zum Erfolg von Betriebsgründungen. Dazu wurden Hypothesen aus der Humankapital- und der Transaktionskostentheorie sowie Ideen aus der Organisationsökologie angewendet und empirisch geprüft. Die Beiträge seiner Forschungsgruppe, zu der unter anderem Josef Brüderl, Peter Preisendörfer und Thomas Hinz gehörten, fanden auch international Beachtung.

Literatur

  • Josef Brüderl, Peter Preisendörfer, Rolf Ziegler: Der Erfolg neugegründeter Betriebe. Eine empirische Studie zu den Chancen und Risiken von Unternehmensgründungen. 3., erweiterte Auflage. Duncker & Humblot, Berlin 2009, ISBN 978-3-428-12611-8.
  • Andreas Diekmann, Thomas Voss (Hrsg.): Rational-Choice-Theorie in den Sozialwissenschaften. Rolf Ziegler zu Ehren. (= Scientia Nova). R. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-56644-X.
  • Frans N. Stokman, Rolf Ziegler, John Scott (Hrsg.): Networks of Corporate Power. A Comparative Analysis of Ten Countries. Polity Press, Oxford 1985.
  • Albin Hänseroth: Ziegler, Rolf. In: Wilhelm Bernsdorf, Horst Knospe (Hrsg.): Internationales Soziologenlexikon. Bd. 2: Beiträge über lebende oder nach 1969 verstorbene Soziologen. 2. Auflage. Enke, Stuttgart 1984, ISBN 3-432-90702-8, S. 954 f.
  • Rolf Ziegler: Theorie und Modell. Der Beitrag der Formalisierung zur soziologischen Theorienbildung. R. Oldenbourg, München 1972, ISBN 3-486-47501-0.
  • Rolf Ziegler: Chancen und Herausforderungen – Ein autobiographischer Rückblick. In: Monika Jungbauer-Gans, Christiane Gross (Hrsg.): Soziologische Karrieren in autobiographischer Analyse. VS Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17220-0, S. 53–74.