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vom 09.11.2019, aktuelle Version,

Villa Hahn (Baden)

Plan von Otto Wagner aus dem Jahre 1885
Renovierung 2012
2013
Naturschutztafel

Die Villa Hahn ist eine für Samuel Ritter von Hahn gebaute Otto-Wagner-Villa in Baden bei Wien. Sie steht samt dem Nebengebäude unter Denkmalschutz.

Geschichte

Die Villa wurde von Otto Wagner für den Generaldirektor der k.k. priv. österreichischen Länderbank, Samuel Ritter von Hahn (1837–1915), geplant und 1885–87 durch den Badener Baumeister Anton Breyer[1] an Stelle der 1884 um 50.000 Gulden erworbenen Villa Duport [2] errichtet. Zum Haupthaus kamen Gartenhaus, Glashaus, Palmenhaus, Kegelbahn, Tennisplatz, Wasserbecken und Grotte hinzu.[3]

Nach dem Tode Hahns gelangte die Villa in den gemeinsamen Besitz der drei Töchter, 1925 ins Eigentum der jüngsten Tochter, Margarethe. 1938–48 war deren nichtjüdischer Ehemann, Paul Aulegk, Inhaber der somit dem Zugriff der Nationalsozialisten entzogenen Liegenschaft.[4] 1951 kaufte die Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter (PVArb) von den Erben Hahns die Villa samt Grundstück im Ausmaß von 18.000 m², um dort eine Art von Rheumazentrum zu erproben. Die Stadtgemeinde versagte jedoch der Versicherungsanstalt die Einleitung des für den Heilbetrieb notwendigen Schwefelwassers, das Projekt versandete, und die Villa verfiel gezielt, damit das Areal veräußert werden konnte.

Im Mai 1984 stellte die PVArb beim Bundesdenkmalamt einen Antrag auf Bewilligung der Zerstörung sämtlicher Objekte der sog. Villa Hahn samt Nebengebäude, welcher noch im selben Jahr mit Bescheid abgewiesen wurde. Auf Abweisung einer in der Folge von der Versicherung geführten Beschwerde wurden vom Verfassungsgerichtshof im Oktober 1986 erkannt.[5]

Gegen den Abbruchantrag hatte sich eine Initiative um den Badener Architekten Gerhard Lindner[6] gegründet. Ihr gelang es schließlich, zumindest die Schleifung des Hauptgebäudes zu verhindern. Der von Otto Wagner gleichsam großzügig konzipierte Park sowie ein Teil des Nebengebäudeensembles konnten aber nicht gerettet werden.[Anm. 1]

Auf Teilen des einstigen Parks entstand 1987/88 eine Reihe von eingeschoßigen Reihenvillenbauten. Das Haupthaus selbst wurde am 15. Dezember 1988 wieder eröffnet.[3] Einige der Bäume im Garten der Villa Hahn sind seit April 1988 als Naturdenkmäler ausgewiesen.

Architektur

Die Villa ist zweigeschoßig und fünfachsig, zwischen den beiden Seitenrisaliten mit ihren Mansarddächern springt ein monumentaler Säulenportikus vor, darüber die Terrasse des mezzaninartigen Obergeschoßes. An der Gartenfassade ein kräftiger Doppelsäulenportikus, darüber ebenfalls eine Terrasse mit einer einläufigen Treppe in den Garten. Der Baustil ist späthistoristisch, er bildet den Übergang zu Wagners strengem tektonischen Stil der Stadtbahnbauten. Das Nebengebäude ist ein hufeisenförmiger biedermeierlicher Bau auf einem Keller aus dem 16. Jahrhundert. Das Gebäude wurde 1889 zu einem Gartenhaus und zu einer Dienerwohnung adaptiert und ein Glashaus angebaut.[7]

Literatur

In der Villa Hahn hatte Arthur Schnitzler sein Stück Das weite Land angesiedelt.[Anm. 2] Im Jahr 2005 wurde das Stück im Rahmen eines Sommertheaters einige Male aufgeführt.[8][9]

  Commons: Villa Hahn  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bettina Nezval: Villen der Kaiserzeit. Sommerresidenzen in Baden. 2., erweiterte Auflage. Berger, Horn/Wien 2008, ISBN 978-3-85028-476-9. S. 167
  2. Locales. (…) Villa Duport. In: Badener Bezirks-Blatt, Nr. 5/1884, 15. Jänner 1884, S. 1, oben rechts. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bbb.
  3. 1 2 Viktor Wallner: Häuser, Menschen und Geschichten – ein Badener Anekdotenspaziergang. Gesellschaft der Freunde Badens, Baden 2002. S. 138f
  4. Thomas Eliser Schärf: Die Familie Samuel Ritter von Hahn (Memento des Originals vom 8. Februar 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.juedischegemeinde.at. In: juedischegemeinde.at, 2003, abgerufen am 12. September 2011.
  5. Verfassungsgerichtshof (VfGH): Geschäftszahl B164/85, Entscheidungsdatum 01.10.1986. In: ris.bka.gv.at, abgerufen am 4. Juli 2017.
  6. Elisabeth Koller-Glück, Otto Wagner (Ill.), Verein Projektgruppe Otto Wagner Villa Hahn (Hrsg.): Die Villa Hahn in Baden. Quadrato-Verlag, Wien 1986, ISBN 3-900624-01-1.
  7. Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich südlich der Donau. Teil 1, A bis L. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-364-X, S. 224.
  8. Das Ende einer Epoche in der Wiener Zeitung vom 18. Juni 2005 abgerufen am 6. Juli 2015
  9. Schnitzler am Originalschauplatz vom 21. Juni 2005 abgerufen am 6. Juli 2015

Anmerkungen

  1. 1987 war vom Bundesdenkmalamt entschieden worden, dass die vom Liegenschaftseigentümer abgebrochene Kleine Villa wiederaufgebaut werden müsse. Kurz notiert. Villa Hahn. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 5. August 1987, S. 15 (arbeiter-zeitung.at – das offene Online-Archiv Digitalisat).
  2. Diese in Medien und einschlägiger Literatur wiederzufindene Behauptung hat zur Grundlage, dass Schnitzler, der unter anderem als Radfahrer häufig in Baden unterwegs war, wiederholt Einkehr hielt in der dem Sanatorium Esplanade (Helenenstraße 40) vorangegangenen Wirtschaft Deisenhofer, von deren Garten man auf Achse der über die Schwechat führende Hildegard(e)brücke die Villa Hahn vor Augen hatte. Die Liegenschaft bot im Vergleich zu der diesseits der Schwechat und nächst Deisenhofer gelegenen Villa Bylandt-Rheidt (St.-Genois-Schlössl), Helenenstraße 19–21 (ab 1926 Thermalstrandbad Baden), möglicherweise formale Inspiration, sah jedoch Schnitzler nachweislich nie als Gast, im Gegensatz zu dem von Friedrich Eckstein und dessen Ehefrau Bertha Diener in jenen Jahren geführten Haus.