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vom 20.06.2019, aktuelle Version,

Wehrburg (Prissian)

Wehrburg
Wehrburg

Wehrburg

Alternativname(n): Werberg
Entstehungszeit: 13. Jahrhundert
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: zwei Wohntürme und ein Pallas
Ständische Stellung: Ministerialburg
Ort: Prissian
Geographische Lage 46° 32′ 56,3″ N, 11° 11′ 8,9″ O
Wehrburg (Südtirol)
Wehrburg

Die Wehrburg (auch Werberg) – im 13. Jahrhundert als Wehrburg erbaut – ist eine Burg in Prissian in der Südtiroler Gemeinde Tisens.

Anlage

Die Höhenburganlage besteht aus zwei Wohntürmen, dem Ostturm (mit ca. 9 × 9 m Grundriss) und dem Nordwestturm (ca. 11 × 11 m), beide etwa 18 m hoch und mit Pyramidendächern gedeckt, dazu einer Kapelle und dem Palas, die sich um den inneren Burghof gruppieren. Die Türme entstanden im 13. Jahrhundert, die beiden obersten Turmgeschosse wurden wohl im 16. Jahrhundert aufgesetzt.[1] Die ursprüngliche Burgkapelle im ersten Obergeschoss des Ostturms enthält eine rundbogige Fensternische, die im italienischen Stil des frühen 15. Jahrhunderts ausgemalt ist mit einem Schmerzensmann, einer Muttergottes mit Kind, Heiligenfiguren und Wappen.

Der Burghof wird nach Süden von einem dreigeschossigen, langgestreckten und etwas geknickten Palasgebäude begrenzt, das möglicherweise aus einem 1420 erwähnten Wirtschaftsgebäude entstanden ist.[2] In einem der Räume des Untergeschosses befindet sich ein Wandgemälde aus dem 15. Jahrhundert, welches das Andrian'sche Wappen zeigt. Die 1474 geweihte Burgkapelle ist ein freistehender Bau unter dem Patrozinium des Heiligen Erasmus. Die auf dem Altar stehende Pietà aus grauem Sandstein (um 1420) befand sich zuvor in einer um 1900 angebrachten Bogennische oberhalb eines neuromanischen Fensters des Ostturms.

Geschichte

Die Wehrburg wurde, wie die Mayenburg in Völlan, von den Grafen von Eppan der Ultner Linie errichtet, und zwar als Verwaltungssitz sowie zur Überwachung der Verkehrsverbindung vom Etschtal über den Gampenpass in das Nonstal, deren Weg von Nals über Prissian führt. Zu den Ministerialen der Grafen von Eppan-Ulten gehörten die Herren von Nordheim und Sarnthein, von deren Geschlecht sich einige auch nach ihren Burgen von Holz, von Zobel und von Tisens benannten. 1261/63 sind die Brüder Ulrich und Otto von Tisens und Werberg erwähnt. Nach dem Aussterben der Eppan-Ulten 1248 fielen die Nordheimer und ihre Burgen wohl an das Hochstift Trient, wodurch sie in kriegerische Auseinandersetzungen mit Graf Meinhard II. von Görz-Tirol verwickelt wurden, auf dessen Seite sie sich bald stellten.

Die Wehrburg

Die Tochter Heinrichs von Werberch († 1323), Adelheid, heiratete 1332 Eghard Murenteiner von Andrian und brachte ihm Besitzanteile an der Wehrburg zu. 1351/55 sind die Eheleute Reinbrecht von Wehrberg und Katharina von Greifenstein mit Weinbesitz in Gries bei Bozen bezeugt.[3] In weiterer Folge kam es zu Erbschaftsstreitigkeiten mit anderen Werbergern, 1411 jedoch wurde Jakob Murendeiner von Andrian mit dem gesamten Lehen der Wehrburg investiert und nannte sich von da an von Andrian-Werburg. Hans Veit von Andrian-Werburg stiftete um 1520 zwei wappengeschmückte Glasfenster für die Maria-Himmelfahrts-Kirche in Tisens. Zum Besitz der Wehrburg gehörten mehrere Gutshöfe und Ansitze, so der Freisitz Burg Wolfsthurn in Andrian, das Schenkengut in Terlan sowie in Prissian der Mayrhof am Thurn (Saltenbüchl), der Kemathof und die Fahlburg. Nach dem Tod des Erasmus von Andrian-Werburg 1587 wurde dieser Besitz aufgeteilt. 1798 erlosch die Wehrburger Linie der Familie mit Joseph Bernardin, worauf das Lehensgut von der landesfürstlichen Kammer eingezogen wurde. Die steirische Linie der Freiherren von Andrian-Werburg konnte sich mit ihrer Forderung nach Übertragung der Lehnsrechte nicht durchsetzen.

Die schon im 18. Jahrhundert heruntergekommene Burg kam in bäuerlichen Besitz und verfiel immer mehr. 1898 erwarb sie der Gesandte und Kämmerer Adalbert Freiherr Eperjesy von Szászváros und Tóti, der die Türme überdachen ließ, die Räume des Palas wieder bewohnbar machte und mit 6 alten Kachelöfen ausstattete, während seine Frau die mittelalterlichen Wandmalereien mit Lack überzog und mit Ölfarben übermalte.[4] Neu angebrachte Ausmalungen der Räume wurden ab 1925 ersetzt. Die umfangreiche Antiquitätensammlung des Barons wurde nach seinem Tod 1916 zerstreut. Nach verschiedenen Nutzern erwarben 1927 der britische Oberst Arthur Rudston Brown die Burg sowie 1956 Hermann Holzner, der Besitzer des Gasthofs Mohrenwirt in Prissian, der sie zu einem Schlosshotel umbaute, das seine Nachkommen bis heute betreiben.

Literatur

  • Oswald Trapp: Tiroler Burgenbuch. II. Band: Burggrafenamt. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 1980, S. 293–299.
  Commons: Wehrburg (Prissian)  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Oswald Trapp: Tiroler Burgenbuch. Band 2, Bozen 1980, S. 289.
  2. Elfriede Zöggeler-Gabrieli: Die Wehrburg bei Prissian. In: ARX. (Zeitschrift für) Burgen und Schlösser in Bayern, Österreich und Südtirol, herausgegeben vom Südtiroler Burgeninstitut, Bozen, 38. Jahrgang, 2016, H. 1, S. 3–12.
  3. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 326 ff., Nr. 652 u. 666.
  4. Olga Majeau: Brosamen für den blauen Vogel. Bettina von Arnim und ihre Nachfaren: eine europäische Familiengeschichte. btb 2016, Kap. 4.