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Hoeflich, Eugen#

Moshe Ya'akov Ben-Gavriêl (ab 1927)


* 15. 9. 1891, Wien

† 17. 9. 1965, Jerusalem


Schriftsteller, Korrespondent


Eugen Hoeflich wurde am 15. September 1891 als Sohn eines Arztes in einer jüdischen Familie in Wien-Ottakring geboren.

Nach dem Besuch des Gymnasiums schloss er seine Schulausbildung mit einem Diplom der Neuen Wiener Handelsakademie ab und begann als Beamter einer Versicherungsgesellschaft zu arbeiten. Gleichzeitig engagierte er sich bereits kulturpolitisch (u.a. im "Verband Jüdischer Künstler Wien").


Im Ersten Weltkrieg geriet Eugen Hoeflich an die Ostfront und damit in die Welt des Ostjudentums, wurde 1915 verwundet und für felduntauglich erklärt. 1917 war er als österreichisch-ungarischer Offizier für mehrere Monate im k. und k. Reservespital Jerusalem stationiert, wurde allerdings bald wegen pansemitischer Propaganda des Landes verwiesen.

Seine Begegnung mit Jerusalem wurde zu einem Schlüsselerlebnis, das seine literarischen und politischen Konzeptionen nachhaltig prägte.

Nach Kriegsende blieb Eugen Hoeflich weiterhin in militärischen Diensten (u.a. in der illegalen "Jüdischen Legion"), begann an der Universität Wien ein Arabisch-Studium und war in zahlreichen zionistischen Gruppen, wie in der Arbeiterpartei "HapoelHazair" aktiv. Er war Herausgeber und Redakteur der jüdischen Zeitschriften "Esra" (1919/20) und "Das Zelt" (1924/25).


Im März 1927 zog er die Konsequenz aus seiner politischen Überzeugung, übersiedelte – nachdem das langjährige Einreiseverbot aufgehoben worden war - nach Palästina und nahm den hebräischen Namen Moshe Ya'akov Ben-Gavriêl an. Er war zunächst palästinensischer, dann israelischer Staatsbürger.

Der den Frieden vehement propagierende ehemalige k. u. k. Offizier nahm notgedrungen noch an drei weiteren Kriegen teil: als Soldat im 2. Weltkrieg in der Jewish Brigade, im Unabhängigkeitskrieg 1948 und dann noch 1956.


Ab 1948 lebte er als freier Schriftsteller in Jerusalem und verdiente seinen Lebensunterhalt als Korrespondent für europäische Zeitungen und Journalist für die örtlichen europäischsprachigen Zeitungen, wie der englischsprachigen "Palestine Post".
Erst ab den 1950er-Jahren war diese Form der Existenzsicherung für ihn nicht mehr notwendig – er war zu dieser Zeit ein erfolgreicher Schriftsteller. In vielen israelischen Anthologien wurde er trotzdem nie erwähnt, weil er als einer der ersten bereits Anfang der 1950er-Jahre eine Verständigung mit Deutschland gesucht hatte.


Seit seinem ersten Palästina-Aufenthalt vertrat Ben-Gavriel die Philosophie des Pansemitismus - eine geistige Rückkehr der Juden zu ihren orientalisch-asiatischen Ursprüngen. Politischer Ausdruck dieser Hoffnung war die Errichtung eines binationalen Staates in Palästina, in dem Juden und Araber, ähnlich wie die Schweizer in Kantonen, friedlich zusammenleben. In seinen Romanen ist die jüdisch-arabische Freundschaft immer wieder Thema.


Eugen Hoeflich / Moshe Ya'akov Ben-Gavriel zählt zu den bedeutendsten zionistischen Publizisten des 20. Jahrhunderts. Hervorzuheben ist sein lebenslanges Engagement für eine jüdisch-arabischen Verständigung und seine Mittlertätigkeit zwischen dem Nachkriegsdeutschland und dem jungen Staat Israel.

Zwischen 1915 und 1956 hatte er (mit kleineren Unterbrechungen) Tagebücher geführt, die in seinem Teilnachlass in der Handschriftenabteilung der "Jewish National and University Library" in Jerusalem aufbewahrt sind.

Werke (Auswahl)#

  • Der Weg in das Land. Palästinensische Aufzeichnungen, 1918
  • Der rote Mond. Gedichte, 1920
  • Feuer im Osten, 1920
  • Die Pforte des Ostens. Das Arabisch-Jüdische Palästina vom Panasiatischen Standpunkt aus, 1923
  • Haran. Roman (12 Fortsetzungen in Hamburger Israelitisches Familienblatt, 1928
  • Hefker oder Das Kaleidoskop. Roman (49 Fortsetzungen in HIF, Beilage "Jüdische Bibliothek", 1928
  • Orientabteilung 3 (Fortsetzungen in Israelitisches Familienblatt, Bibliotheksbeilage, 1931
  • Kleines Palästinabuch für empfindsame Reisende, 1938
  • Frieden und Krieg des Bürgers Mahaschavi, 1952 (mehrere Auflagen)
  • Das anstößige Leben des Großen Osman, 1955
  • Kumsits. Geschichten aus der Wüste, 1956
  • Israel. Wiedergeburt eines Staates, 1957
  • Das Haus in der Karpfengasse, 1958
  • Der Mann im Stadttor. Roman, 1960
  • Herausgeber: Albert Ehrenstein, Ausgewählte Aufsätze, 1961
  • Die sieben Einfälle der Thamar Dor (Kriminalroman), 1962
  • Die Flucht nach Tarschisch. Ein autobiographischer Bericht, 1963
  • Ein Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Eine Doppel-Novelle, 1963
  • Die Gedichte des M. Y. Ben-Gavriêl, 1964
  • Kamele trinken auch aus trüben Brunnen. Roman, 1965
  • Ein Löwe hat den Mond verschluckt. Erzählung, 1965

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl