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Kohn, Walter#


* 9. 3. 1923, Wien

† 19. 4. 2016, Santa Barbara, Kalifornien (USA)


Physiker
Nobelpreisträger für Chemie 1998

Walter Kohn
Walter Kohn.
Foto: Markus Pössel. Aus: Wikicommons unter CC

Walter Kohn wurde am 9. März 1923 in Wien als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater Salomon Kohn führte den - gemeinsam mit seinen Brüdern gegründeten - Postkartenverlag "Brueder Kohn".

Nach der Volksschule besuchte er das akademische Gymnasium in Wien, musste jedoch nach dem "Anschluss" 1938 auf eine jüdische Schule wechseln.

Seinem Vater gelang es noch 1939 dafür zu sorgen, dass Walter und seine Schwester Minna mit einem sogenannten "Kindertransport" nach London entkommen konnten. Den Eltern - Salomon und Gittl Kohn - war es nicht mehr möglich zu emigrieren; sie wurden ins KZ Theresienstadt deportiert und kamen kurz vor Ende des Krieges ums Leben.

Er lebte in England bei einer Pflegefamilie und konnte noch ein paar Monate die Schule besuchen, bis er 1940 als deutscher Staatsangehöriger auf der britischen Kriegsgefangeneninsel 'Isle of Man' interniert wurde. Anschließend war er in verschiedenen Internierungscamps in Kanada: er hat gearbeitet, Forstarbeit verrichtet, aber auch studiert und eine Art "Vorabitur” an der McGill University abgelegt. 1942 wurde er aus dem Lager entlassen und von einer kanadischen Familie aufgenommen. Er begann ein Physikstudium an der Toronto University und diente im letzten Kriegsjahr freiwillig in der kanadischen Armee. (In Europa kam er jedoch als "Deutscher” nicht zum Einsatz.)

Nach Kriegsende schloss er sein Physikstudium mit dem Magister-Grad ab und ging er mit einem Stipendium nach Harvard. Dort studierte er bei Julian Schwinger, der 20 Jahre später den Nobelpreis für Physik erhielt und promovierte bereits 1948 (mit einer Arbeit zur Streutheorie aus dem Bereich der Quantenmechanik) in Physik.

Anschließend war er zwei Jahre als Assistent für die Elementarteilchenphysik bei Julian Schwinger tätig und arbeitete von 1950 bis 1952 am Niels Bohr Institut in Kopenhagen. 1952 kehrte Kohn in die USA zurück und nahm eine Stelle als 'Assistant Professor' am "Carnegie Institute of Technology” an.

Ab 1953 bis Mitte der 1960er Jahre war er regelmäßig für "Bell Laboratories" tätig, wo er u. a. mit William B. Shockley und Joaquin M. Luttinger z. B. über die Theorie der Störstellen in Halbleitern zusammenarbeitete.

Walter Kohn legte u.a. den theoretischen Grundstein für die Halbleiter-Technologie und entdeckte (1959) die nach ihm benannte "Kohn-Anomalie" bei Supraleitern. Während eines Aufenthaltes in Paris entstand 1964 - gemeinsam mit P. Hohenberg, die erste Arbeit zur Dichtefunktionaltheorie.
(Hier konnte gezeigt werden, dass der Grundzustand eines Systems wechselwirkender Elektronen durch seine Dichte eindeutig bestimmt ist. Aus diesem Hohenberg-Kohn Theorem leitete Walter Kohn zusammen mit L.J. Sham die berühmten Kohn-Sham Gleichungen ab. )

1960 kam Walter Kohn als Professor für Theoretische Physik an die University of California in San Diego, bevor er als erster Direktor an das neugegründete "Institute for Theoretical Physics" der National Science Foundation nach Santa Barbara berufen wurde, dessen Direktor er bis 1984 blieb und wo er bis zu seiner Emeritierung 1991 tätig war.


Prof. Walter Kohn war Autor von mehr als 200 wissenschaftlichen Arbeiten; mehrere Methoden und Theorien sind nach ihm benannt (Korringa-Kohn-Rostoker-Methode, Hohenberg-Kohn-Theorem, Kohn-Sham-Gleichungen u.a.)

Walter Kohn erhielt 1998 (zusammen mit John Pople) den Nobelpreis für Chemie 1998 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der theoretischen Festkörperchemie und -physik.


Walter Kohn war seit 1957 (nach Zurücklegung der kanadischen Staatsbürgerschaft) US-amerikanischer Staatsbürger und lebte mit seiner zweiten Frau in Santa Barbara in Kalifornien.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Oliver Buckley Prize, 1960
  • Davisson-Germer Prize, 1977
  • National Medal of Science, 1988
  • Feenberg Medal, 1991
  • Nobelpreis für Chemie, 1998
  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, 1999
  • Ehrendoktorat der TU Dresden, 2002
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich, 2009
  • Ehrendoktorat der Universität Wien, 2012

Mitgliedschaften#

  • Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, seit 1963
  • Mitglied der National Academy of Sciences, seit 1969
  • Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), seit 2011
  • auswärtiges Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften, seit 2006

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl