!!!Molden, Otto

~* 13. 3. 1918, Wien

† 15. 6. 2002, Paphos (Zypern)


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Kulturpolitiker
Gründer des "Forum Alpbach"


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Otto Molden wurde am 13.  März 1918 in Wien geboren.


Sein Vater [Ernst Molden|AEIOU/Molden,_Ernst] war zu dieser Zeit k.u.k. Diplomat, war später Chefredakteur der "Neuen Freien Presse" und gründete 1946 schließlich die Tageszeitung "Die Presse". Moldens Mutter [Paula von Preradović|AEIOU/Preradović,_Paula_von] war die Verfasserin des Textes der österreichischen Bundeshymne. Ottos jüngerer Bruder [Fritz Molden|Biographien/Molden,_Fritz] machte sich nach dem Krieg als Journalist und Publizist einen Namen. 

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Otto Molden gehörte ab 1930 einer Schüler- und Studentenorganisation an, die aktiv Widerstand gegen Hitler leistete. Nach einigen Verhaftungen wurde er zur Wehrmacht eingezogen, desertierte aber 1944, war aktiv am Aufbau der Widerstandsgruppe O5 beteiligt und flüchtete wie sein Bruder Fritz in die Schweiz.


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Nach dem Krieg studierte er Geschichte und Staatswissenschaft. 

1945 - als 27-jähriger Student - gründete er gemeinsam mit Simon Moser, einem Dozenten für Philosophie an der Universität Innsbruck, und einer Gruppe von Innsbrucker Professoren und Studenten die "Internationalen Hochschulwochen".

Aus diesen Zusammenkünften der ersten Jahre, die durch ausgedehnte Gespräche und Diskussionen zwischen StudentInnen und ProfessorInnen geprägt waren, ging 1949 das "[Europäisches Forum Alpbach|AEIOU/Europäisches_Forum_Alpbach]" hervor und einige Monate später das Österreichische College als unabhängige Kulturorganisation und Träger der Alpbacher Veranstaltungen.


In der Notsituation nach Kriegsende war es ein großer Glücksfall, dass die ersten Hochschulwochen in dem Tiroler Dorf Alpbach Aufnahme fanden und auch weiterhin beherbergt wurden. 

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Seit damals finden alle Jahre im August die Österreichischen Hochschulwochen - seit 1949 unter dem Namen "Europäisches Forum Alpbach" statt. Zu den Teilnehmern der ersten Jahre gehörten vor allem junge Menschen, die aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagiert waren, später kamen Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kunst zum Gedankenaustausch zusammen.  


Otto Molden  leitete er das College und das Forum bis 1960, von 1960 bis 1970 widmete er sich politischen Aufgaben - der Gründung der "Föderalistischen Internationalen" und der Gründung der Europäischen Föderalistischen Parteien (EFP) in Österreich.

1970 wurde Molden wieder zum Präsidenten des Österreichischen College gewählt und blieb bis 1992 in dieser Funktion.


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1958 wurde Moldens Doktorarbeit unter dem Titel "Ruf des Gewissens - der österreichische Freiheitskampf 1938 - 1945", eine Forschungsarbeit über die österreichische Widerstandsbewegung, in Buchform veröffentlicht.  Für diese Schrift wurde er auch mit dem Preis der Theodor-Körner-Stiftung für Kunst und Wissenschaft geehrt. 

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Otto Molden war in erster Ehe mit mit der Sängerin und Staatsopern-Solistin Laurence verheiratet. Aus dieser Ehe stammen 2 Kinder, 1984 heiratete Molden ein zweites Mal.

!Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)
* Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
* Verdienstkreuz des Landes Tirol
* Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
* Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Alpbach

!Werke (Auswahl)
* Der Ruf des Gewissens. Der österreichische Freiheitskampf 1938-45, 1958
* Odyssee meines Lebens und die Gründung Europas in Alpbach, 2001


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! Essay
[{InsertPage page='Wissenssammlungen/Essays/Politik/Wir_kennen_uns_aus_Alpbach'}]

!Quellen
* AEIOU
* [ORF|http://sciencev1.orf.at/science/news/132026]
* [NEWS|http://www.news.at/articles/0225/10/36746/otto-molden]
* [Die PRESSE|https://www.diepresse.com]

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Redaktion: P. Diem, I. Schinnerl
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[{Metadata Geburtsort='Wien' Geburtsland='Österreich' Geburtsjahr='1918' Arbeitsgebiete='Forum Alpbach' Arbeitsorte='Wien, Innsbruck, Alpbach' Todesjahr='2002' Todesort='Paphos' Todesland='Zypern' Suchbegriff='Widerstand, NS, Gestapo, O5, Widerstandskämpfer, Forum Alpbach' Kontrolle='Nein'}]


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Das __Standardwerk "Ruf des Gewissens", 1958,__ beweist die Widerstandstätigkeit vieler, deren Aktivitäten heute schon wieder aus mangelnder Literaturkenntnis oder bewusster Ignoranz in Frage stehen. 

__So schildert Molden ausdrücklich die Rolle des Ritterkreuzträger Kodré__ !!!, dessen Widerstandstätigkeit von der Forschung lange nicht zur Kenntnis genommen wurde. Als Chef des Stabes im Wiener Wehrkreis und "überzeugter Österreicher" sei der __Grazer__ Kodré der Verbindungsmann zwischen der reichsdeutschen Offiziersopposition in Wien unter der Führung Oberst Graf Marognas einerseits und dem österreichischen militärischen Widerstand, geführt von Bernardis/Szokoll, gewesen.

Dieses Standardwerk, an dem Molden fünf Jahre gearbeitet hat (gedruckte Dissertation !) droht in Vergessenheit zu geraten. Es hätte sich aber eine Neuauflage oder noch besser ein E-Book unbedingt verdient, weil es sich um wissenschaftlich fundierte Zeitzeugenschaft handelt, die es jetzt schon fast nicht mehr gibt. 

Da Widerstand eine geheime Tätigkeit war, lässt er sich nur __sehr bedingt aus Akten rekonstruieren__, was den Wert des Buches von Molden praktisch unüberschätzbar macht. Wie das Beispiel Kodré zeigt, enthält es viele Informationen, die in der Folge in Vergessenheit gerieten oder bewusst ignoriert wurden.

Der ganz besondere Wert liegt darin, dass es sich nicht ausschließlich um Aktenforschung handelt, sondern um die approbierte Diss. eines Widerstandskämpfers, der die handelnden Personen persönlich kannte. Im Falle Kodré wurde durch die Militärgeschichtsschreibung lange Ignoranz geübt, was aber an der Zeitzeugenschaft Otto Moldens nichts ändert.

--Glaubauf Karl, Sonntag, 18. April 2010, 16:02