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Olbrich, Joseph Maria#

* 22. 12. 1867, Troppau (ehem. Österreich-Schlesien, jetzt: Opava Opava , Tschechische Republik)

† 8. 8. 1908, Düsseldorf (Deutschland)


Architekt, Maler und Innenarchitekt


Joseph Maria Olbrich
Joseph Maria Olbrich, 1908
© A. F. Fernandez (www.ottowagner.com)
Olbrichs Vater war ein wohlhabender Konditormeister und Wachshersteller und besaß u.a. auch eine Ziegelei, wodurch Olbrichs Interesse am Baugewerbe schon früh geweckt wurde.

Zunächst besuchte Olbrich das Gymnasium in Troppau, welches er jedoch 1879 vorzeitig verließ, um ab 1880 eine Maurerlehre bei Baumeister H. Kment in Troppau zu absolvieren.

1882 ging Olbrich erstmals nach Wien, um in die Architekturklasse der Wiener Staatsgewerbeschule einzutreten und neben seiner bautechnischen Ausbildung auch die künstlerische Seite der Architektur studieren zu können. Seine Lehrer waren u.a. J. W. Deininger und C. Sitte. 1886 absolvierte Olbrich sein Abschlussexamen mit sehr guten Noten.

Olbrich kehrte nach Troppau zurück und fing er bei der Baufirma A. Bartel als Zeichner zu arbeiten an und wurde auch leitender Architekt (1886-90).

Doch bald darauf kehrte Olbrich erneut nach Wien zurück und studiert ab 1890 an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war Schüler von K. Freiherr von Hasenauer und O. Wagner.

1893-99 war Olbrich bei seinem Lehrer und Mentor O. Wagner als Zeichner tätig. Die meisten Detailpläne für die Gebäude der Wiener Stadtbahn dürften von Olbrich stammen, doch ist dies nicht genau bekannt.

In den Jahren 1893/94 trat Olbrich eine längere Studienreise nach Italien und Nordafrika an, im Jahr darauf nach Frankreich, Deutschland und England.

Als wegen der Unzufriedenheit mehrerer Wiener Künstler 1896 die Wiener Secession als Abspaltung des Wiener Künstlerhauses gegründet wurde, zählte Olbrich neben O. Wagner und J. Hoffmann zu den Mitbegründern. Als ersten großen Auftrag errichtete er 1897/98 das Ausstellungsgebäude der Secession. Es wurde als Kampfansage gegen den Historismus angesehen und war wegbereitend für moderne architektonische Formvorstellungen – was nicht unumstritten blieb ("Zwittergeburt zwischen Tempel und Magazin", "Kreuzung zwischen einem Glashaus und einem Hochofen", "Tempel für Laubfrösche"...)

Als Olbrich sich 1898 gerade von Wagner selbstständig gemacht hatte, wurde er 1899 vom kunstinteressierten Großherzog Ernst Ludwig von Hessen (Deutschland; Enkel der Königin Victoria von England) als Planer und Leiter der von ihm neu gegründeten Künstlergruppe ("Künstlerkolonie") nach Darmstadt berufen.

Als einziger beschäftigter Architekt der Kolonie übte Olbrich tatsächlich nachhaltigen Einfluss auf die Erneuerung der deutschen Architektur aus und konnte seine städteplanerischen Träume verwirklichen. In Darmstadt entstanden auch seine späteren Hauptwerke, oftmals im Rahmen der Ausstellungen der Kolonie (Ernst-Ludwig-Haus, Villen der Mathildenhöhe und Hochzeitsturm).

1903 heiratete Olbrich in Wiesbaden Claire Morawe, die geschiedene Frau des Schriftstellers C. F. Morawe.

Während seiner langen Zeit in der Künstlerkolonie entwarf er auch Keramikgeschirre, die Möbelstücke und Musikinstrumente, wie den Mand-Olbrich-Flügel. Zwar war Olbrich in Darmstadt sehr erfolgreich und wurde mit Ehrungen überhäuft, dennoch wollte er nach Wien zurückkehren und bewarb sich 1904 in Wien um eine Professur an der Akademie der bildenden Künste, was jedoch erfolglos blieb.

Olbrichs größter Auftrag in Deutschland war der Bau des Tietz-Warenhauses (später: Kaufhof) 1906 in Düsseldorf. Da es ihm im Rheinland einfacher fiel an die von ihm begehrten monumentalen Projekte zu kommen als in Darmstadt, wo die Künstlerkolonie außer dem Großherzog nur wenige Auftraggeber hatte, verlegte Olbrich 1907 sein Atelier nach Düsseldorf.

Im selben Jahr wurde er Gründungsmitglied des deutschen Werksbunds, war für die innenarchitektonische Ausgestaltung der Pariser Weltausstellung verantwortlich und bewarb sich – erneut erfolglos – um einen Direktorsposten (diesmal an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule).

Kurz nach der Geburt seiner Tochter Marianne starb Olbrich 1908 in Düsseldorf an Leukämie.

Gebäude der Wiener Secession
Gebäude der Wiener Secession, Aquarell von J. M. Olbrich 1897
© Historisches Museum der Stadt Wien, für AEIOU

Zu Beginn seines Schaffens waren die neobarocken Grundzüge seines Lehrers C. von Hasenauer in Olbrichs Werken auch deutlich erkennbar. Die änderte sich als er sich als junger Zeichner hin zur „freien Renaissance“ O. Wagners orientierte und die Werke funktionaler geplant wurden.

Olbrich hatte den Anspruch ein Gesamtkunstwerk zu schaffen und beschäftigte sich daher auch intensiv mit dem Innenausbau. Das Dekor ist dem Zeitgeist der Secession gemäß – „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit“ – frei gestaltet; es überwiegen florale und geometrische Ornamente.

Während Olbrichs letzter Schaffensperiode in Darmstadt änderte sich sein Stil von den typisch floralen, kurvigen Formen zu klassizistischeren Linienführungen und Reduktion des Ornaments, die die Beschaffenheit des Materials mehr betonten.


Werke:

Bauten in Österreich

  • Ausstellungsgebäude der Wiener Secession (1897-98)
  • Grabmal Klarwill am Döblinger Friedhof (Wien; 1898)
  • Wohnhaus für M. Friedmann in Hinterbrühl (NÖ; 1898)
  • Clubhaus des Radfahrvereins der Staats- und Hofbeamten (Wien; 1898)
  • Wohnhaus für H. Bahr in Wien 13 (1899-1900)
  • Haus Stöhr in St. Pölten (NÖ; 1899)
  • Grabmal Schlesinger am Wiener Zentralfriedhof (1900; Bronzedekor von K. Moser nicht erhalten)
  • Haus Sift in Wien (1900)

Bauten in Deutschland

Haus Olbrich auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
Haus Olbrich auf der Mathildenhöhe in Darmstadt.
Foto: Störfix. Aus: Wikicommons unter CC

  • Ernst Ludwig-Haus in Darmstadt (Deutschland; 1899)
  • Familiengrab Glückert am Alten Friedhof in Darmstadt (Deutschland; 1900)
  • Häusergruppe für Bauunternehmer W. Ganss in Darmstadt (Deutschland; 1900)
  • Häuser Christiansen, Deiters, Glückert I & II (‚großes’ und ‚kleines’ Haus), Habich, Keller und Olbrich auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (Deutschland; 1900-01; meisten wurden verändert bzw. zerstört)
  • Portal der Haupteingangs und Ausstellungsgebäude für Flächenkunst für eine Ausstellung in Darmstadt (Deutschland; 1901; später abgerissen)
  • Wohnhaus Hochstrasser in Kronberg im Taunus (Deutschland; 1901)
  • Haus Kuntze in Berlin-Steglitz (Deutschland; 1902; wurde später zerstört)
  • Prinzessinnenhaus im Park des Jagdschlosses Wolfsgarten (Deutschland, Hessen; 1902)
  • Dreihäuser-Gruppe auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (Deutschland; 1903-04)
  • Springbrunnen im Platanenhain auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (Deutschland; 1904)
  • ‚Frauenrosenhof’ im Flora-Park in Köln (Deutschland; 1905; wurde später verändert)
  • Hochzeitsturm und Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (Deutschland; 1905-08)
  • Oberhessisches Haus in Darmstadt (Deutschland; 1907; später verändert)
  • Wohnhaus Kruska in Köln (Deutschland; 1907, in mehreren Etappen)
  • Warenhaus Firma Tietz (Kaufhof AG) in Düsseldorf (Deutschland; 1906-08; später verändert)
  • Springbrunnen am Luisenplatz in Darmstadt (Deutschland; 1907)
  • Arbeiterhaus (Musterhaus) ‚Opel’ für die Hessische Landesausstellung auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (Deutschland; 1908; wurde zerstört)
  • Haus Feinhals in Köln-Marienburg (Deutschland; 1908; kriegszerstört)
  • Warenhaus für Firma Althoff in Gladbeck (Deutschland; 1908)
  • Wohnhaus Banzhaf in Köln (Deutschland; 1908)
  • Wohnhaus Clarenbach in Düsseldorf-Wittlaer (Deutschland; 1908; später verändert)


Bauten in Schlesien (heutige Tschechische Republik)

Hochzeitsturm Darmstadt, Ansichtskarte
Hochzeitsturm Darmstadt, Ansichtskarte.
Foto: L. Glaser. Aus: Wikicommons unter CC

  • Projekt Schlesisches Landesmuseum in Troppau (Tschech. Republik; 1891; 2.Preis des Wettbewerbes, wurde nicht realisiert)
  • Projekt Nordböhmisches Museum für angewandte Kunst in Reichenberg (Tschech. Republik; 1895; Wettbewerb, nicht realisiert)
  • Entwurf Cafe Niedermeyer in Troppau (Tschech. Republik; 1898; nicht realisiert)
  • Fassade des Hauses E. Olbrich in Troppau und in Jägerndorf (Tschech. Republik; 1903 bzw. 1904; zerstört)
  • Brunnen-Kolonnade in Karlsbad (Tschech. Republik; 1906; Wettbewerb, nicht realisiert)

Olbrichs interior designs für Ausstellungen

  • Dekor des ‚Hofpavillons’ der Stadtbahn – Schönbrunner Schlossstraße und Stationsgebäude am Karlsplatz (Wien; 1896-99)
  • 1. und 2. Secessionsausstellung in Wien (1898)
  • 4. Secessionsausstellung in Wien (1899)
  • ‚Wiener Interieur’ auf der Pariser Weltausstellung (Frankreich; 1900)
  • Innenräume und Quellenhof für die Weltausstellung in St. Louis (USA; 1904)

Andere Projekte Olbrichs (nicht realisiert)

  • Entwurf des Landtagsgebäudes in Laibach (heute: Ljubljana, Slowenien; 1896; 2.Preis bei einem Wettbewerb)
  • Idee für den Eingang eines Staatsgefängnisses (1899)

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • 1891 Füger-Medaille
  • 1892 Hofpreis 1.Klasse und Spezialschulpreis
  • 1893 Staatsreisestipendium (Rompreis)
  • 1898 Goldenes Verdienstkreuz
  • 1900 Professorentitel
  • Oberbaurat
  • Reichskreuz I. Klasse d. Ordens Philipp d. Gutmütigen

Ihm zu Ehren wurde 1924 die Olbrichgasse in Meidling (12. Wiener Gemeindebezirk) eingeweiht.


Publikationen

  • Ideen von Olbrich (Architekturstudien) (1997), Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 184 S.
  • Cobenzl-Krapfenwaldl. Eine Villenstadt (1896), Wien
  • Unsere nächste Arbeit (1900). In: 'Deutsche Kunst und Dekoration', Sonderheft d. Künstlerkolonie Darmstadt., S. 366ff.
  • Architectur – complete reprint of the original plates 1901-14 (1988), (Hrsg.) P. Haiko, B. Krimmel & R. Ulmer, Butterworth Architecture, GB, 229 S. (dt. Ausgabe von A. Schroll Verlag, Wien, 294 S.)
  • Neue Gärten von Olbrich (1905), Verlag E. Wasmuth, Berlin
  • Der Frauen-Rosenhof (1907)

Literatur#

  • das Haus der Secession (1898), L. Hevesi, In: Kunst und Kunsthandwerk 1, S. 405-407
  • Die Darmstädter Künstlerkoloni (1900), W. Fred, In: Kunst und Kunsthandwerk 3, S. 430ff
  • Nachruf Joseph Maria Olbrich (1908), L. Hevesi, In: Kunst und Kunsthandwerk 11, S. 491f
  • Degeners Wer ist’s? – Eine Sammlung von rund 18000 Biographien (1935), (Hrsg.) H. Degener, 10. Ausg., Verlag Degener, Berlin, 1833 S.
  • Technischer Führer durch Wien (1910), (Hrsg.) M. Paul vom Österr. Ingenieur- und Architektenverein, Verlag Gerlach & Wiedling, Wien, 645 S.
  • Österreicher aus sudetendeutschem Stamme – Band 5: Maler, Graphiker, Bildhauer, Medailleure, Baumeister, Architekten, Dichter, Schriftsteller, Journalisten (1961), H. Partisch, Verlag der Typographischen Anstalt

Weiterführendes#

--> Kapitel über Joseph Maria Olbrich in: Wien Architektur und Malerei um 1900Christian M. NebehayChristian Brandstätter VerlagWien2000
--> Ausstellungsgebäude der Wiener Secession, Joseph Maria Olbrich, 1897-1898 (Video-Album)
--> Historische Bilder zu Joseph Maria Olbrich (IMAGNO)

Quellen#

  • AEIOU
  • Wiener Secession
  • Architektenlexikon Wien
  • Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild (1987), ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.
  • Personenlexikon Österreich (2002), (Hrsg.) E. Bruckmüller, Buchgemeinschaft Donauland (u.a.), Wien, 575 S.
  • Österreichisches Biographisches Lexikon
  • Neue Deutsche Biographie
  • Vergleiche hierzu den Essay in: Dietmar Grieser, Heimat bist du großer Namen – Österreicher in aller Welt, Amalthea, Wien-München 2000.



Redaktion: N. Miljković