!!!Purtscheller, Ludwig

~* 6. 10. 1849, Innsbruck

† 3. 3. 1900, Bern


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Bergsteiger\\
Erstbesteiger des Kilimandscharo



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[{Image src='purtscheller001.jpg' height='250' class='image_left' caption='Ludwig Purtscheller\\© Österreichische Nationalbibliothek, Wien' alt='Ludwig Purtscheller' width='218'}]
 

Als einer der hervorragendsten Gipfelstürmer seiner Zeit, führte er als bergsteigerischer Begleiter den deutschen Geographen Hans Meyer nach mehreren Versuchen auf den Gipfel des Kilimandscharo, des höchsten Berges Afrikas.
 

In Innsbruck geboren und schon in seiner Jugend den Bergen verfallen, wurde Purtscheller Turnlehrer in Salzburg und unternahm von dort aus unzählige Bergfahrten, davon viele Erstbesteigungen. Insgesamt erklomm er vollkommen führerlos (was damals noch sehr selten war!) über 1.600 Gipfel, darunter mehr als 40 Vier- bzw. Fünftausender in den Alpen, im Kaukasus und in Afrika. Der bekannte deutsche Geograph Dr. Hans Meyer hatte erkannt, dass er für einen Gipfelsieg am Kilimandscharo, dem damals "höchsten Berg Deutschlands" (lag er doch in "Deutsch-Ostafrika"), einen versierten Bergsteiger benötigte, und schätzte sich glücklich, den schon damals berühmten Purtscheller als Begleiter gewinnen zu können.
 

1889 war es dann, nach Bewältigung ziemlicher Strapazen, soweit. Die Höhe des Kilimandscharo hatten die beiden, bis auf wenige Meter genau, wie man heute weiß, mit 6.010 Metern bestimmt. Schließlich gelang ihnen auch noch die Erstbesteigung des etwas niedrigeren Nachbargipfels Mawensi (Purtscheller-Spitze). Auch eine Moos- und eine Flechtenart in diesem Gebiet tragen Purtschellers Namen. 1899 erlitt er im Montblanc-Massiv einen schweren Bergunfall, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Er suchte Heilung in der Schweiz, verstarb aber in Bern, 51 Jahre alt.


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Hans Meyer beschreibt die letzten Phasen der Erstbesteigung des Kilimandscharo in seinem Buch \\


!"Ostafrikanische Gletscherfahrten"
 
''~[...]Gegen Sonnenaufgang befanden wir uns bereits in der Höhe der Zunge des Ratzelgletschers (5.360 m) und erwarteten in seiner eisigen Nähe, mit frostzitternden Gliedern, fest aneinandergeschmiegt, den erwärmenden Aufgang des Tagesgestirns. Hinter des Mawensi finsterer Zackenwand hob sich kurz nach 6 Uhr der strahlende Sonnenball empor. Bald nachher waren wir am Fußpunkt unserer Eismauer vom 3. Oktober. Die damals von Purtscheller gehauenen Stufen bedurften zu unserer freudigen Überraschung nur geringer Nachbesserung, so dass wir ziemlich rasch über die gefährlichen unteren Wände hinwegkamen. Vor 8 Uhr überkletterten wir schon die große Spalte in 5.720 m. "Heute geht’s, wir kommen heute hinauf", riefen wir uns gegenseitig fröhlich zu. Langsam, aber stetig klommen wir weiter. Um ¾ 9 Uhr beschritten wir den obersten Kraterrand und die Stelle unserer seinerzeitigen Umkehr in 5.870 mHöhe. Ohne langes Zaudern wanderten wir nun in Südwestrichtung auf dem dorthin leicht ansteigenden, eisbedeckten Rand des Ringwalles weitet, den Felsspitzen der südlichen Kraterwand zu. Anderthalb Stunden Steigens durch sonnerweichten Firn und zerfressenes Eis führte uns an einer seltsam abgebrochenen, 6m hohen Eismauer vorbei zu dem Fußpunkt, der drei höchsten, aus losen Trümmern bestehenden Felsspitzen, welche wir nun in beschaulicher Ruhe der Reihe nach erklommen, um nach Ablesung unserer Aneroide feststellen zu können, dass die mittelste, mit rund 6000 m, die anderen um 10-15 m überragt. Spätere Berechnungen bestätigten diese Maße. Um 1/2 11 Uhr betraten wir die Mittelspitze. Ich pflanzte auf dem verwitterten Lavagipfel mit dreimaligem, von Herrn Purtscheller kräftig sekundierten "Hurra", eine kleine, im Rucksack mitgetragene deutsche Fahne auf und rief frohlockend: "Mit dem Recht des Erstbesteigers taufe ich diese bisher unbekannte, namenlose Spitze des Kibo, den höchsten Punkt afrikanischer und deutscher Erde "Kaiser-Wilhelm-Spitze". Das ist mir ein herrliches Geburtstagsgeschenk, ich bin heute 40 Jahre alt." sagte Purtscheller. Der afrikanische Riese war bezwungen, wie schwer er uns auch den Kampf gemacht hatte, und damit eine mehr als vierzigjährige Belagerung und Bestürmung des Kilimandscharo zum Abschluss gebracht~[...]''



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[{Image src='purtscheller006.jpg' class='image_block' height='280' caption='Aus dem inneren Krater des Kibo\\© Foto Senft' alt='Aus dem inneren Krater des Kibo' width='364'}]
[{Image src='purtscheller003.jpg' class='image_block' height='280' caption='Titelblatt der "Ostafrikanischen Gletscherfahrten" von H. Meyer\\© Archiv Senft' alt='Titelblatt der "Ostafrikanischen Gletscherfahrten" von H. Meyer' width='185'}]  
[{Image src='purtscheller007.jpg' class='image_block' height='280' caption='Kilimandscharo (links) und Mawensi\\© Foto Senft' alt='Kilimandscharo (links) und Mawensi' width='494'}]
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!Weiterführendes
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!Literatur
* Purtscheller, Über Fels und Firn, 1901, Meyer, H, Ostafrikanische Gletscherfahrten, Leipzig 1893

!Quelle
* H.&W. Senft, Aufbruch ins Unbekannte, Stocker Verlag, Graz, 1999

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%%small 
Redaktion: Hilde und [Willi Senft|Biographien/Senft,_Willibald]
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