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Rachinger, Johanna#


* 9. 1. 1960, Putzleinsdorf (Oberösterreich)


Germanistin
Generaldirektorin der Österreichen Nationalbibliothek


Johanna Rachinger
Dr. Johanna Rachinger
© S. Hauswirth/Österreichische Nationalbibliothek

Johanna Rachinger wurde am 9. Jänner 1960 in Putzleinsdorf im Mühlviertel in einer kinderreiche Gastwirtsfamilie geboren.

Nach der Matura an der Handelsakademie in Rohrbach begann sie 1979 sie ein Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien, das sie 1986 mit der Dissertation über "Das Wiener Volkstheater in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung des Dramatikers Ludwig Anzengruber" abschloss.

Ihre Verlagslaufbahn begann sie 1987 als Lektorin im kleinen Wiener Frauenverlag- ein Verlag, der sich (damals sehr progressiv) auf Bücher von Frauen mit frauenspezifischen Inhalten spezialisiert hatte. 1988 bis 1992 war sie Leiterin der Buchberatungsstelle beim Österreichischen Bibliothekswerk in Salzburg. 1992 kehrte sie nach Wien zurück und wurde beim Verlag "Carl Ueberreuter" Programmleiterin für den Bereich Jugendbuch. Nur drei Jahre später wurde sie - im Alter von 35 Jahren - zur Geschäftsführerin ernannt.

2001 wechselte in die Österreichische Nationalbibliothek, wo sie seither als als zweite weibliche Generaldirektorin in der Geschichte der Bibliothek tätig ist. (2010 und 2016 wurde der Vertrag um jeweils sechs Jahre verlängert.) Es war und ist ihr ein generelles Anliegen, als Frau in einer Führungsposition andere Frauen in Beruf und Karriere zu fördern und unterstützen. (Für ihr Engagement in betrieblicher Frauenförderung wurde ihr 2003 der Frauenpreis verliehen.)

Als erstes setzte sie ab Jänner 2002 die Ausgliederung als vollrechtsfähige wissenschaftliche Anstalt um und führte die Nationalbibliothek bald in Richtung moderne, benutzerorientierten Service-Einrichtung, bei der sie moderne Technik und Digitalisierung in den Vordergrund rückte.

Als eine der wichtigsten Umsetzungen in ihrer Tätigkeitsperiode versteht Johanna Rachinger die Restitution von Objekten, die während des Nationalsozialismus enteignet wurden. Die aktiven Bemühungen um die - inzwischen vollständig abgeschlossenene - Rückgabe von Raubgut (mehr als Über 50.000 Gegenstände) wurden von einer vorbehaltlosen wissenschaftlichen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit begleitet.

Mit umfassenden Digitalisierungsprojekten führte Johanna Rachinger die Bibliothek in die moderne Wissensgesellschaft: so sind mit ANNO (AustriaN Newspapers Online) bereits Millionen Seiten österreichischer Zeitungen eingescannt und öffentlich zugänglich; unter dem Namen "Austrian Books Online" werden hunderttausende urheberrechtsfreie Bücher von dem Unternehmen Google digitalisiert und im Internet zugänglich gemacht. (Während an der Public-Private-Partnership mit Google teilweise heftige Kritik geübt wurde, wählte die Tageszeitung "Die Presse" Johanna Rachinger gerade für dieses Projekt zur "Österreicherin des Jahres 2010" im Bereich Kulturmanagement. Zwei Jahre später folgte die Auszeichnung "WU-Managerin des Jahres 2012".)

Mit der Generalsanierung der Hauptlesesäle und des Bildarchivs, der Errichtung einer Leselounge, dem Einzug der Musiksammlung, des Globenmuseums und des Esperantomuseum in das Palais Mollard in der Herrengasse, der Eröffnung des Literaturmuseums im Grillparzerhaus und der Wiedereröffnung von Kartensammlung und Augustinerlesesaal wurde die Sanierung und räumliche Neuordnung vorangetrieben.

2015 wurde bekannt, dass die Nationalbibliothek in die Errichtung eines "Hauses der Geschichte" federführend eingebunden wird. (Dieses "Haus der Geschichte" wurde im November 2018 - sozusagen zum 100. Geburtstag der Republik Österreich - eröffnet wurde.)


Über ihre Tätigkeit als Generaldirektorin hinaus war Dr. Johanna Rachinger von 2004 bis 2009 Stellvertretende Vorsitzende des Österreichischen Wissenschaftsrates, ist Mitglied des Senats der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Aufsichtsrätin (der 'ERSTE österreichische Spar-Casse Privatstiftung', der UNIQA Versicherungsverein Privatstiftung, der Wiener Konzerthausgesellschaft) und Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und des Universitätsrats der Kunstuniversität Linz.

Johanna Rachinger ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Wien und (im Wochenendhaus) in Retz.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Wiener Frauenpreis, 2003
  • Chevalier de l’Ordre national du Mérite, 2006
  • Österreicherin des Jahres 2010 in der Kategorie "Kulturmanagement", 2010
  • WU-Managerin des Jahres, 2012
  • Kommunikatorin des Jahres, 2013
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 2016

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl