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Rathkolb, Oliver#


* 3. 11. 1955, Wien


Jurist, Historiker
Universitätsprofessor für Zeitgeschichte an der Universität Wien
Univ.-Prof. MMag. DDr.


Oliver Rathkolb wurde am 3. November 1955 in Wien geboren.

Nach der Matura am Bundesgymnasium in Gmünd (Niederösterreich) begann er an der Universität Wien ein Studium der Rechtswissenschaften, das er 1978 mit der Promotion abschloss. Anschließend absolvierte er ein Studium der Geschichte, das er 1982 neuerlich mit der Promotion beendete.

Von 1981 bis 1984 war er als wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien beschäftigt. Von 1984 bis 1993 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft, wo er von 1994 bis 2004 gemeinsam mit Univ.-Prof. Erika Weinzierl und Univ. Doz. Siegfried Mattl das Institut leitete.

1993 erhielt er die Lehrbefugnis als Dozent für Neuere Geschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und übernahm auch Lehraufträge an der Universität Salzburg sowie für Wienprogramme an der Duke University und University of Maryland (USA). 2000/2001 hatte er eine Schumpeter Forschungsprofessur am Minda de Gunzburg Center inne und war 2003 Gastprofessor an der Universität Chicago.

Von 2005 bis 2007 hatte er eine Zeitprofessor am Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien inne; von 2005 bis 2008 war er außerdem Direktor des Ludwig Boltzmann-Instituts für Europäische Geschichte und Öffentlichkeit. 2008 erfolgte die endgültige Berufung an die Universität Wien - Oliver Rathkolb wurde ordentlicher Professor für Zeitgeschichte und war von 2008 bis 2012 auch Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Universität.

Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert, Österreichische und internationale Zeit- und Gegenwartsgeschichte im Bereich der politischen Geschichte, österreichische Republikgeschichte im europäischen Kontext, aber auch internationale Beziehungen, NS-Perzeptionsgeschichte, Kultur- und Mediengeschichte, Wirtschaftsgeschichte (Industrie- und Bankenbereich), Nationalsozialismus und Rechtsgeschichte.


Auch außerhalb der Universität war und ist Oliver Rathkolb laufend tätig: Er regte u.a. die Gründung des Demokratiezentrums an, das er von 2000 bis 2004 auch ehrenamtlich leitete, war Mitbegründer und zunächst Mitherausgeber der Fachzeitschrift "Medien und Zeit", ist Herausgeber der Zeitschrift "zeitgeschichte" und Vorstandsmitglied der "Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte".

Zwischen 1985 und 2003 leitete er das Bruno-Kreisky-Archiv und gab in dieser Zeit auch die dreibändigen Memoiren Kreiskys heraus. Seit 2006 ist er Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Theodor-Körner-Fonds für Wissenschaft und Kunst.


Der Zeithistoriker Oliver Rathkolb gilt als akribischer Aufarbeiter der NS-Vergangenheit: Er arbeitete u.a. die dunklen Kapitel in der Geschichte der Wiener Philharmoniker auf, war Mitglied einer Kommission, die den Einsatz der umstrittenen Malaria-Therapie an Wienern Spitälern untersuchte, er beriet die Stadt Wiens in heiklen Gedenkfragen. (So bekam das umstrittene Lueger-Denkmal eine Zusatztafel, nach der Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Rings in Universitätsring durchforstete Rathkolb das Wiener Straßenregister nach weiteren Umbenennungskandidaten. ) Auch große Unternehmen vertrauen gerne auf die Expertise des Zeithistorikers, um NS-Vergangenheit und Arisierungen aufzuschlüsseln, darunter die P.S.K. (wo er Konten und Sparbücher von Opfern des Holocausts untersuchte), die VOEST (bei der die Zwangsarbeit in den "Göring-Werken" der NS-Zeit im Fokus stand), Verbund, Österreichische Bundesforste u.a.

Er stellte eine Liste verschwundener Kunst ins Internet und forderte eine europäische Rechtsnorm und war federführend an der Gegendarstellung der Secession im Streit um die Rückgabe des "Beethovenfries" von Gustav Klimt beteiligt.


Anfang 2015 wurde Univ.-Prof. MMag. DDr. Oliver Rathkolb mit der wissenschaftlichen Leitung des Mammutprojekts "Haus der Geschichte" betraut.

Oliver Rathkolb ist verheiratet ist und hat zwei Kinder.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Donauland-Sachbuchpreis Danubius, 2005
  • Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch, 2005
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, 2011
  • Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 2016

Werke (Auswahl) #

8 Monographien (1 in englischer Sprache); Herausgeber von 7 Sammelbänden (4 in englischer Sprache); Mitherausgeber von 32 Sammelwerken (3 in englischer, 2 in tschechischer Sprache); über 180 wissenschaftliche Beiträge in in- und ausländischen Fachorganen sowie Sammelbänden

Autor

  • Wissens- und Universitätsstadt Wien. Eine Entwicklungsgeschichte seit 1945 (m. H. Ehalt), 2015
  • Die paradoxe Republik. Österreich 1945-2010, (Aktualisierte Neuausgabe), 2011
  • The Paradoxical Republic. Austria 1945 – 2005, 2010
  • Internationalisierung Österreichs seit 1945. (Band 15 der Reihe "Österreich – Zweite Republik. Befund, Kritik, Perspektive."), 2006
  • Die paradoxe Republik. Österreich 1945 – 2005 (3 Auflagen), 2005
  • Washington ruft Wien. US-Großmachtpolitik gegenüber Österreich 1953-1963, 1997
  • Führertreu und Gottbegnadet. Künstlereliten im Dritten Reich, 1991
  • Es ist schwer jung zu sein. Jugend und Demokratie in Österreich 1918-1988, 1988

Herausgeber

  • Erinnerungen: Bruno Kreisky. Das Vermächtinis des Jahrhundertpolitikers, 2014
  • Der lange Schatten des Antisemitismus : kritische Auseinandersetzungen mit der Geschichte der Universität Wien im 19. und 20. Jahrhundert, 2013
  • How to (Re)Write European History, 2010
  • Sweden – Austria: Two Roads to Neutrality and a Modern Welfare State, 2008
  • 250 Jahre. Von der Orientalischen zur Diplomatischen Akademie in Wien, 2004
  • Außenansichten: Europäische (Be)Wertungen zur Gegenwartsgeschichte im 20. Jahrhundert, 2003
  • Revisiting the National Socialist Legacy: Coming to Terms with Forced Labor, Expropriation, Compensation and Restitution, 2002
  • NS-Zwangsarbeit: Der Standort Linz der Reichswerke Hermann Göring AG, Berlin, 1938-1945 (2 Bände), 2001

Mitherausgeber

  • Forschungsprojektendbericht Straßennamen Wiens seit 1860 als "Politische Erinnerungsorte" (erstellt im Auftrag der Kulturabteilung der Stadt Wien), 2013
  • Erinnerungen und Gedanken eines Diplomaten im Zeitenwandel : 1903 - 1978 / Johannes E. Schwarzenberg, 2013
  • Geschichtspolitik im erweiterten Ostseeraum und ihre aktuellen Symptome – Historical Memory Culture in the Enlarged Baltic Sea Region and its Symptoms Today, 2011
  • Das Jahr 1968 – Ereignis, Symbol, Chiffre, 2010
  • Österreich und Ungarn im Kalten Krieg, 2010
  • Authoritarianism, History and Democratic Dispositions in Austria, Poland and the Czech Republic, 2010
  • Die "Reichsforste" in Österreich 1938-1945. Arisierung, Restitution, Zwangsarbeit und Entnazifizierung (Studie im Auftrag der Österreichischen Bundesforste), 2010
  • Tschechien und Österreich nach dem Ende des Kalten Krieges. Auf getrennten Wegen ins neue Europa, 2009
  • Österreichische Banken und Sparkassen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit, 2006
  • Bank Austria Creditanstalt. 150 Jahre österreichische Bankengeschichte im Zentrum Europas, 2005
  • Mit anderen Augen gesehen. Internationale Perzeptionen Österreich 1955-1990, 2002
  • NS-Zwangsarbeit in der Elektrizitätswirtschaft der "Ostmark", 1938-1945. Ennskraftwerke, Kaprun, Draukraftwerke, Ybbs-Persenbeug, Ernsthofen, 2002/2003
  • Die Beneš-Dekrete, 2002
  • Die Informationsrevolution und ihre Auswirkungen auf Justiz und Gesellschaft. Symposion Justiz und Zeitgeschichte 1999, 2001
  • Asylland wider Willen. Österreichische Asylpolitik im 20. Jahrhundert im Europäischen Kontext,1995
  • Österreich und Deutschlands Größe. Ein schlampiges Verhältnis, 1990

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl