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Schiele, Egon#

* 12. 6. 1890, Tulln (Niederösterreich)

† 31. 10. 1918, Wien


Maler und Graphiker


Egon Schiele
Egon Schiele
© IMAGNO, Martha Fein, Wien.

Egon Schiele wurde 12. Juni 1890 als Sohn des Bahnhofsvorstands Adolf Eugen Schiele und seiner Gattin Marie in Tulln geboren.

Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium Klosterneuburg, wo seine Lehrer schon früh seine außergewöhnliche Begabung bemerkten und seinen Weg zur Akademie der bildenden Künste förderten, wo er ab 1906 bei Christian Griepenkerl studierte.

Doch die Starre des akademischen Betriebs veranlasste den jungen Künstler, nach nur zwei Jahren auszutreten und mit einigen Freunden die "Neukunstgruppe" zu bilden.

Er wurde stark durch Gustav Klimt - mit dem er ab 1907 befreundet war - beeinflusst und fühlte sich Zeit seines Lebens der graphischen Flächenkunst der Wiener Secession verbunden.


Ab 1909 beteiligte er sich an zahlreichen österreichischen und internationalen Ausstellungen und feierte erste Erfolge. Er lernte über den Kunstkritiker Arthur Roessler Mäzene wie Reininghaus und Dr. Reichel kennen, die sein finanzielles Überleben sicherten. Er lernte Wally Neuzil kennen, die sein bevorzugtes Modell und seine Freundin wurde und übersiedelte mit ihr 1910 nach Krumau (Südböhmen), dem Geburtsort seiner Mutter. Dort begann für ihn zwar eine künstlerisch überaus produktive Periode, doch von der Bevölkerung wurde er auf Grund seines Lebensstils - er lebte mit Wally in wilder Ehe und zog außerdem junge Krumauer Mädchen zu Aktstudien heran - stark angefeindet. So übersiedelte er mit Wally nach Neulengbach, wo er wegen angeblicher Verführung Minderjähriger angeklagt wurde und drei Wochen in Untersuchungshaft verbringen musste. (Die Anklage wurde dann fallengelassen, Schiele erhielt wegen "Verbreitung unsittlicher Zeichnungen" drei Tage Arrest, die aber mit der Untersuchungshaft bereits verbüßt waren.)

1912 kehrte er nach Wien zurück, wo er mit Hilfe von Gustav Klimt bald an frühere Erfolge anknüpfen konnte. 1914 nahm er erstmals auch an internationalen Ausstellungen in Rom, Brüssel und Paris teil, "die Fackel" veröffentlichte Gedichte von ihm. 1915 trennte er sich von seiner Freundin Wally und heiratete Edith Harms. Vier Tage später musste er seinen Militärdienstes antreten - er wurde an verschiedenen Orten, zuletzt in Wien, in der Verwaltung eingesetzt. Dies ermöglichte ihm, sich weiterhin seiner Kunst zu widmen. 1917 wurde gemeinsam mit Albert Gütersloh beauftragt, die "Kriegsausstellung 1917" im Prater zu organisieren.

1918 brint die 49. Ausstellung der "Wiener Secession", die Schiele und seinen Künstlerfreunden gewidmet ist, künstlerisch und auch materiell den ersten großen Erfolg.

Einige Monate nach dem Tod seines Freundes Gustav Klimt (Februar 1918) grassierte auch in Wien die weltweit verheerende "Spanische Grippe". Egons Frau Edith erkrankte im Oktober und starb nach nur neun Tagen; Egon Schiele selbst erlag der Krankheit nur wenige Tage nach seiner Frau. Er starb am 31. Oktober 1918.


Egon Schiele, Selbstbildnis. Gemälde, 1911
Egon Schiele, Selbstbildnis. Gemälde, 1911
© Historisches Museum der Stadt Wien, für AEIOU
Schiele entwickelte besonders unter dem Einfluss von Gustav Klimt und der ostasiatischen Kunst einen unverwechselbaren Stil: Er verband eine ornamental bestimmte Flächengliederung mit einer expressiven Bildsprache von oftmals intensiver Farbigkeit.
Die Selbstbildnisse, Porträts, Aktdarstellungen und Figurenbilder, die neben Landschaften die thematischen Schwerpunkte in Schieles Schaffen bilden, drücken oft Leiden, Schmerz und Einsamkeit aus und bewegen sich häufig im Spannungsfeld von Tod und Eros. Die erotische Unmittelbarkeit seiner Aktzeichnungen und -aquarelle erwies sich weniger problematisch als Schieles Interesse am Umgang mit und an der Darstellung von Minderjährigen (was ihm ja auch eine Anklage und Untersuchungshaft in Neulengbach bzw. St. Pölten eingebracht hatte).
Gegenüber den Landschaften und den Figurenbildern der Zeit vor 1915, die eine oftmals ungewöhnliche Perspektive kennzeichnet, wird in den Spätwerken eine Tendenz zur Beruhigung und Harmonisierung deutlich.


In der nationalsozialistischen Zeit zählte Egon Schiele zu den "entarteten" Künstlern. Heute gilt er neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka als bedeutendster Maler der Wiener Moderne; seine Werke sind weltweit in vielen bedeutenden Sammlungen vertreten. In einem eigenen Schiele-Archiv verwahrt die Wiener Albertina neben einem Hauptteil seiner Zeichnungen und Aquarelle die umfangreichste Sammlung von Schiele-Dokumenten. In Tulln gibt es ein Schiele-Museum.

Literatur#

  • A. P. Gütersloh, E. Schiele, 1911
  • A. Rössler (Hg.), Briefe und Prosa von E. Schiele, 1921
  • O. Kallir, Œuvreverzeichnis der Gemälde von E. Schiele, 1966
  • E. Schiele Gemälde, Ausstellungskatalog, Wien, 1968
  • O. Kallir, E. Schiele, das druckgraphische Werk, 1970
  • R. Leopold, E. Schiele, 1972; E. Mitsch, E. Schiele, 1974
  • C. M. Nebehay, E. Schiele, 1979
  • K. A. Schröder und H. Szeemann (Hg.), E. Schiele und seine Zeit, 1989
  • E. Schiele. Frühe Reife - Ewige Kindheit, Ausstellungskatalog, Wien, 1990
  • S. Sabarsky, E. Schiele. 100 Zeichnungen und Aquarelle, 1990
  • R. Steiner, E. Schiele, 1991
  • J.-F. Fournier, E. Schiele: La décadence de Vienne, 1992;
  • P. Grainville, E. Schiele, 1992
  • P. Werkner (Hg.), E. Schiele: Art, Sexuality and Viennese Modernism, 1994
  • R. Leopold, E. Schiele - Die Sammlung Leopold, Wien, 1997
  • J. Kallir, E. Schiele, The Comlete Works, 1998

Weiterführendes#

Quellen#

Redaktion: K. Ziegler