!!!Schilcher, Bernd


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~*  22. 7. 1940, Graz\\
† 29. 5. 2015, Graz

 

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Jurist, Politiker (ÖVP)\\
O.Univ.-Prof.i.R. Dr.


Bernd Schilcher wurde am 22. Juli 1940 in Graz geboren, wo er auch aufwuchs und die Schule besuchte.

Nach der Matura begann er zunächst ein Medizinstudium, wechselte aber dann zum Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Graz, das er 1964 mit der Promotion zum Dr. iur. abschloss. Nach mehreren Auslandsaufenthalten folgte 1975 die Habilitation für Privatrecht.  \\
1978 wurde er zum Ordinarius für Bürgerliches Recht an die Universität Graz berufen.

(Darüber hinaus war er u.a. Mitglied des Common Core of Europe, Mitglied des Europäischen Zentrums für Rechtspolitik (EZP)/Bremen; Academic Director IMADEC University International School of Law/Vienna; Mitglied des Beirats evolaris/Graz und Präsident der International Business School of Styria.)

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Bernd Schilcher, der schon in seiner Studienzeit als Studenten- und Assistentenvertreter aktiv war, wurde in den 1970er Jahren einer der Querdenker in der steirischen ÖVP und engagierte sich im Rahmen verschiedener Initiativen (innerhalb und außerhalb der Steirischen Volkspartei) vor allem im Bereich des Bildungswesens. Er trat schon früh für die Ganztagsschule ein und befürwortete die Gesamtschule (als Instrument der Schaffung gleicher Aufstiegschancen unabhängig von der sozialen Herkunft). 


Anfang der 1970er war Bernd Schilcher an der Erstellung des Salzburger Programms der ÖVP (Bildungsprogramm) beteiligt und bekleidete wichtige politische Ämter: so war er u.a. von 1976 bis 1993 VP-Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag, davon von 1985 bis 1989 Klubobmann. Er war  auch immer wieder in programmatischen und inhaltlichen Prozessen und Entwicklungen der Österreichischen Volkspartei maßgeblich beteiligt.


Darüber hinaus war Bernd Schilcher von 1974 bis 1991 Vertreter der Steiermark im ORF-Kuratorium und war ab 1976 in zahlreichen Vertretungs- und Aufsichtsratsfunktionen tätig (u.a. Mitglied des Aufsichtsrats der Forschungsgesellschaft Joanneum, Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats der KAGes). 

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Von 1989 bis 1996 war er amtsführender Präsident des steirischen Landesschulrats. In dieser Zeit führte er einen neuen Schultyp in der Steiermark ein - die Realschule. (1991 wurde der "Schulverbund Graz West" gegründet und das dazu nötige Gymnasium neu errichtet: Eine der erfolgreichsten österreichischen Schulen am Standort Klusemannstraße in Graz, eine gemeinsame Schule und Trägerin des österreichischen Schulpreises 2013, ist heute lebendige Zeugin von Bernd Schilchers Wirken.)

Von 1996 bis 2001 war er erneut Vorstand am Institut für Bürgerliches Recht der Universität Graz, 2003 ging er in den Ruhestand. 2007 wurde er (von SPÖ-Bildungsministerin [Claudia Schmied|Biographien/Schmied,_Claudia]) zum Leiter der Internationalen Expertenkommission, die das Konzept "Neue Mittelschule" erarbeitete, ernannt.


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In jüngster Zeit positionierte sich Bernd Schilcher gemeinsam mit anderen Altpolitikern wie [Hannes Androsch|Biographien/Androsch,_Hannes] oder [Erhard Busek|Biographien/Busek,_Erhard] als Kritiker der österreichischen Bildungspolitik.

Bernd Schilcher war drei Mal verheiratet, hat fünf erwachsene Kinder und lebte mit Familie in Graz.

O.Univ.-Prof.i.R. Dr. Bernd Schilcher starb am 30. Mai 2015, wenige Wochen vor seinem 75. Geburtstag.

!Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)
* Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark

!Werke (Auswahl)
* Zwischen Pragmatismus und Ideologie. Steirische Beiträge zur Grundlagendiskussion der ÖVP, 1972
* Theorie der sozialen Schadensverteilung, 1977
* Gesetzgebung (Hg. gem. m. Winkler), 1981
* Regeln, Prinzipien und Elemente im System des Rechts (Hg. gem. m. Koller und Funk), 2000
* Bildung nervt!: Warum unsere Kinder den Politikern egal sind, 2012 

!!Nachruf auf Bernd Schilcher

Mit großer Bestürzung und Trauer haben die Initiatorinnen und Initiatoren des Bildungsvolksbegehrens vom Tod Bernd Schilchers erfahren, der vergangenen Freitagabend völlig unerwartet im Alter von 74 Jahren mitten aus dem Leben gerissen wurde.

Der studierte Jurist Bernd Schilcher, bis 2003 Ordinarius für Bürgerliches Recht an der Universität Graz, war jahrelang als Politiker für die ÖVP tätig, wobei er vor allem in seiner Zeit als steirischer Landesschulratspräsident (1989 bis 1996) als mutiger Vordenker der österreichischen Bildungspolitik in Erscheinung trat und sich für die Einführung von Gesamtschulen und Ganztagsschulen einsetzte. 1991 wurde der „Schulverbund Graz West“ gegründet und das dazu nötige Gymnasium neu errichtet: Eine der erfolgreichsten österreichischen Schulen am Standort Klusemannstraße in Graz, eine gemeinsame Schule und Trägerin des österreichischen Schulpreises 2013, ist heute lebendige Zeugin von Bernd Schilchers Wirken.

Schon als Schüler war sich Bernd Schilcher der sozialen Ungerechtigkeit des österreichischen Bildungssystems bewusst, und zeit seines Lebens kämpfte er gegen die ständische Ausrichtung der österreichischen Schule an – gegen die Linie seiner eigenen Partei und gegen die Lehrergewerkschaft, zu deren stärksten Kritikern er zählte. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer  immer schätzte, würdigte und vor allem für besonders bedeutsam und wichtig hielt.

Ohne Rücksicht auf die Kritik aus seiner Partei, der ÖVP, folgte er der Einladung von Unterrichtsministerin Claudia Schmied als Leiter ihrer Expertenkommission zur Verfügung zu stehen.

Von der ersten Stunde weg war Bernd Schilcher ein leidenschaftlicher, sachkundiger Promotor des Bildungsvolksbegehrens um Hannes Androsch. Er wurde nicht müde anzuprangern, dass Österreichs Schulsystem ein Relikt aus der Vergangenheit ist und war daher von der Überzeugung angetrieben, die österreichische Schule auf ein zukunftsträchtiges Fundament zu stellen. Der Kampf gegen die soziale Ungerechtigkeit unseres Schulsystems und dessen Rückständigkeit, die mangelnde Chancengleichheit und das ungenügende Bildungsniveau standen im Zentrum seiner Bemühungen. Persönliches stellte er meist hintan, wenn sein Einsatz für das österreichische Bildungswesen gefragt war.

Als Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Bildungsvolksbegehren durften wir auch den privaten Bernd Schilcher kennenlernen – einen liebenswürdigen, gebildeten, charmanten Menschen, mit dem es sich bei dem einen oder anderen Glas Wein trefflich philosophieren ließ.

Er war ein Querdenker, ein Schwieriger, gewiss; doch im Grunde seines Herzens war er ein Humanist. Seine Anliegen konnten zu seinen Lebzeiten nur zu einem sehr eingeschränkten Teil realisiert werden. Im Sinne des Verstorbenen werden wir, die Initiatorinnen und Initiatoren des Bildungsvolksbegehrens, alles daran setzen, dass sein Auftrag nicht in Vergessenheit gerät und unsere Kinder eine Schule haben, die alle bestmöglichst fördert.

Unsere tiefe Anteilnahme gilt seiner Familie!

Im Namen der  Initiatoren des Volksbegehrens Bildungsinitiative\\
__Hannes Androsch__



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!Essay

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!Quellen
* [ORF Steiermark|http://steiermark.orf.at/news/stories/2713723]
* [ORF, FM4|http://fm4.orf.at/stories/1697126]
* [Forum Alpbach|http://www.alpbach.org/de/person/bernd-schilcher]
* [Wiener Zeitung|http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/zeitgenossen/495361_Bernd-Schilcher.html]
* [Der STANDARD|http://derstandard.at/1388650033707/Bernd-Schilcher-Wird-die-Resilienz-unser-Schulsystem-retten]
* [KF Universität Graz, Institut f. Zivilrecht, Ausländisches und Internationales Privatrecht|http://zivilrecht.uni-graz.at/de/institut/wissenschaftliche-mitarbeiterinnen]
* [Bundesministerium für Bildung und Frauen|http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/ek.xml]
* [Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at]
* APA / OTS Presseaussendungen


%%small 
Redaktion: [P. Diem|User/Diem Peter], I. Schinnerl
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