!!!Storfer, Berthold

~* 16.12.1880, Czernowitz/Tscherniwzi (Ukraine)
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† 1944, vermutlich ermordet im KZ Auschwitz


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 Industrieller, Bankier und Fluchthelfer. 


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[{Image src='storfer.jpg' height='250' alt='Berthold Storfer' class='image_left' caption='Berthold Storfer\\Quelle: privat (Der Spiegel)' width='176'}]

Berthold Storfer lebte in Budapest
und etwa ab Ende des Ersten Weltkriegs als
Kriegswirtschaftsrat im Rang eines Mjr. im
Stab des Heeresgruppenführers Gen. Eduard
Fischer in Wien. Schon in jungen
Jahren war er in der Holz- und Forstindustrie
tätig, ab 1904 als Vorstandsmitglied der Waldindustrie
AG Dresden. 

In der Zwischenkriegszeit
besaß er in Wien eine eigene Bank und
Kommanditgesellschaft, war an der La Continentale
AG für Mineralöltransporte in
Mailand und Wien beteiligt sowie Aktionär
mehrerer internationaler Großfabriken. 1928 gründete
er die Monos-Transportdreirad-Unternehmungen;


 Nach dem Zusammenbruch
der  Creditanstalt wurde er
1933 von der Regierung als Finanzexperte
herangezogen und 1936 Vizepräsident der
Samt- und Seidenweberei AG Rudolf Reichert
& Söhne in Mährisch-Trübau. 

Kurz nach
dem „Anschluss“ Österreichs 1938 gründete Storfer 
gemeinsam mit einigen prominenten Juden, darunter
Neumann v. Héthárs (s. d.), das __Hilfskomitee
zur Förderung der jüdischen Auswanderung__,
das jedoch spätestens mit der Gründung
der Zentralstelle für jüdische Auswanderung
durch Adolf Eichmann im August 1938 obsolet wurde. 

Im Juli 1938 nahm er als Beobachter
an der internationalen Flüchtlingskonferenz
in Évian teil. Im darauffolgenden
Jahr beauftragte Eichmann Storfer mit der Koordinierung
der sogenannten „illegalen Transporte“
nach Palästina. Seine Position als Leiter des
Ausschusses für jüdische Überseetransporte brachte
ihn in Konflikt zu zionistischen Organisationen,
die ihn der Kollaboration mit den
Nationalsozialisten bezichtigten. 

Storfer gelang es, rund 3.800 Personen aus dem ehemaligen
Österreich und weitere rund 5.300 aus den
übrigen Reichsgebieten vor der nationalsozialistischen
Verfolgung zu retten. Der größte
von ihm organisierte und zugleich letzte
Transport mit mehr als 3.500 Flüchtlingen
brach im Herbst 1940 auf, wurde jedoch
vor der Küste Palästinas von den Briten
aufgebracht. Um die Deportation dieser
Flüchtlinge nach Mauritius zu verhindern,
verübte die jüdische Untergrundorganisation
Hagana i. d. F. einen Sprengstoffanschlag
auf das britische Transportschiff, bei dem weit
über 200 Menschen ums Leben kamen. 

Storfer führte bis 1943
in Wien ein vergleichsweise privilegiertes
Leben, da ihn die NS-Behörden als Experten
für schwierige Verhhandlungen auf dem
Schiffsmarkt in Südosteuropa benötigten.
Als er nach Theresienstadt deportiert werden
sollte, versteckte er sich, wurde jedoch
aufgespürt, im November 1943 nach Auschwitz
deportiert und 1944 erschossen.

!Literatur
* R. Kraft, Hdb. der KR Österr., 1933
* G. Anderl, in: David 9, 1997, Nr. 35, S. 15ff. (m. B.)
* P. Melichar, Neuordnung im Bankwesen, 2004, S. 412ff., 445
* Central Archives for the History of the Jewish People, Yad Vashem Archives, beide Jerusalem, Israel
* DÖW, Wien

!Quellen
* ÖBL
* Gabriele Anderl »9096 Leben« Der unbekannte Judenretter Berthold Storfer, Rotbuch, Wien, 2012
* Der Spiegel, online Zeitgeschichte


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!Essay

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Redaktion: P. Diem 
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