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!!!Bergarbeiterschaft

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[{Image src='bergarbeiterschaft01.jpg' class='image_left' caption='»Der Bergknapp« (Bergwerksknappe). Kupferstich von Jost Amman. Aus: Hans Sachs und Jost Amman. »Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden …«. Frankfurt am Main 1568\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Bergarbeiterschaft' height='300' width='198'}]

Dieser gehörten alle jene Menschen an, die stets mit Wagnis und harter Arbeit dazu beitrugen, der Erde ihre  unterirdischen Schätze abzuringen; denn es sind nicht »''einfache Geschenke einer freigebigen Natur''«, die dem Menschen zuteil werden, sondern Grundstoffe, deren Aufsuchen, Erschließen, Gewinnen, Fördern und Aufbereiten »''des Einsatzes von Scharfsinn, Wissen und Können in einem Maße bedürfen, von dem sich der Außenstehende kaum eine Vorstellung zu machen vermag''« (F. Friedensburg). 


Das Innere der Erde zu durchforschen, um zu den Bodenschätzen vorzudringen, vor allem zu den Erzen, Metallen und Salzen, aber auch zu den Edel- und Nutzsteinen bis hin zu den Tonen und Erden, hat eine jahrtausendealte Tradition, die mit dem Feuerstein (Flint) begann. In den Schächten und Abbaustrecken der neolithischen Bergwerke fanden sich schon zahlreiche
Arbeitsgeräte (Gezähe), die entweder aus Teilen von Hirschgeweihen (Brechstangen) oder aus Stein (Schlag- oder Klopfsteine, Hämmer und Fäustel) bestanden. Als »''Geleucht''« (Beleuchtung) dienten den Bergleuten Kienfackeln, gefördert wurde mit Handbeuteln aus Fellen oder Tragkörben, und als »''Fahrten''« (Ein- und Ausstiege) verwendete man schräggestellte Steigbäume. 


Das erste für die Herstellung von Waffen, Geräten und Schmuck verwendete Nutzmetall war das – hier und da auch in gediegener Form vorkommende – Kupfer, dessen systematischer Abbau sehr wahrscheinlich im östlich und südöstlich an das Mittelmeer grenzenden Großraum, im Alten Orient, begann. Wird nicht auch der Garten Eden irgendwo in diesem Raum vermutet? »''Der Einfall, Kupfer zu schmelzen''«, schrieb Ronald F. Tylecote in seiner Geschichte des Kupfers (1966),
»''kam wahrscheinlich durch die Beobachtung von Veränderungen der grünen oder roten kupferhaltigen Farben auf den Tontöpfen über dem Feuer, denn wir finden die Nachweise des ersten Kupferschmelzens bei den Leuten, die bemalte Töpferwaren herstellten.''« 


Eine der ersten mitteleuropäischen Kupfergruben von herausragender Bedeutung war jene im österreichischen Mitterberg zwischen Bischofshofen und Mühlbach im Salzburger Land, wo seit der frühen Bronzezeit (um 1900 vor Christus) mit bereits verhältnismäßig großer Belegschaft Kupfererze gewonnen wurden. Die Römer, als die bergbaulichen Erben der Griechen und Etrusker, der Phönizier und Karthager, beuteten in ihren Provinzen auf der Iberischen Halbinsel die reichen Vorkommen an Silber- und Kupfererzen aus, aber auch an Zinn- (das Metall benötigte man neben Kupfer für die Bronzeherstellung) und
Eisenerzen. Nach dem hellenistischen Historiker Polybios (gestorben nach 120 vor Christus) sollen allein in den Silberminen bei Neu-Karthago (Cartagena) nicht weniger als vierzigtausend Arbeiter, vor allem Sklaven und Strafgefangene, unter entsetzlichen Bedingungen tätig gewesen sein. 


Der Aufschwung des mittelalterlichen Bergbaus in Europa ging offenbar von den in der Maingegend siedelnden Franken aus, die dort im 9. Jahrhundert Eisen, Kupfer, Silber und Gold gewonnen haben dürften. Fränkische Bergleute waren es auch, die seit 922 bei Frankenberg und Mittweida am Nordrand des sächsischen Erzgebirges mit dem Abbau von silber- und kupferhaltigen Fahlerzen begonnen haben. Jahrzehnte später kam es dann unter Kaiser Otto I. zur Gründung des berühmten Unterharzer Bergbaus am Rammeisberg bei Goslar und zum Abbau der silberreichen Kupfer- und Bleierze. Es war vor allem das
Silber, das als Münzmetall dieser Epoche große Bedeutung erlangte und die Schürftätigkeit belebte. Der klassische »Bergsegen« Gold, Silber, Kupfer, Quecksilber, Zinn, Blei und Eisen wurde nach und nach erweitert durch die Entdeckung von Lagerstätten neuer Metalle wie Wismut, Nickel, Kobalt, Wolfram, Mangan, Chrom und Molybdän, und als die »Eisenzeit« durch die Industrialisierung ihrem Höhepunkt zustrebte, wurde die Kohle, le pain noir de l’industrie (Paul Sébillot), zum wichtigsten aller Bodenschätze. »''Die Steinkohle bewegt die Welt, der Geist der schnellen Fortschritte kommt von ihr; sie ist der Schatz der Länder, eine der letzten Gaben, die die Erde der verschwenderischen Menschheit schenkt''«, heißt es in einem der Kohle gewidmeten Roman aus dem Jahre 1870. 


[{Image src='bergarbeiterschaft02.jpg' class='image_right' caption='Kleine Landkarte von Tirol, darüber zwei Bergknappen beim Erzabbau. 1599. Kupferstich von Dominicus Custos\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Bergarbeiterschaft' height='300' width='205'}]


Zu einem gewaltigen Modernisierungsprozess im Montanwesen kam es unter den befreienden Impulsen der Renaissance. Sowohl die Investitionsbereitschaft breiter Kreise aus Bürgertum, Adel und Klerus als auch die systematische Forschung und das Entstehen und die Verbreitung montankundlicher Schriften hatten daran großen Anteil. Das wahrscheinlich umfangreichste und präziseste Kompendium stammt von dem sächsischen Humanisten und »''Vater der Mineralogie''« Georg Agricola (eigentlich Georg Bauer), der sich für einige Jahre als Stadtarzt in der jungen Bergbaustadt St. Joachimsthal (Jáchymov)
im böhmischen Erzgebirge niedergelassen hatte, um sich »''mit ganzer geistiger Kraft''« und »''glühendem Eifer''«, wie er selbst bekannte, dem Studium der Natur und der bergmännischen Erfahrungswelt zu widmen. In Joachimsthal, wo damals rund neuntausend Bergleute in mehr als neunhundert Silberminen arbeiteten, begann er die Arbeit an seinem berühmt gewordenen Werk Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen (De re metallica libri XII), die aber erst ein Jahr nach seinem Tod 1556 in Basel bei Froben erschienen sind. Mehr als eineinhalb Jahrhunderte lang blieben sie das Standardwerk des
Montan wesens.

Dem Aufsuchen der Bodenschätze, mit dem der Bergbau immer und überall begann und beginnt, widmete Agricola eines seiner zwölf Bücher (heute würde man Kapitel sagen). Als wichtig bezeichnete er die Beobachtung der Wasserläufe und Quellen. Vielfach finde sich Erz oder Edelstein in Bach- und Flussläufen. Solchen Funden sei nachzugehen, weil sie oft zur Feststellung der Lagerstätten führten. Auch das Abschmecken von Quellwasser könne zu wichtigen Entdeckungen verhelfen, insbesondere von Salzvorkommen. Ratsam sei auch, Ausdünstungsstellen zu untersuchen. Wo in Frostzeiten feuchte Pflanzen nicht mit Reif überzogen würden, da müsse man »''einschlagen''«; ebenso, wo die Gräser klein blieben und frische Farbe zeigten. Auch gelte es auf die Bäume zu achten, deren Blätter im Frühling bläulich oder blass, deren Zweigspitzen schwärzlich oder überhaupt unnatürlich gefärbt, deren Äste, vor allem die oberen, ge spalten seien. Und wenn irgendwo viele Bäume in einer langen Reihe zu ungewöhnlicher Zeit ihre Farbe verlören und schwarz oder bunt würden sowie durch Sturm zu Fall kämen, da verberge sich ein Erzgang. Auch über die Nützlichkeit der Wünschelrute machte sich Agricola Gedanken und berichtete über die Handhabung dieses »''magischen Gerätes''«, seine Formen und seine Herstellung
aus verschiedenen Materialien (beispielsweise Haselruten für Silber, Eschenruten für Kupfer, Kiefer ruten
für Zinn und eiserne beziehungsweise stählerne Ruten für Gold).


War nun durch Erfahrung und Ausdauer, aber mitunter auch durch Zufall, eine Lagerstätte gefunden, musste man vor ihrer Erschließung »''Mutung einlegen''«, das heißt eine protokollarische Erklärung vor dem zuständigen Bergbeamten  Bergmeister, Zehntner) über Fundort und gemutetes Erz abgeben. Eine der wichtigsten rechtlichen Errungenschaften des mittelalterlichen Bergbaus war zweifellos die Durchsetzung der Bergbaufreiheit, die eine Trennung des Abbaurechts vom Grundeigentum bedeutete. Das im Zusammenhang mit der bergrechtlichen Entwicklung entstandene Bergbeamtentum, mit dessen
Hilfe der Landesherr seinen Einfluss auf die Montanwirtschaft ausüben konnte, kann als Grundlage des neuzeitlichen Beamtenstaats angesehen werden. Nach der offiziellen Verleihung des ausgemessenen Grubenfeldes um die »''Fundgrube''« (nach unten ging es bis zur »''ewigen Teufe''«, dem Mittelpunkt der Erde) konnte nun die Berggewerkschaft (die aus den  rubenherren, den Gewerken bestand) mit dem Schürf (Suchgraben, Probestollen) beginnen. »''Der Bergmann kriecht dem Erz nach''«, hieß es früher, und dazu war ein kompliziertes System erforderlich, um die Gänge, Flöze, Lager, Nester und Putzen, wie die Mineralvorkommen genannt wurden, mit Hilfe von Schächten, Strecken, Stollen, Querschlägen
und anderen Verbindungswegen zugänglich zu machen. Hier, »''vor Ort''«, lag die »''produktive Mitte''« des Bergbaus, wo sich die Hauer oder Häuer mit ihrem »''Gezähe''«, wie das Werkzeug hieß, abmühten. 


Jahrhundertelang bestand das typische Werkzeug des Bergmanns aus Schlägel und Eisen. Das Schwazer Bergbuch aus dem Jahre 1556 (sicherlich das umfassendste Dokument über die technischen, sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen und kulturellen Verhältnisse des tirolischen Bergbaus) unterschied nach dem Gewicht den Schlägel mit etwa drei Pfund Gewicht zum »''Ritzen''« des Gesteins mit dem geschäfteten pfundschweren Stufeneisen oder dem längeren Ritzeisen; den achtpfündigen Pocher zum Einschlagen der ungeschäfteten Stücke und Keile in die Ritzen; das Fäustel mit einem Gewicht von 15 bis 18 Pfund zum beidhändigen Eintreiben der Keile in das Gestein. Für die Arbeit »''auf Schiefer''« und »''geschneidigem Gebirge''« (weichem Gestein) benutzten die Bergleute die spitz zulaufende, zwei Pfund schwere
Keilhaue, die gewissermaßen die Funktion von Schlägel und Eisen vereinte. 


[{Image src='bergarbeiterschaft03.jpg' class='image_left' caption='Sächsicher Bergmann. Um 1600. Um 1876. Kolorierter Holzstich. Aus: »Blätter für Kostümkunde«. Neue Folge, 101. Blatt. Verlag Franz Lipperheide: Berlin\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Bergarbeiterschaft' height='300' width='215' popup='false'}]

Die jährliche »''Vortriebsleistung''«, die ein einzelner Hauer in einem Stollen von 1,60 x 1 Meter Querschnitt mit Schlägel und Eisen schaffen konnte, betrug – je nach Gesteinsart – zwei bis drei Meter! Leistete das Gestein dem »''Eisen''« zu großen Widerstand, setzten die Bergleute zum Mürbemachen Feuer, ein Verfahren, das bereits in der Antike bekannt war und bis zur Einführung des Schießpulvers im 17. Jahrhundert angewandt wurde. Das losgebrochene Erz und Gestein wurde mit der Kratze zusammengescharrt und »''in Gefäßen oder Körben oder Säcken aus den Schächten herausgezogen, mit Schubkarren oder Hunden aus den Stollen herausgeführt oder aus beiden mit Trögen herausgetragen''«. Was hier Agricola so nüchtern beschrieb, war in Wirklichkeit unvorstellbar schwere körperliche Arbeit, die in feuchten und finsteren, schroffen und schlecht belüfteten engen Röhren zu verrichten war. Gar oft wurden die Abbaustrecken
wegen »''geringmächtiger''« (schmaler) Lagerstätten, aber auch aus Kostengründen ungewöhnlich niedrig gehalten, was die Hauer zwang, auf der Seite liegend ihr schweres Werkzeug zu handhaben. Mit der Zeit krümmte sich durch diese »''gewöhnliche''« Arbeitshaltung ihr Hals, was ihnen den Spottnamen »''Krummhälse''« eintrug. Auch der Abtransport des gebrochenen Materials aus diesen engen, oft nur einen halben Meter hohen »''Strecken''« und Schächten war nur durch Ziehen und Schieben von niedrigen und schmalen, aber langen Kästen auf vier kleinen Rädern, den sogenannten Hunden, möglich.

Diese Arbeit besorgten beispielsweise im Mansfelder Kupferschieferbergbau noch bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts 14- bis 16jährige Knaben, und in den englischen Kohlegruben waren es zum großen Teil Kinder beiderlei Geschlechts und junge Frauen. Die bedauernswerten Schlepper hatten einen Riemen an den linken Fuß oder um die Hüfte gespannt, an dem der beladene Hund mit einer Kette befestigt war. Unter mühsamem Vorankriechen zogen sie den Hund vom Abbaustreb bis zur Entladestelle hinter sich her. Dabei legten sie in einer Zwölfstundenschicht etwa drei bis fünf, ja manchmal auch sieben Kilometer zurück.


Das Zutagebringen des Förderguts, ausreichende Belüftung (Bewetterung) und vor allem die Grubenentwässerung (Wasserhaltung) waren von jeher die grundlegendsten Probleme, gegen die die Bergarbeiterschaft anzukämpfen hatte. Erst mit der intensiven Nutzung der Wasserkraft in der Renaissance sind auf diesen Gebieten bemerkenswerte Fortschritte erzielt worden. Zunächst diente die Handhaspel zur vertikalen Förderung, mit der Haspelknechte sowohl die Kübel und Körbe mit Erz und Gestein als auch die Ledersäcke (Bulgen) mit Wasser an Seilen »aus der Tiefe der Erde« hochkurbelten. Später sorgten für den Antrieb der Haspelwellen Tretscheiben und Treträder, die von Tretknechten in Bewegung gesetzt wurden; und so mancher Knecht zog sich dabei »''das Marck aus Arm und Beinen heraus''«. 


Der nächste Schritt war die Entlastung der menschlichen Muskelkraft durch Pferde. Mit dem von Agricola beschriebenen Pferdegöpel, der durch zwei Pferde, bei tiefen Schächten durch vier, angetrieben wurde, vermochte man »''sechsmal so große Lasten''« zu heben wie etwa mit der Tretscheibe. Besonders die »''Roßkunst mit der Bremsscheibe''« (die Maschinen hießen damals »''Künste''«), eine Fördereinrichtung mit einem aufwärts- und einem abwärtslaufenden Kübel an einer Kette, galt als technisches Meisterwerk, das allein zu seiner Bedienung neun Bergleute verlangte: vier Pferdetreiber, einen Stürzer, einen Füller, zwei Karrenläufer und einen Bremser. Gewiss zu den gewaltigsten Bergwerksmaschinen zählte damals das Kehrrad mit einem Durchmesser von zehn und mehr Metern, das sowohl für den Materialtransport als auch zur Grubenentwässerung (»''Bulgenkunst''«) eingesetzt wurde. Die ständige Umkehrung der Drehrichtung besorgte der Treibmeister durch wechselweises Ziehen der beiden Schützen, womit er einmal auf den einen, dann wieder auf den anderen Schaufelkranz Wasser aufschlagen ließ. Eine solche Großanlage mit Kehrradantrieb, als »''achtes Weltwunder''« gepriesen, wurde 1553/54 im Schwazer Bergbau errichtet, da die fast sechshundert Wasserknechte trotz körperlicher Schwerstarbeit – mit Ledereimern wurde das Wasser von Mann zu Mann bis oben weitergereicht – die Wasserhaltung in Schächten und Stollen nicht mehr bewältigen konnten. 


Eine andere Wasserhebevorrichtung war die »''Heinzenkunst''«, die aus einem vom Sumpf (Schachtsohle) bis zum vorgesehenen Wasserabfluss reichenden Rohrstrang aus Holz bestand, durch den der aufwärtslaufende Teil einer endlosen Kette geführt wurde. An der Kette befanden sich in regelmäßigen Abständen ausgestopfte Lederbälge, die das Wasser im Rohr wie mit einem Paternoster hinaufhoben. Unter »''Kannenkünsten''« verstand man eine endlose Kette, die über eine obere und eine untere Scheibe lief und an der Schöpfgefäße (Kannen) angebracht waren. Beim Drehen der oberen Scheibe durch Haspel, Tret- und Wasserrad oder Göpel füllten sich die Gefäße während des Eintauchens in den Sumpf mit Wasser,
das sie dann beim Herumdrehen um die obere Scheibe entleerten. Zur Überwindung größerer Hubhöhen und um die kostspieligen »Heinzenkünste« zu ersetzen, setzte man Kolbenpumpen (Saughubpumpen) ein, die entweder manuell oder mit Wasser angetrieben wurden. Es war die berühmte »''Kunst mit dem krummen Zapfen''«, von der Lazarus Ercker, unter Rudolf II. Oberster Bergmeister in Böhmen, 1565 meinte, »''daß man keine bessere Wasser-Kunst im Rammelsberge könne erdenken als diese''«. Der Krummzapfen war eine exzentrische Kurbel am Ende einer vom Wasserrad angetriebenen Welle, an der
ein mehrteiliges Gestänge aus Holz hing, das in geschickter Weise die Kurbelbewegung auf die Kolben übertrug (Feld- oder Stangenkünste). 


[{Image src='bergarbeiterschaft04.jpg' class='image_right' caption='Stollen in einem Kohlenbergwerk des Ruhrgebietes. Um 1880. Photographie\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Bergarbeiterschaft' width='300' height='199'}]


Schon sehr früh bot das Gefüge eines Bergbaubetriebes das Bild einer ungewöhnlichen Funktionsvielfalt. Über den Stand der Arbeitsteilung und damit über die soziale Gliederung der Bergarbeiterschaft gibt das bereits erwähnte Schwazer Bergbuch von 1556 recht gut Auskunft: In dem 5,6 Kilometer langen Tiefbaustollen am Falkenstein bestand 1526 die Belegschaft aus Gedingehauern, Lehnhauern, Hutleuten, Haspel- und Wasserknechten, Truhenläufern (Schleppern), Säuber- und Schachtbuben (die das hereingewonnene Gestein in die Bergtruhen und Förderkübel füllten), Focherbuben (die den Betrieb der Blasebälge besorgten), Scheidern (die Erz und taubes Gestein trennten, das Erz sortierten und aufbereiteten),
Grubenhütern (die als Aufseher und Wächter beschäftigt waren), Zimmerleuten, Schmieden und Grubenschreibern. Den Kern der Arbeiterschaft bildeten stets die Hauer, wobei die Herrenhauer für die Gewerken (die Grubenherren) im Lohn arbeiteten, die Gedingehauer hingegen den Abbau bestimmter Grubenabschnitte gegen eine zuvor festgelegte Bezahlung übernahmen. Die Lehnhauer wiederum waren jene von den Gewerken stark abhängigen »''Subunternehmer''«, die eine Grube oder Teile einer Grube gegen einen Pachtzins befristet nutzen konnten. 


Wichtigster Mann jeder Grube war der Hutmann (der spätere Steiger), dem die Einstellung und Überwachung der Arbeiter, die Einteilung der Arbeit sowie die Abrechnung des Lohns oblag. Dieser war für die Bergleute meist sehr niedrig, und häufig wurde ihnen von dem wenigen noch ein Teil vorenthalten. Um sie über ihre missliche Lage hinwegzutrösten, hatten ihnen die Landesherren im Laufe der Zeit einige Privilegien zugestanden: Sie waren vom Militärdienst und von einigen direkten Steuern befreit, sie hatten das Recht, eine besondere Uniform zu tragen, und sie durften sich zu Knappschaften, einer Art Not- und Kampfgemeinschaft, organisieren. Als »''ein gutmütig folgsames Völkchen, niedergedrückt durch Mühseligkeit, und Mangel, und Versäumnisse seiner Vorgesetzten, bis zur tiefsten Stumpfheit''«, charakterisierte ein Bergmeister der Grube Marienberg die Bergleute zu Ende des 18. Jahrhunderts. 


Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, nach einer stürmischen Entwicklung, von der kein bergmännischer Bereich ausgenommen blieb (die »''Feuermaschine''« Newcomenscher Bauart beispielsweise, eine der ersten Dampfmaschinen, ersetzte fast alle in den Gruben tätigen Pferde), hatte sich auch die hierarchische Struktur gewandelt. 1831 teilte sich der Königlich Sächsische Bergstaat in nicht weniger als elf Klassen. An der Spitze standen der Oberberghauptmann, der Berghauptmann und Viceberghauptmann; dann kamen die Bergräthe, Bergcommissionsräthe und Oberbergamtsassessoren, gefolgt von Oberbergamtsverwalter, Oberhüttenverwalter, Oberbergmeister (im fränkischen Bergbau bekleidete Alexander von Humboldt von 1792 bis 1797 dieses Amt), Oberzehntner und Austheiler, Maschinendirector, Oberhütteninspector, Bergmeister und Oberbergamtssecretär. Dazu kamen der Oberhüttenvorsteher, der Obereinfahrer, die königlichen Factoren, Inspectoren, Bergschreiber, Markscheider, Bergwardeine, Hüttenmeister, Blaufarbenmeister, Schichtmeister, Oberhüttenamts- und Bergamts-Auditoren, Bergwerkscandidaten, Knappschafts- und Hüttenvorsteher, desgleichen Aelteste, Obersteiger, Werkmeister, Bergmaschinenmeister, Berghautboisten, Schmelzer, Untersteiger, Doppelhäuer, Treibemeister, Röster, Lehrhäuer, Haspelknechte, Wäscher und schließlich die Gruben-, Hütten-, Poch- und Waschjungen. 


Der schweren und gefahrvollen Arbeit der Bergleute, besonders unter Tage, entsprach jeweils auch  die Arbeitskleidung, die vor Nässe, Schmutz und herabfallendem Gestein schützen sollte; ursprünglich bestand sie aus Kittel und Kapuze, ferner aus enganliegenden Hosen, Strümpfen, auch aus Wickelgamaschen, Lederschuhen beziehungsweise -stiefeln mit mehr oder weniger aufgeschlagenen Schäften, Hüten oder Kappen, ledernen »''Kniebügeln''« für Arbeit im Knien und dem »''Arschleder''«, auf dem man in schrägen Schächten in die Tiefe rutschte und das zu den wesentlichen Kennzeichen der bergmännischen Tracht gehörte. Ein wichtiges Requisit in der ewigen Finsternis der Unterwelt war natürlich die
Grubenlampe (»''Geleucht''«), die zunächst aus offenem Licht bestand. Die zerbrechlichen Ton- und teuren
Bronzeguß-Lampen wurden gegen Ende des Mittelalters von den Froschlampen aus Eisenblech abgelöst, die mit Unschlitt, Paraffin oder Rüböl brannten. Immer wieder auftretende schwere Schlagwetterexplosionen in englischen Kohlengruben veranlassten unabhängig voneinander den Chemiker Sir Humphry Davy und den Ingenieur George Stephenson (den späteren Erbauer der berühmten Dampflokomotive »''Rocket''«), nach einer Lampenkonstruktion zu suchen, die eine Entzündung der Grubengase verhindern sollte. 


1815 gelang die heute mehrheitlich Davy zugesprochene Erfindung einer Sicherheitslampe mit metallischem Drahtkorb, die im Laufe der Zeit zahlreiche Verbesserungen erfuhr. 1895 kamen dann in schlagwetterfreien Gruben die besonders lichtstarken Karbidlampen auf. Die Hoffnung auf eine glückliche Ausfahrt, auf die heile Rückkehr ohne Unfall und Verletzung aus der Tiefe der Erde symbolisiert der Bergmannsgruß »''Glück auf!''«, eine Hoffnung, die sich allerdings recht oft nicht erfüllte, wie die schier unübersehbare Chronik von schrecklichen Grubenkatastrophen beweist. Emile Zola schildert die Gefühle der Menschen nach einem Grubenunglück in seinem 1885 erschienenen Roman Germinal: »''Viele der Arbeiter, die heraufgeholt worden, blieben da, ganz stumpf, ohne daran zu denken, ihre Kleider zu wechseln, durch einen Bann des Entsetzens festgehalten vor diesem furchtbaren Loche, in dem sie fast geblieben wären. Die Weiber umstanden sie flehend und fragten nach den Namen. War der unten? und der? und jener? Aber sie wussten nichts; sie stammelten nur und
machten sinnlose Gebärden, als wollten sie damit eine immer wiederkehrende, furchtbare Vision verscheuchen.''«

!Quellen
* Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010


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''... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.''
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