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!!!Brillenmacher

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[{Image src='brillenmacher.jpg' class='image_left' popup='false' caption='»Der Brillenmacher«. Kupferstich von Christoph Weigel. Aus: »Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände …«. Regensburg 1698\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Büchsenmacher' height='300' width='239'}]


Brillenmacher (auch Perspektivmacher) produzierten Ge stelle aus Eisen, Silber, Gold, Leder, Holz, Horn oder Elfenbein mit zwei geschliffenen Augengläsern zur Verbesserung des Sehvermögens.


Der Name Brille kommt von Beryll (beryllus), dem Edelstein, aus dem man vergrößernde Linsen schliff. Lucius Annaeus Seneca erwähnt 63 nach Christus, dass Buchstaben, durch eine gläserne, mit Wasser gefüllte Kugel betrachtet, größer und klarer erscheinen (solche Kugeln waren später lange Zeit als sogenannte »Schusterkugeln« zur Verbesserung der Raumbeleuchtung in Gebrauch). Nach dem Bericht des älteren Plinius bediente sich der römische Kaiser Nero eines geschliffenen Smaragds, um die Kämpfe der Gladiatoren besser beobachten zu können. 


[{Image src='brillenmacher02.jpg' class='image_right' caption='»Der Brillenmacher«. Kupferstich von Jost Amman. Aus: Hans Sachs und Jost Amman. »Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden …«. Frankfurt am Main 1568\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Beruf: Brillenmacher' height='300' width='203' popup='false'}]

Der bedeutende Astronom, Mathematiker und Geograph Claudius Ptolemäus aus Alexandria behandelte in seinem Werk Almagest (um 150 nach Christus entstanden) bereits die Theorie des Sehens und der Reflexion, und ein arabischer Gelehrter, Ibn el Heitham, der um das Jahr 1000 lebte, beschrieb erstmals einen »''Lesestein''«, eine plankonvexe Linse, die auf
kleine Schriften gelegt wurde und sie vergrößerte. »''Die Augen stehen zwar in dem Haupt des Menschen, aber verursachen manchen Haupt-Schaden, sie haben ihren Sitz in der Höche, aber stürzen manchen in die Niedere. Von den Augen kommet manches Au-weh her. Wann nun wegen des wachsenden Alters oder anderwärtigen Zustand die Augen erblöden, so kommen die Prillenmacher zu Hilff''«, spöttelte der Prediger Abraham a Santa Clara (1698), und diesem »Haupt-Schaden« dürfte vermutlich der kurzsichtige Schwedenkönig Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen (1632) zum Opfer gefallen sein, weil er keine Brille tragen wollte.


Die optische Korrektur der Augen durch Brillen wurde erstmals Ende des 13. Jahrhunderts in Oberitalien angewandt, und die wahrscheinlich älteste bildliche Darstellung eines Brillenträgers findet sich auf einem Fresko von Tomaso da Modena in Treviso, das 1352 entstand. Als der erste namentlich bekannte deutsche »Parillenmacher« wird 1478 ein Nürnberger namens Pfuhlmeier genannt. Die ersten Brillen nannte man »Nietbrillen«, wahrscheinlich weil die in Eisenringen gefassten, konvex geschliffenen Gläser mit einem angenieteten Stiel zum Halten versehen waren. Sie wurden von den »''Bügelbrillen''« abgelöst, die man auf der Nase festklemmte (»''Nasenquetscher''«). Es folgten »''Mützenbrillen''«, die an der Mütze befestigt wurden, »Riemenbrillen«, die mit einem Lederriemen um den Kopf geschnallt wurden, und »''Stirnfortsatzbrillen''«, die an einem Fortsatz befestigt waren, der unter der Perücke oder Mütze verschwand. Im 16. Jahrhundert kamen die »''Stirnreifenbrillen''« auf, bei denen die Gläser von einem um die Stirn getragenen Metallreifen herabhingen, ferner die »''Schläfenbrillen''« und »''Scherenbrillen''«. 



Aus letzteren entwickelten sich die Lorgnetten, die bügellosen, an einem Stiel vor die Augen zu haltenden Brillen. Bemerkenswert erscheint, dass bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts niemand auf die Idee kam, die Brillen hinter dem
Ohr zu befestigen. Erst mit der »''Drahtbrille''« und später mit der »''Nickelbrille''«, die mit kleinen ovalen Gläsern
ausgestattet war, kamen die biegsamen Ohrenbügel auf.


Ein Brillenmacher in Holland (vermutlich Jan Lippershey) war es, der 1590 das erste Fernrohr (tubi optici) anfertigte. Die Erfindung drang bis Padua zu Galileo Galilei vor, der unverzüglich daranging, sein eigenes Cannochiale, sein Augenrohr, aus einem erhabenen und einem hohlen Glas, die von einer bleiernen Röhre umschlossen waren, zu konstruieren, an dem er sich letztlich die Augen blind sah. Der deutsche Astronom Kepler perfektionierte vorerst die Erfindung mit zwei konvexen Gläsern, durch welche die Gegenstände deutlicher und größer, wenn auch verkehrt gesehen wurden. Damit war nicht nur das erste astronomische Teleskop geschaffen, sondern auch eine neue Wissenschaft begründet. Kepler prägte dafür den Begriff Dioptrik – die Wissenschaft der Strahlenbrechung durch Linsen. Brillenmänner hießen die wandernden Brillenverkäufer, die bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Bevölkerung, besonders in entlegenen Gegenden, nicht nur mit billigen Brillen, sondern auch mit Nachrichten und Tratsch versorgten.

!Quellen
* Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010


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''... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.''
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__Siehe auch:__  \\
> [ABC zur Volkskunde|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Brille] 

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