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!!!Salinisten

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[{Image src='Solemessung.jpg' class='image_left' caption='Solemessung. 1836. Kolorierte Tuschfederzeichnung. Aus: Michael Kefer. »Die verschiedenartigen Manipulations-Gegenstände bei dem k. k. Salzberge zu Ischel in 70 Tabellen dargestellt«\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Solemessung' height='300' width='211'}]


Salinisten nannte man die Verfasser einer eigenständigen
Fachliteratur, die sich in Anbetracht der
Bedeutung der Salzgewinnung seit dem späten 16. Jahrhundert
etablierte. Es waren meist wissenschaftlich
vorgebildete Technologen, die sich praktisch und theoretisch
mit der Solegewinnung und Versiedung befassten.
Die erste Monographie über das Kochsalz und das
deutsche Salinenwesen stammt von dem Pfänner und
Ratsherrn im thüringischen Frankenhausen Johann
Thölde und erschien 1603 unter dem Titel Haligraphia,
Das ist Gründliche vnd eigentliche Beschreibung aller Saltz
Mineralien. Von den unzähligen Salinisten des 18. Jahr-
hunderts seien hier nur zwei erwähnt, die zur Weiterentwicklung
der Salinenkunde wichtige Beiträge geleistet haben: Johann Wilhelm
Langsdorf, Kammerrat und Reorganisator der Saline Salzhausen
und sein Bruder Karl Christian Langsdorf, Professor in
Heidelberg.

[{Image src='Tragekorb.jpg' class='image_right' caption='Tragkorb aus Rindsfell und Leder eines Bergknappen aus der Hallstattzeit (800–400 v. Chr.)\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Tragekorb' height='250' width='177'}]

Seit Urzeiten waren das Salz, seine Gewinnung und der Salzhandel
von höchster Wichtigkeit. Salz diente vielfach als wichtiges
Tauschmittel, und die Salzquellen genossen besondere Verehrung.
Im Salz glaubte man eine göttliche Wesenskraft verkörpert,
die Kraft des Lebens (Blut schmeckt salzig!), der Treue, der
Gastlichkeit. Gemeinsamer Salzgenuss verband unauflöslich oder
für eine gewisse Zeit. Das Salzverschütten oder Vergeuden galt
und gilt zum Teil noch als Vorbedeutung von Streit oder Blutvergießen.
Im ehrfürchtig behüteten und verehrten Salzfass
erblickten zum Beispiel die Römer ein Symbol für den geheimnisvollen
Bund zwischen den toten, den lebenden und den künftigen Gliedern der Familie. Abgaben
und Staatsgehälter (salarium) wurden in Salzrationen gezahlt, und der Begriff »Salär« war noch vor
nicht allzu langer Zeit – vor allem in Österreich und der Schweiz – eine gängige Bezeichnung für Honorar,
Gehalt oder Lohn.

Vom Bergbau auf Steinsalz und von der Gewinnung des Salzes aus natürlichen Solequellen sprachen
schon im 1. Jahrhundert nach Christus der griechische Historiker und Geograph Strabon aus Amasia in
Pontos und der Römer Plinius der Ältere. Er beschrieb zusätzlich die Einrichtung von »Salzgärten« an
Meeresküsten. Die Verfahren zur Salzgewinnung blieben lange Zeit weitgehend unverändert. Das galt
vor allem für die Meersalzgewinnung an den Küsten im südlichen Europa, aber auch für den bergmännischen
Abbau von Steinsalz (Bergarbeiterschaft). Bei der Gewinnung von Salzsole aus einer salzhaltigen
Quelle durch Auslaugen mit Süßwasser, das in Steinsalzvorkommen geleitet wurde (Sinkwerke),
sowie bei der Soleförderung wurden nach und nach verschiedene Methoden angewandt. 

[{Image src='Sudpfanne.jpg' class='image_left' caption='Salinenarbeiter an der Sudpfanne in Ebensee. Um 1905. Handkoloriertes Glasdiapositiv\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Salinenarbeiter' height='200' width='253'}]

Gefördert
wurde mit Schöpfgalgen ähnlich den Ziehbrunnen der ungarischen Pußta, mit Haspelwerken, an deren Seilen Kübel oder Ledersäcke (Bulgen) hingen, mit »Heinzenkünste« genannten Schöpfvorrichtungen
und zunehmend mit Saugpumpen, die von Hand oder durch Wasserräder angetrieben wurden. Die von
Hasplern, Schöpfern, Störtzern und Zäpfern – so die einzelnen Berufsbezeichnungen – ans Tageslicht
geschöpfte oder gepumpte Sole wurde entweder in Zubern von Soleträgern zu den Pfannhäusern getragen
oder in hölzernen und bleiernen Röhren vom Salzberg zum Sudhaus geleitet. Gewiss ein Meisterwerk
der damaligen Technik war die Soleleitung von Reichenhall in das zweiunddreißig Kilometer entfernte
Traunstein. Die Sole aus Reichenhall konnte dort wegen der bereits herrschenden Holzknappheit
nicht versotten werden. Auf Vorschlag seiner Berater verfügte Herzog Maximilian I. den Bau einer
neuen Sudhütte in Traunstein, die durch eine Soleleitung aus Reichenhall gespeist werden sollte. Das
besondere Problem war die Überwindung von insgesamt zweihundertsechzig Höhenmetern. Mit den
Arbeiten beauftragt wurde der Hofbaumeister Hans Reiffenstuel, der die Rohrleitung und den Bau der
Pumpwerke in den Jahren 1617 bis 1619 bewerkstelligen konnte. Sie versahen dann fast zweihundert
Jahre lang erfolgreich ihren Dienst. Für den Bau waren allein siebentausend gebohrte Holzröhren und
zahlreiche gegossene Bleileitungen erforderlich.

[{Image src='Bohrmaschine.jpg' class='image_right' caption='Elektrische Bohrmaschine im Hallstätter Salzbergwerk. Um 1910. Handkoloriertes Glasdiapositiv\\© Ch. Brandstätter Verlag' alt='Bohrmaschine' height='200' width='238'}]

Für das Salzsieden bediente man sich der Siedepfannen, die im Laufe der Jahrhunderte durch immer
größere ersetzt wurden und deren Befeuerung enorme Mengen an Nadelholz verschlang. Schon 1367
waren auf der Tiroler Saline Hall vier Pfannen aus Eisenblech in Verwendung, die jeweils fünfzehn
Meter lang und fünf Meter breit waren und eine Tiefe von einem halben Meter aufwiesen. Die gegen
die sogenannte Pehrstatt hin leicht geneigten Siedepfannen waren aus verschieden großen geschmiedeten
Eisenblechen zusammengesetzt, die mit Nägeln oder Nieten schuppen- oder dachziegelförmig
übereinander befestigt waren. Sie ruhten auf einem Ofen aus Bruchsteinen oder Ziegeln in einem überdachten
Sud- oder Pfannhaus und wurden zusätzlich durch Haken am Gebälk des Dachstuhls gehalten.
Nach dem Verdampfen des Wassers blieb das kristalline Salz als Rückstand in der Pfanne. Es wurde in
feuchtem Zustand in hölzerne Formen (Kufen) gepresst und mit Stösseln festgestampft. Die konischen
Salzstöcke (Fuder) brachte man danach in Dörrhäuser, wo sie durch Heißluft bis zum klingenden
Zustand austrockneten. Alle diese Tätigkeiten konnten nur gelernte Arbeiter, die sogenannten Pfannhauser,
verrichten, an deren Spitze der Pfannmeister stand. Es gab Schürer, Pehrer, Zu- und Überzieher
und Poßler (die das feuchte Salz in die Kufen pressten); dazu kamen als weniger oder nicht qualifizierte
Arbeitskräfte die Fuderträger, Wochner, Samstaghüter zur Wache im Pfannhaus während des Kaltstehens
der Pfannen, Kottrager, Zustürzer, Wasserhüter, Widttrager, Salzdörrer und Pfieselschreiber. Ihre
Entlohnung erfolgte meist am Schluss einer jeden Siedewoche je nach Anzahl der Salzfuder, die gepresst
worden waren.



Schon die Kelten waren als Salzsieder bekannt, und vom keltischen Begriff für Salz stammen wohl
die vielen Bezeichnungen von Salzorten auf »hall« wie Halle an der Saale, Hallstatt, Hall in Tirol, Hallein,
Schwäbisch-Hall oder Reichenhall. Ebenso weisen Namen wie Salzburg, Salzgitter, Salzkotten,
Salzwedel oder Salzkammergut, die Bäder Salzhausen, Salzdetfurth, Salzuflen, Salzig, Salzschlirf oder
Salzungen auf Orte oder Regionen hin, deren Bevölkerung in ihrer Lebensform maßgeblich vom Salz
bestimmt war.

!Quellen
* Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010 
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''... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.''
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