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Wettertürme und Wetterläuten#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Wetterläuten
Mit dieser Glocke wurden bis 1994 die Unwetter von Rollsdorf bei Weiz abgehalten.
© Willi Senft

Wettertürme aus Mauerwerk oder Holz sind die Spezialität der Oststeiermark. In ihnen hingen die geweihten „Wetterglocken", und ihr Läuten half gegen Unwetter.

Auch die normalen Kirchenglocken erfüllten denselben Zweck, aber in den überdurchschnittlich großen oststeirischen Pfarren stehen die Kirchen oft so weit voneinander entfernt, daß man die Kirchenglocken längst nicht in allen Ortschaften hört. - So errichtete man eben eigene Glockentürme.

Aus Mauerwerk gebaute kann man zum Beispiel in Niederschöckl bei Graz, in Rinnegg und aus Holz gezimmerte in Mariatrost (in der Nähe des „Alten Faßl") sowie in Rollsdorf sehen. Der Wetterturm bei Mariatrost erhielt eine naturgetreue Nachbildung im Freilichtmuseum von Stübing.

Bis zum Tod von Theresia Zeißmann im Jahre 1994 läutete im Wetterturm von Rollsdorf (zwischen St. Ruprecht/Raab und Puch gelegen) bei herannahenden Gewittern die Glocke. Frau Zeißmann (den Autoren persönlich bekannt) war die letzte „Wetterläuterin" der Steiermark. Die Gemeindebürger zahlten ihr zwischen S 30,- und S 100,-, je nach Besitzgröße, für die „Wetterabwehr".

Die Wetterläuterin beobachtete die Gewitterstimmung ständig und mußte an „gefährlichen" Tagen in ihrem kleinen Haus neben dem Wetterturm bleiben, um rechtzeitig mit dem Läuten zu beginnen. - „Es hat bei uns in Rollsdorf schon ewig lange nicht mehr geschauert!" konnte man von jedermann im Ort hören.

Auf der Glocke, sie ist im Turm über zwei Holzleitern zu erreichen, steht: „Ave Maria plena gratia - 1756". Und Frau Zeißmann sagte: „Maria hilft, denn ich bete und läute während des gesamten Gewitters - und wenn es auch drei Stunden dauert!" Im Gegensatz zur Meinung anderer Ortsbewohner waren nach festem Glauben der Wetterläuterin nicht so sehr die Schallwellen für die Hagelvermeidung maßgeblich, sondern vor allem das Gebet.

Interessanterweise hatte man unter dem „aufgeklärten" Kaiser Joseph II. das Wetterläuten wegen der Blitzgefahr für die läutende Person verboten, die ja an einem oft nassen Seil zog, das mit der Glocke in Verbindung war. Auf den Bauernhöfen richtete man dafür Heugabeln, Sensen und Sicheln gegen den Himmel, damit sich die niederfallenden Wetterhexen daran aufspießen sollten. Ging dennoch ein „Schauer" nieder, so schlug man dann die Hagelkörner auseinander, und wenn sich Haare darin fanden, dann war es ein „Hexenwetter". Manche Frauenperson hat man dann auch immer wieder heimlich als Wetterhexe bezeichnet.

Wetterturm
Wetterturm in Schaftalberg
© Willi Senft

Das Wetterschießen mit Böllern wird heute noch gelegentlich praktiziert, wobei man den Schallwellen eine hagelabwehrende Wirkung zuschreibt. Moderner sind Hagelabwehrraketen, welche die Hagelwolken mit Silberjodid „beimpfen", noch besser scheinen diesbezüglich aber die mutigen „Hagelflieger" zu sein, welche direkt in die Gewitterwolken hineinfliegen und dort das Silberjodid ausstreuen. - Am sichersten sind aber wohl die Hagelnetze, so daß die Wettertürme heute nur noch bemerkenswerte historische Relikte sind.

Keiner der modernen Landwirte hat aber etwas dagegen, wenn die Hausfrau beim Gewitter geweihte Palmzweige ins Herdfeuer steckt...

Wandertip#

Eine hübsche Rundwanderung, die uns bei einem der Wettertürme direkt vorbeiführt, verläuft über Mariatrost-Schaftalberg-Sternwirt. Am Gasthaus „Ohnirne" vorbei geht es anfangs in Richtung „Leechwald". Am Waldrand biegen wir aber schon links ab und folgen der Wegnummer 768. Bald geht es in den Wald hinein in Richtung „Altes Faßl". Schon wenig später gelangen wir zur Ortschaft Schaftalberg, und hier steht direkt am Weg der holzgezimmerte Wetterturm, dessen naturgetreues Abbild im Freilichtmuseum Stübing aufgestellt wurde. Bald gelangen wir dann zum „Alten Faßl" und lassen uns nun von der Markierung Nr. 24 zum „Tischlerwirt" leiten, gehen dort ein kurzes Stück auf der Landesstraße, um rechts dem „Langegger Weg" zu folgen. Durch Hochwald kommen wir schließlich zum Ausflugsgasthof „Sternwirt" und wandern über Fölling zurück zu unserem Ausgangspunkt.

(2 1/2 Std. Gesamtgehzeit, Karte Frey-tag & Berndt Nr. 131)

Quellen#

  • Text und Bild aus: Steirischen Geheimnissen und Kuriositäten auf der Spur, Hilde und Willi Senft, MEDIA Marketing G.m.b.H. 2000


Redaktion: Hilde und Willi Senft