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Hasitschka, Josef #

* 1946, Schladming (Steiermark)


Oberstudienrat i. R., Prof. Mag. Dr. Josef Hasitschka

Germanistik, Geschichte


Hasitschka
OStR. Prof. Mag. Dr. Josef Hasitschka
Foto vom Bergsteigen, 2010

Die „Zeitroas“ eines Nutzungs-Historikers#

Die zwei Brennpunkte meiner Wirkungsellipse sind mein Geburtsort Schladming (1946) und die darüberliegenden Ramsau und andererseits Admont mit seinem Stiftsarchiv und seinen Gesäusebergen.

Die „vertices ad flumen anesum“ (so wurden in mittelalterlichen Grenzbeschreibungen die Grenzgipfel genannt) sind der Gebirgskranz der Niederen Tauern im Süden, der Hochschwab im Osten und die Kalkalpen im Norden. Alle diese Gipfel habe ich im Laufe meiner Zeitreise erwandert und erklettert, der Bergführerberuf hat meine Methode, Geschichte zu erwandern, unterstützt.

Das Benediktinerstift Admont prägte meine Berufslaufbahn: Matura in Admont, Studium der Germanistik und Geschichte, zurück zu meiner Schule als Gymnasiallehrer bis zur Pensionierung.

Nach der Sesshaftwerdung (verheiratet mit DI Ursula Hasitschka, zwei erwachsene Söhne) suchte ich im Stiftsarchiv nach Unterlagen über die Geschichte des Ennstales. Die Überfülle an Quellen führte zu einer Dissertation über die Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte des Stiftes und in den darauf folgenden dreißig Jahren zu Ablegern über die dortige Wirtschaftsgeschichte:

Im „Admonter Klosterkochbuch“ schaute ich dem historischen Pater Kuchlmeister über die Schulter, im „Admonter Herbarium“ dem Apotheker und Gärtner. Über 200 Aufsätze und etwa 40 Monografien, davon 30 Bücher, entstanden zur Nutzungsgeschichte der regionalen Landschaft: Siedlungs-, Alm-, Forst-, Bergbau-, Verkehrs-, Tourismusgeschichte, insbesondere alpinhistorische Bücher wie „Gesäuse-Pioniere“, „Licht und Schatten im Gesäuse“, „Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach“, „Bergsteigerdorf Johnsbach“, „Erlesenes Gesäuse“, „Der Grimming – Monolith im Ennstal“, „Erlesener Dachstein“.

Als Höhlenforscher entdeckte ich mit Ausseer und Mitterndorfer Freunden unterirdisches Neuland im Toten Gebirge und unter dem Dachstein. Die Forschungsgeschichte begleitet mich seitdem: Wer weiß denn, dass der berühmte Alpenforscher und Geograf Friedrich Simony auch ein Pionier der späteren Speläologie war?

Als Bergsteiger und Naturliebhaber setzte ich mich vor 15 Jahren sehr für das Entstehen des Nationalparks Gesäuse ein und arbeite dort als Ranger und als Forscher mit. Die Zusammenarbeit des Historikers mit Naturforschern ist spannend – daraus entstand das Nationalparkbuch „Gesäuse – Landschaft im Wandel“.

Die Ennstaler haben keine idyllische, sondern eine herbe Geschichte. Besonders die gewaltsamen Auseinandersetzungen zur Zeit der Gegenreformation im obersten Ennstal wollte ich als Ramsauer aufarbeiten und durfte an der Gründung des dortigen Museums „Zeitroas“ mitwirken. Auch zur Siedlungsgeschichte des Tales konnte ich durch manche Orts- oder Hofchronik beitragen.

Seit vielen Jahren vermittle ich diese Forschungen in Landeskundekursen für den Historischen Verein für Steiermark. Die Ernennung zum Korrespondenten der Historischen Landeskommission Steiermark sah ich als Impuls an, die Regionalgeschichte in Schrift wie im Wort weiterzuvermitteln.

Diese Vermittlung durch den Vortrag oder durch das Buch gestalte ich mir gerne gemeinsam mit Freunden oder Partnern: Die Vernetzung in wissenschaftlichen oder kulturellen Vereinigungen, regional oder bundesweit, ermöglicht erst eine Gesamtschau aus mehreren Blickwinkeln. „Member of“ (und wenns auch „nur“ der Alpenverein ist) ist keine Vereinsmeierei, sondern ein Arbeitsauftrag für Artikel oder Bücher.

Auch in den hochsicheren Hallen des Stiftsarchivs darf ich vernetzt arbeiten – so helfe ich bei der Digitalisierung der Bestände mit. Arme Historiker-Praktikanten mussten sich bisher die vor 130 Jahren in Kurrent geschriebenen Repertorien vorlesen lassen, bald wird ein digitales Suchsystem das Forschen erleichtern.

Den Ennstalern „aufs Maul schauen“ erbringt viel für das Erforschen des revolutionären Wandels in der Land- und Forstwirtschaft seit fünfzig Jahren. Dabei zeigt sich, dass nicht nur Techniken, sondern auch Terminologien verloren gehen. Vulgonamen, Berg- und Flurnamen werden unverständlich, da man die Nutzungsbegriffe Anger, Berg, Brand, Feldl, Filz, Gsuch, Höll, Jahrling, Maiss, Moar, Ofen, Plan, Ries, Schwaig ... nicht mehr kennt.

Meine Etymologien zu Siedlungs- wie auch Berggebieten sollen dieser vergangenen Nutzung nachspüren. Die Dachsteinnamen vom „Arschlochwinkel“ bis zum ebenso anrüchigen „Schwingerzipf“ (heute trägt der Gipfel den edleren Namen Bischofsmütze) versetzen mich wieder in die Berge meiner Jugend – eine persönliche „Zeitroas“ zurück zu den Wurzeln.


Stand: 2015

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