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Dollfuß, Engelbert#


* 4. 10. 1892, Texing (Niederösterreich)

† 25. 7. 1934, Wien (ermordet)


Agrarfachmann und Politiker

Engelbert Dollfuß
Engelbert Dollfuß© Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek
Der uneheliche Sohn einer Bauerntochter und eines Müllergehilfen besuchte das bischöfliche Knabenseminar in Hollabrunn und nach der Matura kurze Zeit das Priesterseminar. Er begann in Wien Jus zu studieren, rückte im 1. Weltkrieg ein und setzte danach sein Studium fort. Er engagierte sich lebhaft in der Hochschulpolitik und war Mitglied der CV-Verbindung "Franco-Bavaria". Währenddessen arbeitete er in einer Rechtsanwaltskanzlei und in der deutschnationalen Geheimgesellschaft "Deutsche Gemeinschaft". 1920 ermöglichte ihm der Niederösterreichíschen Bauernbund ein Studienjahr in Berlin. Nach Wien zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung als Sekretär des Niederösterreichíschen Bauernbundes, 1923 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. Schon 1922 in der neugegründeten Niederösterreichíschen Landwirtschaftskammer angestellt, wurde er 1927 Kammeramtsdirektor. Sein glänzender Ruf als Organisator brachte ihm 1930 die Bestellung zum Präsidenten der Verwaltungskommission der Österr. Bundesbahnen. Als Agrarpolitiker widmete sich der Christlichsoziale dem Ausbau des Genossenschaftswesens und des landwirtschaftlichen Bildungswesens. Durch Einführung der Marktordnungsgesetze setzte er europäische Maßstäbe, seine Ideen gestalteten den modernen Verbände- und Kammernstaat mit. Zunächst 1931 Landwirtschaftsminister, wurde er 1932 eher als Kompromisskandidat von den Christlichsozialen als Bundeskanzler nominiert. Seine parlamentarische Basis war durch das Ausscheiden der Großdeutschen äußerst schmal. So nützte er im März 1933 eine Geschäftsordnungskrise des Parlaments, um diese Institution auszuschalten und mit Ausnahmegesetzen zu regieren. Wesentlich vom italienischen Diktator Benito Mussolini beeinflusst, drängte er die Sozialdemokratie systematisch zurück. Anstelle der bisherigen Parteien sollte die neue "Vaterländische Front" treten, wobei auch die Christlichsozialen unter die Räder kamen. Sein Zweifrontenkampf gegen Sozialdemokratie und die vom Dritten Reich unterstützten Nationalsozialisten glich einem "Stolpern in die Radikalität". Seine starre Haltung gegenüber den Sozialdemokraten führte zu den tragischen Kämpfen des Februar 1934. Die Nationalsozialisten, die er ebenfalls in die Illegalität gedrängt hatte, unternahmen im Juli 1934 einen Putschversuch, in dessen Verlauf Dollfuß erschossen wurde.

Literatur#

  • G. Jagschitz, Engelbert Dollfuß in: Weissensteiner/Weinzierl, Die österreichischen Bundeskanzler (1983)
  • G. Jagschitz, Der Putsch (1976)



© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992