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Peter Autengruber - Marliese Mendel: Einzigartig in Wien#

Bild 'Autengruber'

Peter Autengruber - Marliese Mendel: Einzigartig in Wien. Rekorde Highlights Superlative. Styria Verlag Wien, Graz, Klagenfurt 2017.176 S., ill., € 19,90

Peter Autengruber verbinder man mit Titeln wie "Lexikon der Wiener Straßennamen", das schon neun Auflagen erreicht hat, oder "Lexikon der Wiener Gemeindebauten". Marliese Mendel hat ebenfalls Geschichte studiert und ist Online-Redakteurin. Ihr erstes Buch nannte sie "50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss". Nun haben sich die beiden Historiker gemeinsam auf die Suche nach Rekorden, Highlights und Superlativen begeben und sie mit dem Prädikat "Einzigartig in Wien" versehen. Wie es sich für die einstige Haupt- und Residenzstadt schickt, sind es oft lange bestehende Traditionen, die es sonst nirgends auf der Welt (mehr) gibt: Der letzte funktionsfähige Toboggan (im Prater), die älteste Tageszeitung ("Wiener Zeitung"), das erste Reiterstandbild, das auf zwei Beinen steht (Erzherzog Carl-Denkmal), der einzige erhaltene Biedermeierfriedhof (St. Marx), das älteste wissenschaftliche Schallarchiv (Phonogrammarchiv), die früheste Kunsteisbahn in Hernals …

Es wäre aber nicht Wien, gäbe es hier nicht auch ganz moderne Superlative: Der längste Straßenmarkt des Kontinents (Brunnenmarkt), der weltgrößte Waffelofen, das höchste Holzhochhaus der Welt (in der Seestadt Aspern), der weltlängste Klima-Wind-Kanal im Arsenal oder der einzige "Versuchsfluss" am Brigittenauer Sporn der Donau …

Das Autorenteam hat ein System gefunden, in das sich die fast 50 spektakulären bis skurrilen Highlights einordnen lassen. Im Kapitel "Alltag und Freizeit" lernt man z.B. das Hotel Magdas beim Prater kennen, "Europas einziges Hotel, in dem Menschen mit Fluchthintergrund Gastgeberinnen und Gastgeber sind". In Meidling befindet sich die weltgrößte Zauberkastensammlung, während in Hernals das einzige Schneekugelmuseum beheimatet ist. Seit mehr als einem Jahrhundert stellt der Familienbetrieb 350 verschiedene Modelle her, mittlerweile bis zu 200.000 Stück jährlich. Europas einzige schwimmende Schule liegt in Floridsdorf vor Anker. Im Nachbarbezirk Donaustadt finden Sportliche die größte schwimmende Trampolinanlage der Welt (40 Felder mit 120 Sprungfedern) und Europas größtes Stadtstrandbad, das Gänsehäufel.

Unter "Geschichte und Orte" gibt es u. a. Europas größte Hausverwaltung (Wiener Wohnen) zu entdecken, ebenso umstrittene Denkmäler. In Meidling hängt eine Marmortafel, die daran erinnert, dass Josef Stalin dort "Marxismus und nationale Frage" verfasste. 1949 hat die Gemeinde Wien Europas einzige Gedenktafel für den sowjetischen Diktator in ihre Obhut genommen, daher darf sie nicht entfernt werden. Man behalf sich mit der österreichischen Lösung eines Zusatztextes. Ohne eine solche kam bisher das, ebenfalls europaweit einzige, Denkmal für den kubanischen Stalinisten Che Guevara aus. Es wurde zwar beschädigt, aber wieder renoviert.

"Kunst und Architektur" vereint so unterschiedliche Formate wie den weltgrößten Lapislazuli-Brunnen und Briefmarken aus Porzellan und Glas. Die 18 Tonnen schwere Skulptur in der Bruno-Kreisky-Gasse ist ein Werk des Wasserbildhauers Hans Muhr. Experten aus Oberösterreich fanden in den Anden das Rohmaterial, der riesige Lasuritblock kam aus unwegsamen Verhältnissen auf 3700 m Seehöhe nach Wien, wobei man ihn verkleinern musste. 1998 zierte der "Wasserwellen-Lebens-Brunnen" den Österreichpavillon der Weltausstellung Lissabon, zwei Jahre später fand er seinen jetzigen Standort. 2014 fertigte die Porzellanmanufaktur Augarten die ersten von 150.000 aus Porzellan hergestellten Briefmarken an, die bei der Post in kürzester Zeit ausverkauft waren. Es folgten Briefmarken aus Glas, Alcantara-Leder, gestickte und mit Kristallen gezierte Postwertzeichen.

Im Abschnitt "Wissenschaft und Technik" darf die weltgrößte Sammlung medizinischer Wachspräparate im Josephinum nicht fehlen. Kaiser Joseph II. bestellte sie - als Lehrmittel für Militärärzte - in Bologna. Zwischen 1784 und 1788 traten 1192 Objekte die Reise über die Alpen in die inzwischen auf Initiative des Kaisers in Wien eröffnete Ausbildungsstätte an. Soweit dies bei einer Thematik wie einem "Lymphgefäßmann" oder Organen schwangerer Frauen möglich ist, waren die Exponate künstlerisch wertvoll gestaltet: Der Mann wurde einem Vorbild von Michelangelo nachempfunden, die in ihre Bestandteile zerlegbare Frauenfigur der antiken Mediceischen Venus. Während die Ganzfiguren drehbar in Glaskästen montiert sind, lagern einzelne Organnachbildungen in Vitrinen aus Rosenholz und venezianischem Glas.

Das Kapitel "Flora & Fauna" erzählt die Geschichte des ältesten erhaltenen Alpengartens Europas im Belvederegarten, oder des ältesten Zoos der Welt, der sich ebenso wie die älteste Sukkulentensammlung der Welt in Schönbrunn befindet. Dort steht auch die älteste Topfpflanze Kontinentaleuropas, eine rund 800 Jahre alte Fockea capensis. Manche "Weitere Wiener Rekorde" gehen ebenso auf Initiative der Habsburgerherrscher zurück: Maria Theresia gründete 1769 die erste Bienenzuchtschule der Welt, Joseph II. (nicht, wie hier angegeben "Franz Joseph II.") ließ die erste psychiatrische Klinik der Welt, den Narrenturm, errichten. Noch viel weiter zurück reichen die Bestände der Kunstkammer im Kunsthistorischen Museum, unter denen sich die berühmte Goldschmiedearbeit "Saliera" befindet. Die letzten der aufgezählten Superlative stammen aus dem "Guinness Buch der Rekorde", wie der Weltrekord im Einradspringen (2,95 m) oder der am weitesten geschobene Mini-Skooter (26,66 km in einer Stunde).