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Franziska Lipp: Stille Nacht! Heilige Nacht!#

Bild 'Lipp'

Franziska Lipp: Das kleine Buch: Stille Nacht! Heilige Nacht! Auf den Spuren des beliebtesten Weihnachtsliedes der Welt. Verlag Servus bei Benevento Publishing. Salzburg 2017. 64 S., ill., € 7,-

Kaum zu glauben, wie viel Information man in einem kleinen Buch unterbringen kann. Die Salzburger Tourismussoziologin und Journalistin Franziska Lipp hat sich aus gutem Grund jetzt auf " die Spuren des beliebtesten Weihnachtsliedes der Welt" begeben: 2018 wird ein "Stille-Nacht"-Jahr. Eine Fülle von Aktivitäten ist zu erwarten, bis hin zum Hollywood-Musical. Die Autorin lädt zur Reise in neun Stille-Nacht-Gemeinden und darüber hinaus ein. Sie schätzt, dass alle Jahre wieder zwei Milliarden Menschen in 300 Sprachen und Dialekten das berühmte Lied singen. Es erklang erstmals vor 200 Jahren in der (nicht mehr bestehenden) St. Nikola-Kirche im Salzburgischen Oberndorf.

Franziska Lipp distanziert sich vom üblichen Legendenkitsch und stellt das Lied und seine Schöpfer in den historischen Kontext. Zur Zeit seiner Entstehung hatten die Napoleonischen Kriege Europa ausgeblutet. Der Wiener Kongress zog die Grenzen neu. Das Fürsterzbistum Salzburg wurde schon 1803 (nach einem halben Jahrtausend) säkularisiert. Französische Truppen besetzten die Stadt, 1806 fiel das Gebiet an Österreich, dann an Frankreich, Bayern und wieder an Österreich. Die Lebensader der Salzach wurde zum Grenzfluss, der bisherige Ortsteil Oberndorf bei Salzburg vom nun bayrischen Laufen getrennt. Oberndorf verfügte über keine Infrastruktur, nicht einmal über eine Pfarre. In der Schifferkirche wirkte der junge Hilfspriester Joseph Mohr (1792-1858) am Beginn seiner Laufbahn.

Mohr war das uneheliche Kind einer Salzburgerin und eines Soldaten. Im Domvikar fand er einen Gönner, der ihm den Besuch des Gymnasiums und das Studium ermöglichte. Nach der Priesterweihe trat er eine Stelle im Wallfahrtsort Mariapfarr an. Dort schrieb er 1816 das sechsstrophige Gedicht "Stille Nacht! Heilige Nacht!". Im Lauf von zwei Jahrzehnten war der Seelsorger an elf Pfarren tätig. Als Priester war er beliebt, allerdings nicht bei seinen Vorgesetzen.

Franz Xaver Gruber entstammte einer Innviertler Weberfamilie. Bei ihm war es der Dorflehrer, der das musikalische Talent förderte. Mit 19 Jahren legte er die Prüfung zum Volksschullehrer ab. Damit war damals auch die Verpflichtung zum Orgelspiel verbunden, der Gruber in Oberndorf nachkam. Er schloss Freundschaft mit dem Pfarrer, mit dem er in der Christmette das dafür komponierte Weihnachtslied aufführte. Beide Männer sangen, Mohr spielte die Gitarrenbegleitung.

Den Anstoß zur Verbreitung gab der Zillertaler Orgelbauer Josef Mauracher, nachdem er das Instrument in Oberndorf repariert hatte. Bewohner der Tiroler Alpentäler waren im 19. Jahrhundert als Wanderhändler auf weiten Strecken unterwegs. Andere zogen als "Natur- und Nationalsänger" durch Europa und traten an Fürstenhöfen auf. Sie hatten auch "Stille Nacht" im Repertoire, das dadurch international bekannt wurde. Die Erfolgsgeschichte setzte sich über die beiden Weltkriege hinaus fort. 1000 Soldaten verschiedener Nationen und Sprachen sangen das Lied zu Weihnachten 1914 entlang einer 50 km langen Kampflinie in Flandern. Dies ging als "Wunder der Verbrüderung" in die Geschichtsbücher ein. Im Zweiten Weltkrieg stimmten US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister Winston Churchill zu Weihnachten 1941 das Lied auf der Terrasse des Weißen Hauses an.

Das kleine Buch ist hübsch illustriert und enthält Tipps zum Besuch der Stille-Nacht-Orte. Auch einige kulinarische Klassiker zur Jahreszeit dürfen nicht fehlen. Ein ideales Mitbringsel für (vor-)weihnachtliche Besuche !