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Peter Wegenstein: Wege aus Eisen in Wien#

Bild 'Wegenstein'

Peter Wegenstein: Wege aus Eisen in Wien. Zur Geschichte der Eisenbahnen in der Haupt- und Residenzstadt und Bundeshauptstadt Wien. Edition Winkler-Hermaden Schleinbach 2017. 124 S., ill., € 19,90

Im 19. Jahrhundert besaß Wien sieben Kopfbahnhöfe, sechs bestehen nicht mehr. Ing. Peter Wegenstein zeichnet die Geschichte der "Wege aus Eisen" in der Haupt- und Residenzstadt nach. Als langjähriger Bahnmitarbeiter - viele Innovationen auf dem Sektor der Sicherungsanlagen gehen auf ihn zurück - ist der Autor ein ausgewiesener Experte. Zudem forschte und publizierte er viel zur österreichischen Bahngeschichte. In der Edition Winkler-Hermaden erschien unter anderem Wege aus Eisen im Waldviertel.

In der Einleitung erinnert der Autor daran, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts Schiffe das wichtigste Verkehrsmittel waren. Seit 1803 waren von Pferden gezogene Lastkähne auf dem Wiener Neustädter Kanal unterwegs. Der Wasserweg sollte vor allem zur Beförderung von Kohle dienen, ddch das Eisenbahnzeitalter holte das ehrgeizige Projekt ein. Der Bau gedieh bis Wiener Neustadt, die Fortsetzung bis nach Triest unterblieb. Der Wiener Hafen befand sich zunächst am Beginn der Invalidenstraße (Wien 3), ebenso das Hauptzollamt und später der danach benannte Bahnhof (jetzt Landstraße bzw. Wien-Mitte). Der Bahnhof Hauptzollamt gehörte zur Verbindungsbahn (Nordbahn-Südbahn-Westbahn). In den 1840er Jahren übersiedelte der alte Hafen in die Gegend Hafengasse/Rennweg. Der neue Hafen musste 1880 dem Aspangbahnhof weichen. Bevor sich die Eisenbahn zur ernsthaften Konkurrenz entwickelte, erlebte die Kanalschifffahrt in den 1860er Jahren einen Höhepunkt. 1879 wurde sie eingestellt, der Hafen aufgelassen und das Wasser in den Wienfluss geleitet. Die Fahrrinne wurde zur Trasse für die Verbindungsbahn und Schnellbahn.

Im Textteil stützt sich der Autor auf amtliche Unterlagen über den Schienenverkehr, Geschäftsberichte und Nachrichtenblätter der Eisenbahnunternehmen sowie Akten aus dem Staatsarchiv. Dies sichert seriöse Grundlagen, geht aber manchmal zu Lasten der Lesbarkeit. Die detaillierten Angaben und Daten werden Eisenbahnfreunde und -kenner erfreuen. Laien, die "nur Bahnhof verstehen", werden durch das reichliche Bildmaterial mehr als entschädigt. Die Publikationen von Peter Wegenstein sind für ihre bisher unveröffentlichten und unbekannten Fotos bekannt. Sie stammen von führenden österreichischen Eisenbahnfotografen und kommen aus dem umfangreichen Bildarchiv des Autors.

Seit 1838 fahren regelmäßig Züge durch Österreich, den Anfang machte die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn. 1865 erhielt sie eine fünfgleisige Halle und ein repräsentatives Aufnahmegebäude. Archivbilder zeigen die nach Kriegsschäden erhalten gebliebenen Teile, sie lassen die einstige Pracht ahnen. Historische Dokumente stellen auch jene Aufnahmen dar, die den Abbau der alten Nordbahnbrücke zeigen. Um die Tragwerke zu erhalten, wurden die Tragwerkseile abgeschnitten und bei den Pfeilern Holzstützen entzündet. So konnte die Eisenkonstruktion kontrolliert abstürzen und auf dem Boden zerlegt werden. Merkwürdig wirkt eine Abbildung aus 1956, auf der eine Dampflok die Tramwaygleise in der Taborstraße quert und ein Bahnwärter mit Fahne die Kreuzung auf der "Russenschleife" sichert.

Bald folgten der Nordbahn die Südbahn, Ostbahn, Westbahn, Franz-Josefs-Bahn und Nordwestbahn. Bis 1914 verdichteten die Aspangbahn, die Lokalbahn nach Baden und die Pressburgerbahn das Streckennetz. Seine Veränderungen, etwa durch den Bau der Stadtbahn oder der Verschiebebahnhöfe sind weitere Themen des Buches. "Eisenbahn und Straßenbahn prägen das Stadtbild von Wien auch heute noch", weiss der Autor. Er verrät, dass sich in der Metropole einer der größten Straßenbahnbetriebe der Welt entwickelte. 1958 war - mit fast 600 km - der Höchststand der Gleislänge erreicht. 180 Jahre Wiener Eisenbahngeschichte gipfeln im 21. Jahrhundert in der Eröffnung von West- und Hauptbahnhof und der für 1. März 2018 vorgesehenen Fertigstellung des neuen Verwaltungs- und Werkstättenzentrums der AG der Wiener Lokalbahnen.