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Gerhard Jelinek - Birgit Mosser-Schuöcker: Die Trapp-Familie#

Bild 'Jelinek'

Gerhard Jelinek - Birgit Mosser-Schuöcker: Die Trapp-Familie. Die wahre Geschichte hinter dem Welterfolg. Molden-Verlag Wien - Graz - Klagenfurt. 224 S., ill., € 26,-

Nichts hat das Bild Österreichs in der Welt so geprägt wie die Story der singenden Trapp-Familie. Drei Filme und ein Broadway-Musical haben sie zum Inhalt, allein die Hollywood-Produktion "The Sound of Music" verzeichnete fast zwei Milliarden Zuschauer. Hunderttausende Touristen kommen nach Salzburg, um die Drehorte zu besuchen, viele halten das Lied "Edelweiß" für die Bundeshymne. Die Geschichte des Familienchores zählt zweifellos zu den österreichischen Mythen.

Das Schicksal der Trapps spiegelt " Österreichs widersprüchlichen Weg im 20. Jahrhundert vom Untergang der Habsburgermonarchie über den 'Ständestaat' bis zur Auslöschung des Landes durch Adolf Hitler und zur Emigration. Zugleich ist es die faszinierende Geschichte einer resoluten Frau und Mutter, die ihre (angeheiratete) Familie zu einem Wirtschaftsunternehmen formt, das in den USA Erfolg hat …" , weiß hingegen Gerhard Jelinek. Der Leiter der Abteilung "Dokumentationen und Zeitgeschichte" hat vor zwei Jahren gemeinsam mit der ORF-Journalistin Birgit Mosser-Schuöcker den Film "The Sound of Austria – Die wahre Geschichte des Familienchors Trapp" gestaltet. Nun legen die Autoren das Ergebnis ihrer Recherchen als Buch vor.

Georg Ludwig Ritter von Trapp (1880-1947) war der Sohn des Fregattenkapitäns Johann August von Trapp (1836-1884), den Kaiser Franz Joseph 1876 in den erblichen Ritterstand erhoben hatte. Seine umfassende Ausbildung zum Seeoffizier erhielt Georg Trapp in Fiume/Rijeka. 1915 war er Kommandant des U-Boots "SM U-5", mit dem er den französischen Panzerkreuzer Léon Gambetta versenkte, 684 Mann starben an Bord. Beim Baubeginn der U-5 hatte Georg von Trapp 1909 Agathe Whitehead kennen gelernt, die Enkelin des Torpedoerfinders und Werftbesitzers Robert Whitehead. Zwei Jahre später heirateten der Kapitän und die Industriellentochter. Sie ließen sich in Istrien eine standesgemäße Villa bauen und hatten bald zwei Kinder. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs mussten Zivilisten die Insel verlassen. Die junge Frau übersiedelte mit Sohn und Tochter auf das Gut "Erlhof" ihrer Mutter in Zell am See. "Gäbe es so etwas wie ein alpenländisches Paradies, der Erlhof war es. Die Wirklichkeit des Krieges blieb vollständig ausgeblendet. … Insgesamt versenkt Kapitän Trapp auf seinen 19 Feindfahrten 12 Handelsschiffe mit 45.669 Brutto-Registertonnen, darunter … das größte Frachtschiff der Welt. Damit zählt er zu … einem der Besten der österreichischen U-Boot-Flotte." Mit Kriegsende war Georg Trapps Welt untergegangen, der Krieg verloren, die Monarchie zerbrochen, die Adelstitel abgeschafft. Der Kapitän, der sich heimatlos fühlte, fand eine neue Rolle.

Als Vater von fünf, bald sechs kleinen Kindern suchte er eine neue Familienunterkunft. Wieder half die Familie Whitehead, diesmal ein Bruder der Ehefrau. Sein vor kurzem erworbenes Anwesen in Klosterneuburg bot Platz genug. Für die nächsten zwei Jahre war das "Martinschlössel" Heimat für das Ehepaar, seine inzwischen sieben Kinder und das Hauspersonal. Dann folgte der nächste Schicksalsschlag: Agathe Trapp starb an Scharlach. Der Witwer übersiedelte mit zwei Söhnen, fünf Töchtern, Kinderfrau und Gouvernante in eine geräumige Villa samt Garten in Salzburg-Aigen. Der Vater gab den Kindern Musikunterricht, es wurde viel gesungen - nicht erst, wie es die populäre Story erzählt, seit die Stiefmutter ins Haus kam. Georg Trapp hatte sie als Hauslehrerin für seine herzkranke Tochter engagiert. Maria Trapp war damals 10 und sollte ein Alter von 100 Jahren erreichen. Das "Fräulein", Maria Augusta ("Gustl") Kutschera (1905-1987) hat mit seiner 1952 verfassten Autobiographie den Grundstein zum Mythos Trapp-Familie gelegt. Die Autoren haben genau nachrecherchiert und geben ihrem Zweifel Ausdruck: "… in ihren Memoiren verändert die Frau, die sich später Baronin Trapp nennen wird, ihre wahre Lebensgeschichte."

Wahr ist, dass Maria Augusta Kutschera und Georg Trapp im November 1927 in der Klosterkirche am Nonnberg heirateten. (Der Film " The Sound of Music" verlegte die Hochzeit in das politisch brisante Jahr 1938). Die auffallend religiöse Braut war 21, die ältesten Stiefkinder 16 und 14 Jahre alt, sie bekamen noch drei Geschwister. 1935 brach die nächste Katastrophe über die Familie herein. Das Bankhaus, bei dem Georg Trapp das von seiner ersten Frau ererbte Kapital angelegt hatte, meldete Konkurs an. Das Barvermögen war verloren. Abhilfe sollten Lesereisen des Seehelden ("Bis zum letzten Flaggenschuss") und die Vermietung der Villa an Theologen schaffen. Einer dieser Priester war Franz Wasner (1905-1992), der spätere Leiter der "Trapp family singers".

Deren internationale Karriere in der Zwischenkriegszeit und danach stellen die Autoren in den Kontext der politischen Entwicklungen: "Konservativ, monarchistisch, traditionell, kinderreich und aus religiösen Erwägungen gegen Hitler. So passt die Familie ins Rollenbild des österreichschen 'Ständestaats' und seiner Elite. … Nach dem militärisch erzwungenen Anschluss Österreichs an Nazideutschland nützt die Familie eine Tournee-Einladung in die Vereinigten Staaten, um 'Großdeutschland' zu verlassen. … Bei einer großen amerikanischen Konzertagentur unter Vertrag, zieht der 'Family-Choir' durch die amerikanische Provinz … Das Familienoberhaupt knüpft vorsichtige Kontakte zu monarchistischen Exilösterreichern, die Ehefrau organisiert nach Kriegsende eine Hilfsaktion für die Landsleute jenseits des Atlantiks. Am Höhepunkt der Gesangskarriere, die 'Kinder' sind längst erwachsen, kauft die Familie 1942 ein idyllisch gelegenes Gut in den Hügeln von Vermont, organisiert Chorwochen und betreibt eine Landwirtschaft und einen Hotelbetrieb. Die Ehefrau schreibt ihre Lebenserinnerungen. "

Gerhard Jelinek und Birgit Mosser-Schuöcker erzählen die Geschichte der Familie Trapp neu. Quellen waren Interviews mit Zeitzeugen und Experten sowie Archivmaterialien. Die abschließenden Kapitel widmen sich dem von Maria Augusta Trapps Lebenserinnerungen ausgehenden Mythos. Das Buch "Vom Kloster zum Welterfolg" wurde 1956 unter dem Titel "Die Trapp-Familie" und 1958 als "Die Trapp-Familie in Amerika" verfilmt. Seit 1959 verzeichnete das Musical "The Sound of Music" große Erfolge. 1965 mit Julie Andrews und Christopher Plummer verfilmt, erhielt "The Sound of Music" fünf Oscars, zählt zu den erfolgreichsten Hollywood-Musikfilmen und weltweit zu den der meistgesehenen Filmen überhaupt.

hmw