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Paul F. Röttig: Macht Krach !#

Bild 'Röttig'

Macht Krach! Der Heilige Geist lässt sich nicht einsperren — Eine ignatianische Befreiungspastoral. Paul F. Röttig im Gespräch mit dem indischen Jesuiten Cyril Desbruslais SJ. Plattform Verlag Perchtoldsdorf 2019. 214 S., € 25,-

Wenn ein international tätiger Manager und ein indischer Jesuit Gespräche über Gott und die Welt führen, kann nur etwas Interessantes entstehen. DDr. Paul F. Röttig hat zudem Philosophie und Theologie studiert, ist Lehrbeauftragter, Diakon und Familienvater in Wien. Cyril Desbruslais SJ wurde in Kalkutta (Kolkata) geboren, lehrte Philosophie und ist Seelsorger. 1972 gründete er eine bis heute sehr aktive interreligiöse Jugendgruppe mit dem Namen SSU (Searching and Service in Unity - Suchen und Dienen in Verbundenheit) in der westindischen Universitäts- und Industriestadt Pune. Mit Wien ist Pater Cyril durch seine hier lebende Schwester verbunden, die er regelmäßig besucht.

Als er bei einer solchen Gelegenheit 1987 mit der englischsprachigen Gemeinde im Wiener Priesterseminar Eucharistie feierte, wurde er mit Familie Röttig bekannt. Seither besteht eine mehr als 30-jährige Freundschaft, gewachsen durch "Gottesdienste, Bibelrunden, Exerzitien, Gespräche und Begegnungen, Erlebnisse und Erfahrungen auf Reisen durch Österreich, nach Indien, Frankreich, Italien und Israel " , schreibt der Autor. ". P. Cyril hat mir und meiner Frau Christine den kostbaren Schatz des Reiches Gottes nähergebracht. Unser Glaube wuchs mit seinem ungeschminkten Glauben an den Vater im Himmel, den er gerne „Daddy Darling“ nennt, in die Tiefe. " So entstand auch dieses Buch: persönlich, philosophisch, theologisch, getragen vom Leitmotiv der Liebe. Über die Kontinente hinweg half die moderne Kommunikationstheologie, miteinander über das zu sprechen, "was uns über die Kirche in der Welt von heute bewegt und was wir gerne 'mit lauter Stimme' bis an die Peripherie hinausrufen wollen." Dazu zählen brennende Themen wie Klerikalisierung, Missbrauch, Befreiungstheologie, Menschenrechte oder soziales Engagement.

Wie Papst Franziskus bedauern sein Ordensbruder Cyril und der Autor die mangelhafte Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) "Der Heilige Geist drängt zum Wandel, und wir sind bequem" predigte der Papst aus Argentinien und rief beim Weltjugendtag in Brasilien die TeilnehmerInnen auf, "Krach zu machen" und sich in Kirche und Gesellschaft einzumischen. P. Cyril lebt das Konzil mit den Worten seines Ordensgründers Ignatius von Loyola (1491-1556): "Liebe zeigt sich mehr in Taten als in Worten!". So gründete er 1972 die Gruppe SSU, die sich sozial engagiert, interreligiöse Gottesdienste und kulturelle Feste feiert. Einmal im Jahr führen die Mitglieder Theaterstücke zu aktuellen Themen auf. Gerechtigkeit und Integration sind die Hauptinhalte. Eines der bisher 33 Stücke aus der Feder und unter der Regie von P. Cyril wurde auch in Wien gezeigt.

Im 16. und 17 Jahrhundert spielte (nicht nur) hier das Theater in der Bildungsarbeit der Jesuiten eine wichtige Rolle. Schüler und Studenten fungierten als Darsteller und Chorsänger. Die Wiener Bevölkerung und der kaiserliche Hof nahmen regen Anteil. Der Theatersaal im alten Aulagebäude (Bäckerstraße 20) war 1654 fertig gestellt. Besonders beeindruckte die Bühnentechnik die Zeitgenossen. In der Wiener Jesuitenkirche wirkte der italienische Maler und Architekt Andrea Pozzo (1642-1709). Der führende Theoretiker der illusionistischen Malerei, der dem Orden als Laienbruder angehörte, starb in Wien. Für die Kirche Il Jesù in Rom schuf er eine "Verwandlungsmaschinerie" am Grab des Ignatius, die täglich vorgeführt wird: Zu Musikbegleitung verschiebt sich das Altarbild langsam, wodurch die dahinter stehende, beleuchtete goldene Statue des Heiligen sichtbar wird.

Gelang es den Jesuiten zu Zeiten der Gegenreformation, die Gläubigen durch Bräuche und Spektakel für alle Sinne anzusprechen - Vieles was gemeinhin der "Volksfrömmigkeit" zugerechnet wird, geht auf sie zurück - ist heute neben sozialen Aufgaben "Inkulturation" ein Thema.

In Indien entstanden vier der großen Religionen: Hinduismus (ca. 80% der Bevölkerung), Buddhismus, Jainismus und Sikhismus. Der Islam, der infolge von Handel und Eroberungen durch das Mogulreich kam, ist die zweitstärkste Religion (ca.15 %), nur 2 bis 3 % sind Christen. Einige indische Bräuche haben in katholische Messen Eingang gefunden, aber, so P. Cyril, "Wir müssen es vermeiden zu sagen, dass wir lediglich und immer nur dasselbe mit unterschiedlichen Worten ausdrücken …Der christliche Glaube an die Auferstehung der ganzen Person ist nicht dasselbe wie die Hindu-Lehre der Seelenwanderung." So fordert der Priester von sich und den anderen, "einig zu sein, dass wir unterschiedlicher Meinung sind: für den Beginn zumindest eine Wertschätzung für Liebe, Verzeihung und Teilen." Dabei ist es ein weiterer Grundsatz von ihm, nur dann über die eigene Religion zu sprechen, wenn er danach gefragt wird.

Mehr als 60 Dialoge sind in sechs großen Kapiteln zusammengefasst: "Fazination der Vielgestaltigkeit", "Suchen und Dienen in Verbundenheit", "Dynamik des Aufbruchs der Kirche", "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst", "Wir wollen, dass der Heilige Geist sich beruhigt", "Christus-nahe Spontaneität der Nachfolge". Sie behandeln ein breites Themenspektrum und erzählen von herausragenden christlichen Persönlichkeiten, wie Kardinal Franz König oder Franz und Franziska Jägerstätter aus Österreich. Eingangs fragt der Autor "Warum dieses Buch?" Seiner und P. Cyrils Antwort: "Weil sowohl Nicht-Theologen als auch in der Pastoral engagierte Theologen daraus etwas lernen könn(t)en" kann man sich nach der Lektüre nur anschließen.

hmw