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Gedenken#

1958 wurden am Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Absolventen der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt auch die Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Absolventen hinzugefügt. (Abb. 10.1; hier bei der Einweihung durch Generaltruppeninspektor Erwin Fussenegger im Jahr 1958) Auch Bernardis' Name findet sich hier. (Abb.10.2) In Linz wurde 1994, im 50. Jahr nach dem Juli-Attentat, an Bernardis' Todestag eine Straße nach ihm benannt. (Abb. 10.3) 2004, im 60. Gedenkjahr des Hitler-Attentats, wurde schließlich unter großem öffentlichen Interesse in der Kaserne Enns ein Denkmal für Robert Bernardis enthüllt (Abb. 10.4). Bei der Denkmalenthüllung am 11. Oktober 2004 waren neben Hermine Bernardis auch Bundespräsident Heinz Fischer, der Präsident des Nationalrates Andreas Khol, der Minister für Landesverteidigung Günther Platter, der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer und der Generalstabschef des Osterreichischen Bundesheeres, General Roland Ertl, anwesend. (Abb. 10.5; vordere Reihe von links: Hermine Bernardis, Bundespräsident Fischer; hintere Reihe von links: Landeshauptmann Pühringer, Bundesminister Platter, Präsident des Nationalrats Khol)

In der Inschrift auf dem Denkmal heißt es: „Mit Bernardis ehren wir den Widerstand gegen den verbrecherischen Nationalsozialismus." (Abb. 10.6) Die Gedenkstätte verweigert in ihrer formalen Gestaltung eine einfache Antwort auf die damaligen Ereignisse.

In der öffentlichen Beschäftigung mit Robert Bernardis im Zuge des Gedenkjahres 2004 wurde differenziert argumentiert, dass der 20. Juli auch deshalb bemerkenswert ist, weil er zu einem guten Teil von Menschen getragen war, die selbst durch eine gewisse Zeit hindurch von nationalsozialistischen Parolen angezogen waren. Das vermindert die Bedeutung ihres Handelns in keiner Weise. Es ist in besonderem Maße anzuerkennen, wenn Menschen die Unmenschlichkeit eines Herrschaftssystems zu erkennen in der Lage sind, dessen Geisteswelt sie zunächst sympathisierend gegenübergestanden waren.

Es ist bei alledem nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine ethische Forderung gerade an die evangelischen Kreise, dem wichtigsten österreichischen Juli-Attentäter und evangelischen Kirchenmitglied ein Gesicht zu geben, ihm eine Biographie zurückzugeben und ihn damit zu einem Teil der eigenen Identität zu machen, auch wenn er kein kirchlicher Funktionsträger war.

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer († 1945) stellte angesichts der damaligen Lage in Deutschland fest: „Nicht Genies, nicht Zyniker, nicht Menschenverächter, nicht raffinierte Taktiker, sondern schlichte, einfache, gerade Menschen werden wir brauchen." Und an anderer Stelle spricht er „von der Notwendigkeit der freien, verantwortlichen Tat auch gegen Beruf und Auftrag. ... Die Deutschen fangen erst heute an zu entdecken, was freie Verantwortung heißt. Sie beruht auf einem Gott, der das freie Glaubenswagnis verantwortlicher Tat fordert und der dem, der darüber zum Sünder wird, Vergebung und Trost zuspricht..." [21] Mit dem Juli-Attentat versuchten „schlichte, einfache, gerade Menschen" wie Oberstleutnant i.G. Robert Bernardis, ihre „freie Verantwortung" durch eine „verantwortliche Tat" wahrzunehmen; in Verantwortung vor Gott und den Menschen.


[21] Bonhoeffer, Seite 14f.
© Texte und Bilder von Dr. Glaubauf und Dr. Trauner