!!!Der Mensch hat die Almlandschaft gestaltet
[{Image src='bregenz.jpg' class='image_left' caption='Der Obere Bregenzerwald ist durch sanfte Matten und steilen Fels charakterisiert.' width='400' height='248'}]  

Für den Bauern bedeutet die Alm ein Ausweiten seines Lebens- und Wirkungsbereiches nach oben, in die rauhe Gebirgswelt.
 

Zwar sind harte Arbeit, zähes Mühen und umsichtiges Sorgen notwendig, aber sie verbinden sich mit den Freuden der Almwelt für Mensch und Vieh. Den Bauern war ihre Alm immer schon weit mehr als nur eine betriebswirtschaftliche Frage.
 

Eine Fülle von Kenntnissen, die sie ihren Vorfahren verdanken, ermöglicht ihnen das Wirtschaften auf den Hochalmen. Für einige Monate des Jahres wird die Grenze des menschlichen Wirkens um viele hundert -ja bis zu eintausend - Meter höher getragen.
 

Wo jetzt oberhalb der Baumgrenze nur noch Bergmähder und Almen liegen, waren die Berghänge vor 4.000 Jahren hoch hinauf mit Wald bedeckt. Auch noch vor Jahrhunderten reichte der Wald weiter empor, Baumstrünke von mächtigen Lärchen, Fichten oder Zirben oder gar rindenlose, abgestorbene Stämme mit abgedörrten Aststümpfen finden sich oberhalb des geschlossenen heutigen Waldgürtels als Zeugen dafür. Das Sinken der Waldgrenze ist aber im wesentlichen auf die seither eingetretene Klimaverschlechterung zurückzuführen. Unrichtig ist die Behauptung, daß die Waldgrenze durch die Almwirtschaft generell um mehrere 100 m gesenkt wurde. Sie ist vielmehr großklimatisch bedingt. Vegetationsgeschichtliche Studien beweisen, daß mit der Veränderung der Großklimalage immer Höhenverschiebungen der Waldgrenze verbunden waren. Sie reicht auch heute selbst auf nie beweideten Flächen nicht über die generelle, auffallend horizontal verlaufende Waldgrenze hinaus. Dennoch gehört die frühe Entwicklung der Almwirtschaft im Hochgebirge zu den größten kolonisatorischen Pionierleistungen der ältesten Siedler; die schicksalhafte Verbindung des Bergbauernhofes mit seinen Almen und Bergwiesen zu einer selbständigen Wirtschaftseinheit wurde zur Existenzgrundlage bergbäuerlichen Lebens überhaupt.
 

!!Schon die Kelten und Illyrer betrieben Almwirtschaft
 

Bereits in den Jahrhunderten vor Christus wurden die Almen wirtschaftlich genutzt, denn die Täler waren damals stark versumpft, weglos und vermurt; so boten sich die ebeneren Teile der Hochlagen besonders als Weideland an. Mit Sicherheit gab es vor Christi Geburt und auch im Mittelalter wesentlich mildere klimatische Bedingungen in unseren Alpen, als dies heute der Fall ist, so daß auf Almen häufig Dauersiedlungen möglich waren. So ist unser Land, eigentlich von den Hochlagen ausgehend, nach unten besiedelt worden. Aus der La-Tene-Zeit gibt es Berichte von römischen Schriftstellern über die Almwirtschaft, welche von einem „bedeutenden Wirtschaftszweig" der Alpenländer sprechen.
 

Nach der römischen Besatzungszeit blieben über Jahrhunderte hinweg römische Lehnwörter für Almgerätschaften und auch für die Bezeichnung von Almen im Gebrauch; sie lassen auf eine ungebrochene Weiterbewirtschaftung der Almen schließen.
 

So fanden später die einwandernden Slawen und die nach ihnen vordringenden Bayern und Alemannen bereits eine hochentwickelte Almwirtschaft vor. Viele keltische Bezeichnungen von Almgerät und Almen selbst geben Zeugnis von diesen Geschehnissen.
 

!!Käse - wichtige Nahrungsquelle im Mittelalter
 

Auch die Slawen nützten in den östlichen Teilen der Alpen die Hochalmen. Aus der bayrischen Besiedlung der Ostalpen (aus den Jahren zwischen 900 und 1200) sind schon agrargeschichtlich bezeugte Urkunden vorhanden. Es wurden damals auch Almen in Lehen gegeben - und zwar an einzeln oder gemeinsam siedelnde Bauern. Als dann im 12. und 13. Jhdt. die Besiedlungsdichte in den Ostalpen rasch zunahm, kam es sogar schon zur Rodung innerhalb der Waldzone und zur Errichtung von Waldalmen, die besonders in den Urbaren der Ostalpen als „Schwaigen", das waren untertänige Bauerngüter, angeführt sind. So gab es z.B. im Ennstal damals fast 500 solcher Schwaigen, die an ihre Grundherrschaft Käse und Butterschmalz „zin-sen" mußten. Für eine Kuh mußten damals 50 und für ein Schaf 10 Käslaibchen zu einem halben bis einem Kilo abgeliefert werden. Um das Jahr 1300 betrug der Almzins an den Landesfürsten der Steiermark 40.000 und an das Kloster Admont 30.000 solcher Käse; in Tirol mußten an den Landesfürsten gar 115.000 Käse und an den Salzburger Erzbischof 40.000 Käse gezinst werden.
 

!!Klimaverschlechterung erzwang die Aufgabe der höchsten Almen

[{Image src='steckenzaun.jpg' class='image_left' caption='Der gekreuzte Steckenzaun (manchmal auch „Gierscht" genannt) ist im Salzburgischen und im oberen Ennstal daheim (Knapp-Alm bei Dienten am Hochkönig).' width='400' height='264'}] 
Wahrscheinlich führten wesentlich verschlechterte klimatische Bedingungen im 17. Jahrhundert dazu, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil der höheren Dauersiedlungen - die sogenannten Schwaighöfe - aufgegeben werden mußte; diese Höfe und ihre Flächen wurden schon damals zu Almen im heutigen Sinne.
 

Knapp vor dem industriellen Wirtschaftsaufschwung im 18. und 19. Jahrhundert waren die Almwirtschaften für die Selbstversorgung der bäuerlichen Bevölkerung von außerordentlicher Bedeutung. Man erkennt dies daraus, daß damals nur am eigenen Hof überwintertes Vieh - und nicht zugekauftes - gealpt werden durfte. Damals wurden auch, wie es heute nur noch selten geschieht, Bergmähder gemäht und das Heu von diesen Steilflächen, die oft weit über den Almen gelegen waren, mühsam heruntertransportiert. In jene Zeiten fiel auch immer mehr die von den Forstmännern so kritisierte Miteinbeziehung des Waldes in die angrenzenden Weideflächen.
 

!!Große Unterschiede zwischen West- und Ostösterreich
 

Unter dem Einfluß der grundherrschaftlichen Verhältnisse (im speziellen der unterschiedlichen Sitten und Gebräuche beim Erbgang) bahnten sich in den österreichischen Alpen zwei verschiedene Entwicklungen an. Kärnten und Steiermark sowie die angrenzenden ober- und niederösterreichischen Kalkalpen, also das ehemalige „Innerösterreich", standen hier den westlichen Ländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg gegenüber. Im östlichen Bereich herrschte das Frei stiftrecht, d.h. die Herrschaft konnte die Höfe nach Belieben „abstiften". Unter dem Einfluß der liberalistischen Wirtschaftspolitik und der gleichzeitig zunehmenden Industrialisierung in diesem Bereich kam es aber besonders nach der Grundentlastung im Jahre 1848 zu einer beträchtlichen Abnahme der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe, weil Adel und Großkapital besonderes Interesse an großen geschlossenen Forstbetrieben hatten und die Jagd bedeutend war.
 

Wesentlich anders verlief aber die Entwicklung im westlichen Teil Österreichs, wo der Einfluß vor allem ortsfremder, kapitalkräftiger Schichten gering blieb. Das für den Bestand der Bauernhöfe günstige Erbrecht hatte hier zu einer recht stabilen bäuerlichen Sozialordnung geführt, die eigentlich erst in der Gegenwart durch den Fremdenverkehr allmählich erschüttert wird. Wurden in jenen Gebieten Höfe aufgegeben, so kaufte der Nachbar Grund und Boden wieder auf, und es gab kaum nichtbäuerliche Schichten, welche am Grunderwerb interessiert waren. So ist in diesen Gebieten - nicht zuletzt natürlich aber auch wegen des höheren Gebirgsanteiles - der Anteil von Almen am gesamten landwirtschaftlichen Nutzungsland ein viel größerer als im Osten Österreichs.
 

!!Alpe oder Alm?

[{Image src='alpkreuz.jpg' class='image_right' caption='Das Alpkreuz gehört zu jeder Vorarlberger Alp (Alpe Metzgertobel, Großwalsertal).' width='364' height='387'}] 

Jene Sommerweidegebiete, die in den österreichischen Bergen in der Regel über 1.000 Meter hoch liegen, während des Sommers durch das aufgetriebene Vieh beweidet und von den Heimgütern getrennt bewirtschaftet werden, bezeichnet man von Niederösterreich bis weit nach Tirol hinein - also im bajuwarischen Sprachraum - als Almen.
 

Nur in Vorarlberg und Westtirol ist der alemannische Begriff „Alpe" gebräuchlich. In einigen Teilen Niederösterreichs spricht man allerdings auch von „Schwaigen".
 

Das Wort „Alpe" stammt nach Hans Haid aus dem Altsemitischen, wo „alpu" das „Rind" bedeutet. Im Lateinischen hieß die Rinderweide „alpis". Im Keltischen wurde mit dem Wort „alpes" eine Gebirgshöhe bezeichnet. - So finden die „Alpen" ihre sprachliche Wurzel bei den auf ihren Hochweiden offensichtlich schon in sehr alten Zeiten gehaltenen Rindern.
 

!!Sennalmen und Galtviehalmen
 

Almen, auf denen außer Kühen nur noch Schweine zur Verwertung der Abfallprodukte der Molkereiwirtschaft aufgetrieben werden, nennt man „Sennalmen" oder „Kuhalmen". Daneben gibt es dann die bekannten „ Galtviehalmen ". „Galt" ist ein weibliches Rind, das noch keine Milch oder keine Milch mehr gibt oder auch vor einer Geburt „trockensteht", wie der Bauer sagt. Beim Galtvieh handelt es sich in der Regel also um Kalbinnen, die häufig auch trächtig vor dem ersten Abkalbtermin, der meist in die Zeit zwischen Weihnachten und Frühjahr fällt, aus gesundheitlichen Gründen auf die Alm auf getrieben werden.
 

Daneben gibt es reine Ochsen-und Stieralmen, wobei Stiere schon sehr selten auf die Alm aufgetrieben werden. An sich wird im alpinen österreichischen Sprachgebrauch auch der Ochs zum Galtvieh gezählt. Die häufigste Form sind aber Mischalmen, auf denen Galtvieh und Kühe zugleich gehalten werden. 
 

Bei den Kleintieralmen überwiegen die Schafalmen gegenüber den Ziegenalmen. Sie liegen vielfach oberhalb der Rinderweiden - dort, wo die Hänge für das große Rind zu steil sind und wo auch nur noch spärlicher Graswuchs anzutreffen ist.
 

Schließlich gibt es auch noch vereinzelt reine Pferdealmen. 
 

!!Nieder-, Mittel- und Hochalmen
 

Die Niederalmen liegen im Durchschnitt tiefer als 1.300 m und damit auch nicht selten unter der Obergrenze des Getreideanbaues in diesen Gebieten. Oft sind sie aus abgestifteten Bauernhöfen hervorgegangen.
 

Die Mittelalmen erstrecken sich in Lagen zwischen 1.300-und 1.700 m. Hier handelt es sich um die typisch vom Wald eingeschlossenen Almbereiche, sozusagen im „Zwischenstockwerk" (zwischen dem Tal und den natürlichen Almmatten über der Waldgrenze). Charakteristisch für dieses Gebiet sind das Nebeneinander und die Verzahnung von Wald und Weide.
 

Über 1.700 m erstrecken sich schließlich im allgemeinen die Hochalmen, die aber eigentlich nur in Ausnahmefällen über die ehemalige alte Waldgrenze hinausreichen. Nach oben gehen sie dann in das Ödland über.
 

Der Oberflächengestaltung der Bundesländer entsprechend, befinden sich die meisten Niederalmen in Niederösterreich, Oberösterreich, in der Steiermark und in Vorarlberg. Kärnten hingegen hat den größten Anteil an Mittelalmen, gefolgt von Vorarlberg, Salzburg und der Steiermark. Tirol hat mit über 40% den größten Anteil an Hochalmen, gefolgt von Salzburg und Kärnten.
 

Die Waldgrenze liegt an der Ostabdachung der Alpen und in den Kalkvoralpen im Durchschnitt bei 1.500 bis l .700 m. Sie steigt gegen die Kalkhochalpen auf l .900 m an, und in den Zentralalpen reicht sie bis 2.200 m empor.
 

Auf vielen Niederalmen kann die Weidezeit bis zu 150 Tage betragen, während sie auf den Hochalmen häufig nur von Ende Juni bis Anfang oder Mitte September dauert, also oft nur 60 Tage beträgt.
 

Im allgemeinen kann man sagen, daß je 100 Höhenmeter die Weidedauer um durchschnittlich zwei Tage verkürzt wird!
 

Der Bauer mißt die Leistung seiner Alm am Zuwachs des Lebendgewichts der auf getriebenen Jungtiere:\\
Gibt es in hundert Weidetagen beim Jungrind einen Lebendgewichtszuwachs von ca. 85 kg, dann war dieser Almsommer ein sehr guter Erfolg, 50 kg ein guter Erfolg und 35 kg ein schlechter Erfolg.
 

Eine Kalbin sollte auf der Alm im Tag durchschnittlich 650 Gramm an Gewicht zunehmen.
 

!!Maiensäße - Asten - Käser

[{Image src='pferde.jpg' class='image_left' caption='Almen, auf denen ausschließlich Pferde gehalten werden, sind heute selten geworden.' width='280' height='354'}]   

Im Gegensatz zu den Bauern im Flachland und zu den reinen Talhofbauern bewirtschaften die Bergbauern oft Besitzungen, die sich über mehrere hundert, teilweise sogar über mehr als tausend Höhenmeter nach oben erstrecken. Dies hat unter anderem den Vorteil, daß die Futterpflanzen bergwärts später reif werden, so daß sich auch die Heuernte über einen längeren Zeitraum erstrecken kann.
 

In den Berggebieten schließen an die hofnahen Äcker und Wiesen häufig Heimweiden an, die vom Bauernhof aus bewirtschaftet werden, aber dennoch schon ein gutes Stück die Berghänge hinaufreichen; sie liegen noch so nahe zum Heimbetrieb, daß die Milchkühe täglich in den Stall zum Melken nach Hause getrieben werden können.
 

In Gegenden, in denen es zwischen den Heimhöfen und den Hochalmen noch dazwischenliegende Besitzungen gibt, auf denen Weidegang möglich ist, werden diese zur Vor- und Nachweide zum Auftrieb auf die Hochalmen bewirtschaftet. In Vorarlberg werden sie als Maiensäße (auch Vorsaß), in Tirol als Asten und in Salzburg als Käser bezeichnet. Oft können sie schon beweidet werden, wenn sich auf der Hochalm der Schnee erst langsam zurückzieht, und so werden sie eben häufig schon ab Mitte Mai „bestoßen", wie der Fachausdruck für beweiden lautet. 
 

Wenn sie sich ungefähr einen Monat dort aufgehalten haben, werden die Tiere auf die Hochalm gebracht; während der Sommermonate werden diese Flächen gemäht, um den Tieren, die im Spätsommer von den Almen abgetrieben werden, noch eine Nachweidezeit und den Verbrauch des hier im Sommer geernteten Heus zu ermöglichen. Die Mähnutzung ist auf diesen Maiensäßen also im allgemeinen wichtiger als die Beweidung. Die Almhütten sind stabil gebaut und meist sehr gut eingerichtet. In Vorarlberg zieht oft die ganze Bauernfamilie auf die Maiensäße hinauf, in anderen Bundesländern werden sie von den Heimhöfen aus bewirtschaftet.


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