!!! Hubert Matt-Willmatt - Heinz Linke: Via Habsburg

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''Hubert Matt-Willmatt - Heinz Linke: Via Habsburg Auf den Spuren einer europäischen Dynastie. Deutschland - Frankreich - Schweiz - Österreich. Tyrolia-Verlag Innsbruck - Wien. 224 S., ill., € 24,95'' \\ \\

Die vor 20 Jahren gegründete Via Habsburg ist eine von rund 30 "Europäischen Kulturstraßen". Auf den Spuren der Habsburger führt sie durch vier Länder und sechs Regionen zwischen Rhein und Donau. Die Route ''orientiert sich  an den ehemaligen historischen Besitzungen der Habsburger, die unter dem Namen "Vorderösterreich (Elsass, das heutige Südbaden, die Nordwestschweiz, Vorarlberg) sowie als Grafschaft Tirol und Innerösterreich bekannt sind.''

Ein Jahrtausend Geschichte - von 996 bis 1918 waren die Habsburger die entscheidende und prägende Macht in Mitteleuropa - 150 Sehenswürdigkeiten auf 425 Kilometer, dazu kulinarische und Veranstaltungstipps lassen sich nicht leicht in ein handliches Buch packen. Aber dem auf literarische, historische und touristische Themen spezialisierten Autor Hubert Matt-Willmatt und dem Photodesigner Heinz Linke ist ein informativer Überblick gelungen. Für ihr Buch über die außergewöhnliche europäische Kulturstraße haben sie mehr als zwei Jahre lang 70 Erinnerungsorte von Nancy über die Schweiz und Deutschland bis Österreich besucht und legen nun den ersten umfassenden Reiseführer zum Thema vor. 

Die Reise beginnt in Frankreich. Schließlich hatte das Haus Habsburg eine besondere Beziehung zu Lothringen und zum Elsass. Am bekanntesten ist jene von Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen: '' Durch die Heirat setzte sich die im Mannesstamm erloschene österreichische Linie des Hauses als Habsburg-Lothringen fort. Das Paar hatte 16 Kinder, von denen die meisten … zu diplomatischen Zwecken eingesetzt wurden, am prominentesten sicher Erzherzogin Maria Antonia, die 1770 mit dem französischen Thronfolger Louis Auguste verheiratet wurde …'' Dem Andenken an die unglückliche Königin von Frankreich begegnet man in dem Buch immer wieder. Unter anderem machte sie auf ihrem Brautzug Station in Nancy, dem Geburtsort ihres Vaters. In der dortigen Minoritenkirche befindet sich eine Grablege der Lothringer Herzöge, 1951 war es die Hochzeitskirche Otto von Habsburgs. Nancy zählt - wie Wien - zum  Jugendstilnetzwerk (Réseau Art Nouveau Network), das als Kulturweg des Europarats zertifiziert wurde.

Deutschland ist in dem sympathisch und übersichtlich gestalteten Reiseführer mit 16 Orten vertreten. Breiten Raum nimmt Freiburg, die Heimatstadt der Autoren, ein, über die sie viel Interessantes zu erzählen wissen. Eine Hauptstraße trägt die eher unübliche Bezeichnung "Kaiser-Joseph-Straße". Sie erinnert daran, dass Joseph II. anno 1777 hier logierte. Auch eine Habsburgerstraße gibt es. An der Kreuzung erhebt sich die Karlskaserne, die ihren Namen zu Ehren des Feldherrn Erzherzog Karl von Österreich erhielt. Freiburg verdankte ihm die Befreiung von französischen Revolutionstruppen. ''Eigentliches Denkmal der Habsburger ist aber das Neue Kaufhaus am Münsterplatz, das 1520/30 erbaut wurde. '' Es diente als Markt- Zoll- und Finanzgebäude. Besonders bemerkenswert sind der prächtige Saal und die Skulpturen der Fassade: ''Die Eckerker sind mit dem doppelköpfigen Reichsadler und den Wappen aller Länder geschmückt, über die Habsburg unter Kaiser Karl V. herrschte.''  Standbilder zeigen Kaiser Maximilian, seinen Sohn König Philipp und dessen Söhne Kaiser Karl V. und König Ferdinand I.
 
Weiter geht die Reise in die Schweiz, in den ''Aargau, wo die Habsburg steht''.  Der "Stammsitz einer Weltdynastie" stehe "seltsam schmucklos" da, meint der Autor, der schreibt: ''Klein und überschaubar haben sie angefangen, die Habsburger, aber von hier aus hatte man alle Flussübergänge der Aare im Blick und alle Durchziehenden hatten auch die Burg im Blick. Im strategischen Denken waren die Habsburger von Anfang an stark. Die Burg wurde nach und nach vergrößert, doch korrespondierte der beengte Platz auf der Bergkuppe nicht mit der wachsenden Macht des Geschlechts … Vor dem hinteren Teil der Burg ist im Burghof auf dem Boden ein Mosaik eingelassen, auf dem die weitreichende und fast globale Herrschaft der Habsburger in Kilometerangaben eingelassen ist - beeindruckend !''

Österreich bildet den Schlusspunkt. Es wird  mit dem bekannten Wahlspruch Kaiser Friedrich III., ''Austriae est imperare orbi universo'' und einem Foto des "Goldenen Dachl" in Innsbruck charakterisiert. Die perfekten Bilder von Heinz Linke bilden einen roten Faden durch das Buch. Ein anderer sind die jeweils einleitenden Kapitel ''Wissenswert'' und Spezialthemen, wie Schloss Ambras. ''Von größter Bedeutung ist die von 1572 bis 1583 hier eingerichtete "Kunst- und Wunderkammer", heute ein Museum, in dem man die damalige Sammlung noch unversehrt bewundern kann … das älteste Museum der Welt und ein "unvergleichliches Kulturdenkmal der Renaissance."  Unter den Kuriositäten befindet sich auch ein Modell des "Rhinozeros", eines Nashorns, das einige Jahre zuvor (1515) Maximilian vom portugiesischen König geschenkt worden sein soll - Albrecht Dürer hat es in einem Holzschnitt festgehalten.'' Etwas enttäuschend ist die im Vergleich geringere Zahl der erwähnten Erinnerungsorte. Zwar besteht eine Seite für Bludenz -  wo es außer einer Gedenktafel keine sichtbaren Spuren der Habsburger gibt - aber Mayerling bei Bad Ischl anzuhängen, ist doch eigenartig. Auch in Wien hätte man die Schwerpunkte anders setzen können. Als langjährige Reichshaupt- und Residenzstadt verfügt es über einen  Schatz imperialer Bauten wie wenige andere. So entstand die Votivkirche nach dem verhinderten Attentat auf den jungen Kaiser Franz Joseph I. 1853.  Als eines der bedeutendsten neugotischen Sakralbauwerke der Welt hätte sie eher Erwähnung verdient als der klischeehafte "Wiener Schmäh" oder Kuriositäten im Adelsaufhebungsgesetz von 1919. (Die Strafe 20.000 Kronen entspricht nicht 14 Cent sondern einem sechsstelligen Eurobetrag.)

Der Reiseführer bringt viele Anregungen, ganz im Sinne der Vereinigung "Via Habsburg", deren Ziel es ist, den hochwertigen Kulturtourismus zu fördern: ''Im Hinblick auf die Utopie eines in Frieden geeinten Europa kann dieser Blick über aktuelle Staatsgrenzen hinweg und vor allem direkt vor die regionale Haustüre zu überraschenden historischen Selbstentdeckungen und damit vielleicht zu einer Neu(er-)findung einer Erinnerungskultur an die Habsburger werden.'' \\ \\


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