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Brigitte Huber: Am Rand vom Land #

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Brigitte Huber: Am Rand vom Land. Eine Entdeckungsreise an den Grenzen Österreichs. Rundumadum Band 01. Kral-Verlag Berndorf. 264 S., ill., € 19,90

Der kreative Kral-Verlag hat eine neue Buchreihe erfunden. Sie nennt sich Rundumadum und umfasst bisher drei neuartige Reisebegleiter. Im handlichen Taschenbuchformat, mit informativen Übersichtskarten und reich illustriert, sind sie als Wanderführer ebenso geeignet wie als unterhaltsame Literatur für Daheimgebliebene. Nach Routen gegliedert, bieten die Bücher einen Mix aus Naturkunde, Kulturgeschichte, Kulinarik, Kuriositäten und Superlativen. Band 01 stammt von der Reisebloggerin Brigitte Huber. Sie hat im Kral-Verlag heuer schon, gemeinsam mit dem Fotografen Robert Bouchal, ein Buch über das Marchfeld herausgegeben.

Die Reise Am Rand vom Land folgt der österreichischen Staatsgrenze. Diese umfasst 2706 Klometer, an den Grenzen zu den acht Nachbarländern passiert man neun Dreiländerecken. Die Autorin hat lange überlegt, wo sie die Reise beginnt, die sie in 25 übersichtliche Touren geteilt hat. Sie startet ihre Österreich-Umrundung im Weinviertler Dreiländereck, das für Brigitte Huber emotional besetzt ist: Es ist meine Heimat. … Bis in die Teenagerjahre in Laa/Thaya war ich direkt dran am Eisernen Vorhang und das Thema "Grenze " hat mich nie wieder losgelassen So führt die erste Teilstrecke in das östliche Weinviertel und Marchfeld, Wo die Habsburgermonarche begann und endete. Die "schönste Kellergasse Niederösterreichs", der Wildendürnbacher Galgenberg - ist hier ebenso eine Station wie, jenseits der Grenze, das als Weltkulturerbe ausgezeichnete Gebiet zwischen Feldsberg (Valtice) und Eisgrub (Lednice). Der ehemals Fürst Liechtenstein'sche Besitz war 180-mal so groß wie der Schönbrunner Schlossgarten. Auf österreichischer Seite sind die Marchfeldschlösser mehr als eine Reise wert. Das Storchenschloss Marchegg wurde heuer zum Schauplatz der Niederösterreichischen Landesausstellung erkoren und entsprechend revitalisiert. Schlosshof ist die größte Landschlossanlage Österreichs, das größte mittelalterliche Stadttor Europas findet man in Hainburg. Vom dortigen Braunsberg lässt sich trefflich Ins Land einischaun, um den Titel einer einst populären ORF-Fernsehserie zu zitieren.

Anschließend führen drei Touren in das Nord-, Mittel- und Südburgenland. Sie können u. a. mit dem tiefsten Punkt Österreichs (114 m) bei der "Langen Lacke", dem Römersteinbruch in St. Margarethen und - noch immer - dem umstrittenen Rasenkreuz in Eisenberg an der Raab aufwarten. Im Vulkanland der Südoststeiermark und in der Südsteiermark -Wo die Grenzen verschwimmen, aber man sich sowieso in der Toskana wähnt - spielt erwartungsgemäß der Wein die Hauptrolle. Weiter geht es nach Südkärnten, in die Karawanken und in die Karnischen Alpen, sowie nach Osttirol, Ein Paradies für Urlauber, Pilger und Radler. Tirol grenzt an Südtirol, mit dem angeblich nördlichsten Punkt Italiens und einer Staatsgrenze auf 2665 Metern Höhe. Im Tiroler Oberland wandelt man Auf Ötzis Pfaden und auf den Spuren der Römer. In Vorarlberg, das an die Schweiz und Liechtenstein grenzt, erreicht man den westlichsten Punkt Österreichs.

Zurück nach Tirol, ins Außerfern, rund um den Karwendel und den Kaiserwinkl, ein klassisches Tiroler Urlauberparadies, in dem schon vor dem Bergdoktor Heimatschnulzen gedreht wurden. Mit Tour 18 Rund ums Berchtesgadener Land wird Salzburg erreicht. Grenze im Salzburger Land bedeutet einmal rundherum um den bayerischen Zipfel … Man wird sehen: Es zahlt sich aus! Das gleiche lässt sich von Tour 19 sagen, Einmal Salzburg rundherum, ehe man sich ins Oberösterreichische Innviertel, ebenfalls ein bayerischer Nachbar, begibt. Den Abschnitt Vom Sauwald zum Böhmerwald charakterisiert die Autorin mit Viel Ruhe im Nichts an der Böhmischen Masse. Auch im anschließenden Mühlviertel geht es heute vor allem um Entschleunigung. Dabei fuhr hier die erste Eisenbahn Kontinentaleuropas. Die Mühlviertler Pferdeeisenbahn transportierte ab 1832 Salz nach Budweis. 14 Stunden waren die Pferde für die 128 Kilometer von Linz unterwegs - bis sie zu Ende des 19. Jahrhunderts von der Dampflok abgelöst wurden. Ein halber Kilometer wird heute als Touristenattraktion mit Pfedewaggons befahren, die ehemaligen Stallungen sind ein Museum und im ersten Bahnhofsrestaurant des Kontinents kocht man wieder auf.

Die letzten Kapitel führen langsam zurück zum Ausgangspunkt, in das Obere Waldviertel, eine Bilderbuchidylle zwischen Wald, Teich und Karpfen, zum beschaulichen Flussparadies Thayatal mit Österreichs kleinster Stadt - Hardegg hat 80 Einwohner - der einzigen vollständigen Stadtmauer - in Drosendorf - und der letzten Perlmuttdrechslerei in Felling. Rund ums Pulkautal ist die Reise an ihrem Startpunkt angelangt. Es ist der Landstrich, dem Alfred Komarek mit seinem sympathischen Landgendarm Simon Polt in Romanen und Verfilmungen ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Ein echt authentisches Stück Weinviertel … weil hier die Zeit ganz besonders hübsch stehen geblieben zu sein scheint, schreibt Brigitte Huber und: Gibt es einen besseren Ort, um die Grenztour abzuschließen, als dort, wo man acht Jahre lang die Schulbank gedrückt hat? Sie beendet ihr locker formuliertes, doch kenntnisreiches Buch mit der Überlegung Auch manche Idee ist "grenzenlos", selbst wenn sie einige Jahre reifen muss, bevor sie dann tatsächlich umgesetzt wird.

hmw