!!! Daniela Sommer-Neustifter: Auf den Spuren des Hl. Josef in Wiener Kirchen

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'' Daniela Sommer-Neustifter: Auf den Spuren des Hl. Josef in Wiener Kirchen. Kirchenraum erleben. Verlag Berger Horn-Wien. 140 S., ill., € 25,- '' \\ \\

Papst Franziskus hat 2021 als ''Jahr des Hl. Josef'' ausgerufen. Damit inspirierte er die Kulturvermittlerin und Stadthistorikerin Daniela Sommer-Neustifter zu einem neuen Buch.  In fast 50 Kapiteln präsentiert sie Darstellungen des Heiligen in ausgewählten Wiener Kirchen, vom spätgotischen Tafelbild in Maria am Gestade bis zum modernen Holzrelief in der Lainzer Konzilsgedächtniskirche. Dabei geht die ''begeisterte Kulturvermittlerin'' nicht enzyklopädisch oder chronologisch vor, sondern nach der biblisch überlieferten Biographie. 

Josef von Nazareth lebte um die Zeitenwende als Bauhandwerker (die irreführende Berufsbezeichnung "Zimmermann" stammt aus der Luther-Bibel) in Galiläa, im Norden Israels. Die Evangelien sind über den "Nährvater" relativ schweigsam, weder ist ein Zitat von ihm überliefert, noch hat ihn Jesus explizit erwähnt. Die wenigen bekannten Stationen seines Lebens bilden die Grundlage für die Gliederung des informativen Buches. Bei jedem Kapitel findet man eine farbige Abbildung des Kunstwerks, eine Kurzcharakteristik der Kirche, in der es sich befindet und eine Bildbeschreibung mit Interpretation. 

Es beginnt mit dem ''Mann der Träume''. Damit ist nicht gemeint, dass Josef ein Traummann  nach heutigen Vorstellungen gewesen wäre. Vielmehr sind Träume im religiösen Denken "Instrumente" oder "eine vergessene Sprache Gottes". Auf diese Weise offenbarte er Josef, dass er mit seiner Familie nach Ägypten flüchten, und wann sie heimkehren sollten. Auf einem Relief in der ihm geweihten Pfarrkirche am Wolfersberg ist der nachdenkliche Träumer zu sehen, dem ein Engel durch das geöffnete Fenster seine Botschaft übermittelt.

Das zweite Kapitel ist ''Maria und Josef'' gewidmet. Das apokryphe Jakobusevangelium will wissen, dass die Gottesmutter bis zu ihrem 12. Lebensjahr im Tempel von Jerusalem gelebt habe und dann einen Witwer heiraten sollte. Die Auswahl fiel auf Josef, dessen Stab erblühte. Der Lilienstengel als Attribut war bei Künstlern aller Epochen beliebt, weil sich die weiße Blüte als Symbol der Keuschheit deuten ließ. Sie stellten auch gerne die "Vermählung" von Maria und Josef durch den Hohepriester dar, die so nicht stattgefunden hat. (Der Verlobungsring war kein jüdischer Brauch, Papst Stephan I. führte ihn im 3. Jahrhundert ein.) Doch zeigt sie ein Relief in der neogotischen Weinhauser Pfarrkirche so. Der Backsteinbau nach Plänen des Dombaumeisters Friedrich Schmidt gilt als "Votivkirche zu Ehren des Joseph". 

''Die Geburt Jesu als Ursprung und Sinn unseres christlichen Weihnachtsfestes ist eine der häufigsten Darstellungen auf der ganzen Welt''. Dabei kennt die künstlerische Phantasie kaum Grenzen. Es ist unbekannt, ob es sich beim Geburtsort um einen Stall, eine Höhle, oder ein einfaches Zimmer in einer Karawanserei handelte. Die Peterskirche, einer der ältesten und berühmtesten sakralen Orte Wiens, wurde als erster Kuppelbau der Stadt 1733 vollendet. Der bedeutende Barockmaler Martino Altomonte gestaltete neben dem Hochaltarbild die Kapelle der heiligen Familie mit einer Weihnachtsdarstellung.

''Zwei Bräuche am Anfang seines irdischen Lebens erinnern daran, dass Jesus als Kind einer jüdischen Familie geboren wurde.'' Der Beschneidung und des Namenstags gedachte man früher am 1. Jänner. Seit 1969 steht am Neujahrstag das "Hochfest der Gottesmutter Maria" im Kalender. Hingegen heißt das früher "Maria Lichtmess"  genannte Fest am 2. Februar jetzt  "Darstellung des Herrn". Die Kirche der Karmeliten in Döbling ist der heiligen Familie geweiht, außerdem förderte der Orden die Josefsverehrung. Der Künstler Josef Kastner wollte in diesen eintreten, musste aber nach der Erkrankung seines Vaters für die Familie sorgen. ''Er verschrieb sich ganz der religiösen Malerei im Stil der Nazarener.'' Auf einem seiner zahlreichen Bilder in dieser Kirche zeigt er Josef,  der Tauben in einem Korb bringt, um sie nach der Geburt des Sohnes im Tempel zu opfern. 

Die ''Flucht nach Ägypten'' dürfte eine mehrjährige Reise gewesen sein, um dem Bethlehemitischen Kindermord zu entgehen. Im Josefsjahr erklärte der Papst den Heiligen zum Patron der Flüchtlinge. Die barocke Wallfahrtskirche Mariahilf erhielt Fenster aus der k. k. Hofglasmalerei Carl Geyling. Auf einem reist die heilige Familie vor einem tiefblauen Sternenhimmel.

In der Barockzeit waren Bilder und Plastiken beliebt, die den Pflegevater mit dem Jesuskind darstellen. Im Buch findet man den Josefsaltar im Stephansdom, dessen Bild der Flame Anton Shoonjans um 1700 malte. Darauf präsentiert ein in blau und orange gekleideter jugendlicher Josef mit langen Haaren den kleinen Jesus.

''Heiliger Wandel'' heißt der Bildtypus, bei dem Maria und Josef das zwischen ihnen gehende Kind an den Händen führen. Man sieht ihn auch in der Lichtentaler Schubertkirche. Das Altarbild stammt von Leopold Kupelwieser, einem der bekanntesten Vertreter der Nazarener aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

''Josef der Handwerker'' ziert, eher ungewöhnlich, die Außenwand der Pfarrkirche St. Erhard in Mauer. Leopold Schmid, der es in den 1930er Jahren schuf, war auf arbeitende Menschen als Motive spezialisiert. Unter den ''weiteren Josefsdarstellungen'' ragt jene der Otto-Wagner-Kirche Am Steinhof heraus. Auf dem fast 85 m² großen Mosaik flankieren Maria und Josef den segnenden Christus im Zentrum. Gold, weiß und blau dominieren das beeindruckende Jugendstilkunstwerk von Leopold Forstner.

Mit dem ''sterbenden Josef'' schließt das interessante Buch. Die Forschung vermutet, dass sein Todeszeitpunkt zwischen dem Auftreten des zwölfjährigen Jesus und dessen öffentlichem Wirken lag. Obwohl die biblischen Autoren keine näheren Umstände überliefern, gilt der Heilige als Patron eines guten Todes. Für die Hietzinger Kirche schuf Johann Michael Rottmayer, ''wohl der bedeutendste Maler des beginnenden Barockstils in Österreich'', ein Altarblatt ''mit ausdrucksstarken und lebhaften Figuren, kräftigen Farben und sehr bildhafter Sprache,'' wie die Kirchenpädagogin schreibt. Ihr überaus gelungenes Buch lädt ein, sich auf die Spuren des hl. Josef in Gotteshäuser zu begeben. ''Denn Kirchenräume sind wahre Schatzkisten - in religiöser, künstlerischer und historischer Hinsicht!'' \\ \\

[hmw|User/Wolf Helga Maria]












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