!!! Franz X. Bogner: Das Waldviertel von oben

[{ Image src='Bogner2.jpg' height='200' class=image_left' width='157'}] 

'' Franz X. Bogner: Das Waldviertel von oben. Wald und Wasser auf Granit und Gneis. Edition Winkler-Hermaden Schleinbach. 158 S., ill., € 29,80 '' \\ \\ 

Bücher über das Waldviertel gibt es viele, sie versammeln fundiertes Wissen und schöne Bilder. Aber: ''Dieser Luftbildband ist etwas komplett Neues und ermuntert uns mit der ungewöhnlichen Perspektive des Luftbilds zum Zwiegespräch, indem er uns mit den "Augen der Götter" Alltägliches und Altbekanntes in anderer Perspektive zeigt, dadurch unsere individuelle Neugierde weckt, ''  schreibt Franz X. Bogner im Prolog. Der Autor, Lehrstuhlinhaber an der Universität Bayreuth, erforscht innovative Themen der Biodiversität. Als Luftbildfotograf hat er mehr als 60 Bildbände mit Ansichten aus aller Welt veröffentlicht. In der Edition Winkler-Hermaden erschien 2024 [Die Ybbs von oben|Kunst_und_Kultur/Bücher/Bücher_über_Österreich_2024/Bogner_-_Ybbs]
Sein jüngstes Buch würdigt auch ein Jubiläum. Vor 115 Jahren flog der österreichische Mechaniker und Pilot Karl Illner mit einer "Etrich-Taube" als Erster die 80 km lange Strecke von Wien nach Horn und retour. Für diese Pioniertat benötigte er 24 Stunden und durfte sich über das von der Stadt Wien ausgeschriebene Preisgeld von 20.000 Kronen (20.000 €) freuen.

Das Herstellen von Luftbildern ist eine Herausforderung. ''Emotionale Luftbildfotografie braucht frühes Morgen- oder spätes Abendlicht, wenn die Blauanteile im Licht die Motive nicht erdrücken. '' Der Fotograf ist extrem vom Wetter abhängig. Er muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und Sekundenbruchteile entscheiden über das Gelingen. Das Waldviertel, in letzter Zeit als Ziel des sanften Tourismus erkannt, warb mit dem Attribut "mystisch". Für Bogners großartige Wolken- und Nebel-Stimmungsbilder trifft das besonders zu. Manche erinnern an chinesische Tuschemalereien. 

Das Waldviertel, ein homogenes Granitland der Böhmischen Masse im nördlichen Niederösterreich, wird von sechs Flüssen bestimmt: ''Das Einzugsgebiet der Lainsitz definiert das obere Waldviertel (das gleichzeitig die Wasserscheide zur Elbe markiert), das Thayatal ist selbsterklärend, das Kamptal lässt sich in oberes (mit seiner West-Ost-Ausrichtung) und unteres Kamptal (mit seiner Nord-Süd-Ausrichtung) unterteilen, gefolgt vom deutlich kleineren Kremstal sowie der Ysper (und dem Weitenbach) im südlichen Waldviertel. '' Das stille Land, das überforderte Städter als Sehnsuchtsort und abgeschiedenes Rückzugsgebiet entdeckten, bietet eine Reihe von Besonderheiten. Es fehlt nicht am Vergleich mit Finnland, wo mehreren Studien zufolge die glücklichsten Menschen der Welt leben. Zählt man dort 18 Einwohner pro km², so sind es beispielsweise in Großpertholz 16. Weitra ist die älteste Braustadt Österreichs. In Gmünd-Eibenstein bietet der 100 ha große Naturpark Blockheide Einblicke in Jahrmillionen Erdgeschichte. Das Schremser Hochmoor ist mit 300 ha das größte in Niederösterreich. Litschau - auch als Schrammelstadt bekannt - nach den Musikern, die im 19. Jahrhundert ein populäres Genre der Wiener Musik schufen - ist die nördlichste Stadt Österreichs. 

Die Thaya hat einen deutschen und einen mährischen Quellfluss. Ab Raabs verlaufen sie 235 km gemeinsam. Waidhofen an der Thaya ist durch die weltgrößte Waldrapp-Voliere und das Artenschutzprojekt bekannt. In Dobersberg markiert ein Dreiländerstein das Zusammentreffen der Grenzen von Österreich, Böhmen und Mähren. Die Ruine Kollmitz zählt zu den größten Österreichs. Drosendorf mit seinem repräsentativen Schloss und der vollständig erhaltenen Befestigung ist ein Gründungsmitglied der "Stadtmauerstädte." Der Nationalpark Thayatal bildet ein binationales Schutzgebiet. Groß-Siegharts als Zentrum des "Bandelkramerlandls" verdankte seinen Aufstieg einem barocken Investor, der eine Textilmanufaktur gründete.

Der 153 km lange Kamp besteht aus dem großen und den kleinen Kamp. Die Quellflüsse vereinigen sich bei Rappottenstein. Das von vielen Burgen gesäumte Kamptal hat ''ein Alleinstellungsmerkmal gefunden und bringt Natur, Geschichte und Kultur zu einer harmonischen Einheit zusammen.'' Dazu zählt die mittelalterliche Ackerbürgerstadt Zwettl mit ihrem außerhalb gelegenen Stift. 1138 in einer Kampschleife gegründet, ist es das drittälteste Zisterzienserkloster der Welt. Burg Ottenstein dominiert den heutigen Stausee. Ihre romanischen Gewölbefresken gelten als die ältesten des Bundeslandes. Das mächtige Benediktinerstift Altenburg thront über dem Nordufer des Kamp. Nach seiner wechselvollen Geschichte seit 1144 präsentiert sich das Gesamtkunstwerk nun generalsaniert.

Ein Kapitel behandelt das Untere Kamptal und Taffa. Der wichtigste Ort an der Taffa ist Horn, urkundlich im 11. Jahrhundert erwähnt. Sehenswert sind u. a. der "Grasel-Turm", ein nach dem Räuberhauptmann benannter Stadtturm, und das Höbarthmuseum, eine der wichtigsten urgeschichtlichen Sammlungen Niederösterreichs. Marie Dreieichen fungiert seit der Barockzeit als  überregional wichtiger Wallfahrtsort. Die Rosenburg verdankt der Mittelalter-Begeisterung des 19. Jahrhunderts ihren Wiederaufbau. Gars am Kamp war seit der Stein- und Bronzezeit ein begehrter Siedlungsplatz. Die Burgruine, einst Teil der Wehrkette gegen Böhmen, ist zur Freiluft-Opernbühne geworden. Die Kamptalwarte auf dem Heiligenstein entstand im Zusammenhang mit der 1889 eröffneten Kamptalbahn und bietet noch immer einen herrlichen Rundblick. 
Das südliche Waldviertel ist das Einzugsgebiet der Ysper und des Weitenbachs. Die große Ysper, die auf mehr als 1000 m Seehöhe entspringt, sorgt für ein einzigartiges Naturschauspiel, die Ysperklamm. Seit dem 16. Jahrhundert bis in die 1920er Jahre diente sie als Holztrift. Im 17. Jahrhundert bestanden an der Kleinen Ysper 52 Sägen, 13 Sägemühlen und zwei Hammerschmieden. Am Oberlauf des Weitenbachs zeigt Pöggstall neben der Kirche ein bemerkenswertes Ensemble mit dem Renaissanceschloss und dem repräsentativ-funktionellen  Wehrbaurondell. Diese europaweiteine Rarität geht auf einen Entwurf von Albrecht Dürer zurück. Die Wallfahrtskirche Maria Taferl erhebt sich hoch über dem nördlichen Donauufer. Allein im Jahr 1760 zählte man 700 Prozessionen und mehr als 19.000 Messen. Schloss Artstetten ist mit dem Schicksal des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand verbunden, der 1914 einem Attentat zum Opfer fiel - der "Startschuss" zum Ersten Weltkrieg. 
Ein Luftbild vom Mittellauf der von dichten Wäldern umgebenen Krems lässt ahnen, wie das Waldviertel zur Zeit der Landnahme aussah. Rodungsinseln sind auch nach einem Jahrtausend allgegenwärtig. Im Kremstal bei Burg Hartenstein ''hinterließen Neandertaler in der 30 m tiefen Gudenushöhle rund 70.000 Jahre alte Siedlungsspuren.'' Die Burg Hartenstein wurde im Hochmittelalter wohl von einem Kuenringer-Gefolgsmann erbaut - ''So stellt man sich eine mittelalterliche Musterburg vor - uneinnehmbar hoch über einer Flussschleife und in einsamer Umgebung.'' Lichtenau liegt an der Wasserscheide der Krems zum Kamp. Das dreiflügelige Schloss geht im Kern auf das Spätmittelalter zurück. In Brunn am Walde befindet sich ein Wasserschloss. Das pompöse Schloss Jaidhof stammt aus dem 17. Jahrhundert. ''Mit der Burgruine Senftenberg endet das Waldviertel. Das Kremstal geht mit anderen Schwerpunkten in das Donautal über. ''

Das letzte Kapitel ist - wie schon in seinem Ybbs-Buch - ein flammender Appell des Autors für Natur und Umweltschutz. ''Heimat und Naturschutz gehören zusammen. Naturschutz ist Heimatschutz; er braucht Nachhaltigkeit. … Vertrauen wir Charles Darwin (1809-1882): "Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand." So viel Hoffnung muss sein … Die Hoffnung der Natur ruht auf uns, unsere Unterstützung ist gefragt.''\\ \\


[hmw|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Wolf_Helga_Maria_(Volkskunde_und_Hauptherausgeber)]












[{Metadata Suchbegriff='Waldviertel ' Kontrolle='Nein'}]