!!!Freiheit, Gleichheit — und was weiter? (Essay 1960)

Von __Dr. Peter Diem__, damals University of Southern Illinois 

Gegenstand dieses Artikels ist eine Neuerscheinung aus dem Institut für 
politische Psychologie in Wien, dessen Spiritus rector, __Dr. Wilfried Daim,__ 
den Lesern der „österreichischen academia" als Verfasser mehrerer 
hochaktueller tiefenpsychologischer Bücher wohlbekannt is; (vgl. Jg. 11, Nr. 
8):  Wir sind es gewohnt, die Themen 
Gesellschaft und Politik einer Sphäre 
rationaler Gesetzlichkeit zuzuweisen 
oder wenigstens eine weitgehend 
rationale Beherrschbarkeit anzunehmen. 
Eine in Bezug auf das Individuum 
gehegte derartige Auffassung hat durch 
die epochemachenden Erkenntnisse __Sigmund
Freuds__ so manche Änderung erfahren. 
Die Psychoanalyse hat die Wirksamkeit 
des Unbewussten im Menschen auf-
gezeigt und in den Dienst der 
Psychotherapie gestellt. Einen weiteren 
Schritt bildet die Beschäftigung mit dem 
kollektiven Unbewussten, ein 
Gebiet, auf dem __C. G. Jung__ Beachtliches 
geleistet hat. Das Hauptarbeitsgebiet 
Wilfried Daims liegt auf dieser Linie: die 
Untersuchung von Motivationsprozessen 
in der Gesellschaft, die im 
soziologischen Unbewussten (dem 
„Untergrund" — ein Ausdruck von Cbr. 
__Friedrich Heer__) ihren Ausgang nehmen. 
In der nach jahrelanger Forschungsarbeit 
nunmehr fertiggestellten       
„Kastenlosen Gesellschaft" finden die Methoden 
der kollektiven Tiefenpsychologie 
Anwendung auf ein Problem, das sich in 
der Entwicklung menschlicher 
Gemeinwesen aus ihren ersten Anfängen 
bis in die heutige hochkomplizierte 
Gesellschaft verfolgen lässt: Das 
Auftreten und die Wirksamkeit teils 
offenkundiger, vorwiegend aber unbewusster 
Trennungslinien zwische einzelnen Gruppen der Gesellschaft, den 
__Kasten__. Wir werden uns weiter unten 
mit den Begriffen Kaste und 
Kastenschranke im Detail beschäftigen. 


Einleitend sei nur noch folgendes 
bemerkt: die Gewohnheit Daims, nicht 
nur Probleme aufzuzeigen, sie 
durchzudenken und eine 
sozialpsychologische Diagnose zu 
stellen, sondern immer auch konkrete 
Lösungsvorschläge zu machen, hat in der 
„Kastenlosen Gesellschaft" ihre 
besondere Ausprägung gefunden. So 
gipfelt die auf dem System des 
psychologischen Interviews aufgebaute, 
darüber hinaus jedoch in eine abstrakte 
Gesellschaftsanalyse einmündende Untersuchung in einem praktisch 
programmatischen Entwurf einer anzustrebenden, kastenlosen Gesellschaftsordnung. Neben der 
Untermauerung dieser Gesellschaftsordnung mit selbst für den 
Laien frappierend einleuchtendem 
tiefenpsychologischen Material ist 
es vor allem der indirekte und 
direkte Hinweis auf die gewaltige Schuld der Christen 
von gestern und heute an der Mangelhaftigkeit unseres gesamten sozialen Systems, der gerade uns katholische Akademiker aufhorchen 
lässt. So kann der Aufruf zu einer 
besseren Befolgung des Wortes 
Christi „Ihr alle aber seid Brüder" 
als Leitgedanke des Buches gelten.


!Begriffsbestimmungen

Im Rahmen dieser Besprechung soll 
zunächst versucht werden, die Kernideen 
des Verfassers über das Wesen der Kaste 
und ihre Äußerungsformen darzulegen. 
Der __traditionelle Kastenbegriff__ (1) bezeichnet eine eng abgeschlossene Gruppe in 
der Gesellschaft, deren gemeinsame 
Lebensform, Kulteigenheiten, 
Heiratsgewohnheiten usw. diese Gruppe 
sichtbar von anderen gesellschaftlichen 
Gruppen abheben. Von dieser, als 
Institution erfassbaren Kaste 
unterscheidet Daim die in unserer 
gegenwärtigen Gesellschaft vorhandene, 
jedoch weit weniger zutage tretende 
Erscheinung der Kaste, als deren Kennzeichen eine __„inoffizielle" Abkapselung__ 
einer Bevölkerungsschicht zu setzen ist. 


„Mitglieder einer Kaste essen nur 
miteinander, heiraten nur untereinander, 
erziehen ihre Kinder gemeinsam, und 
geben sich im Extremfall auch nur unter-
einander die Hand. Sie bleiben unter 
sich" (S. 16). 

Die Feststellung dieser 
Distanzierungen stößt deshalb auf 
Schwierigkeiten, weil der unsere 
abendländische Wertordnung bestimmende, bei jedem Individuum 
nachweisbare christliche Kern an 
Verpflichtung dem Nächsten gegenüber 
sowie die grundsätzlich bejahte 
Gleichheit aller Menschen ein freies 
Zugeben, noch mehr natürlich ein 
Propagieren, der eigenen Abkapselung 
verhindert. Anders gesagt: Hinter dem 
Kastengeist steht das schlechte Gewissen. 
Für die tiefenpsychologische 
Feststellungsmethode   ist   dieser   
Umstand aber keineswegs ein unüberbrückbares Hindernis. 
Im Gegenteil sind es gerade die Konfliktstellen in 
den Aussagen der von Daims Mitarbeiterstab interviewten 
Versuchspersonen, die Schlüsse auf vorhandene 
Kastencharakteristika zulassen.
  
!Charakteristika der Kaste im Sinne Daims

Hauptmerkmale der Kaste (im folgenden ist mit diesem 
Begriff immer das nichtinstitutionelle, „inoffizielle" 
Phänomen der Kaste gemeint) sind Abkapselung, angenommene eigene Reinheit und Endogamie. 


Die ''Ekelschranke''
bildet eine der tiefgreifendsten Trennungslinien zwischen den 
Kasten. Sie scheidet die „Reinen" von den „Unreinen", 
„Schmutzigen". Manuelle Arbeit wird fast automatisch mit 
Schmutzarbeit identifiziert. Ausdrücke, wie „white collar 
worker" (im amerikanischen Sprachgebrauch zur 
Bezeichnung der Angestellten im Gegensatz zu den Arbeitern, 
den „blue collar workers", verwendet), „dreckiger Prolet" und 
„Rassenreinheit" lassen die Bedeutung des Schmutzes als 
latentes Unterscheidungsmerkmal soziologischer Gruppen 
deutlich erkennen.

Ein weiteres typisches Merkmal der Kaste 
ist die „Versammlung" um einen ''Zentralwert'', der sakralisiert 
und dadurch zu einem absoluten Unterscheidungsmerkmal 
gegenüber den anderen Bevölkerungsgruppen wird. Die 
anderen, kastentranszendenten Menschen sinken dadurch zu 
„uneigentlichen" Menschen herab.

Ein weiteres kastenbildendes Element ist die ''Sakraldistanz''. 
So zeigen Priesterschichten oft die Tendenz, sich von den 
Laien (ein Wort, dessen durch die Enzyklika „Corporis 
Christi mystici" neu interpretierte Bedeutung hierbei nicht 
genug erkannt wird) zu distanzieren, indem sie ihre 
Sakralfunktion verabsolutieren. Diese Erscheinung 
beschränkt sich nicht nur auf die katholische Kirche, deren 
hierarchische Struktur hierzu allerdings gesteigerte 
Möglichkeiten bietet, ohne sie indes zu rechtfertigen.


Die ''Herrendistanz'' ergibt sich aus einem 
Vorgesetztenverhältnis, das — kastenhaft verzerrt — zu 
einem Herr-Sklave-Verhältnis wird. Von einem primären 
Herrentum unterscheidet der Verfasser ein Sekundär-
Herrentum: „Neue, aufstrebende Schichten sehen es als 
besonders herrentümlich an, wenn sie sich ein Reitpferd 
halten können und Pferderennen besuchen" (S. 65). Hier liegt 
eine Nachahmung von Feudalgewohnheiten vor.
  

Ähnliche kastenbildende Kraft kommt den sozialen 
Faktoren Vermögen und Bildung zu. Beides läßt sich leicht 
belegen; der Autor zitiert hierzu Stellen aus den „Lausbuben-
geschichten" von __Ludwig Thoma__ und 
geht kurz auf die in Österreich 
existierenden, oft übertriebenen Abgrenzungen zwischen Nichtmaturanten, 
Maturanten und Akademikern ein.
  

Die ''Herkunftsdistanz'', institutionalisiert 
im Adel, bildet eine besonders 
wirkungsvolle Möglichkeit zur 
Kastenbildung. Ist doch gerade hier die 
Zugehörigkeit kraft Geburt — eines der 
wesentlichsten kastenformenden 
Elemente — Zentralmerkmal: „Schon 
das Kind in der Wiege hat die 
entscheidenden Werte, ohne noch 
irgendeine Leistung vollbracht zu haben. 
Das Kind ist einfach schon wertvoller, 
weil es das Kind von . .. ist" (S. 97).



Unter den mehr als 200 Versuchspersonen befanden sich auch fünf 
Aristokraten, deren Auffassung zumindest für den heutigen österreichischen Adel repräsentativ sein 
dürfte: Herkunft allein rechtfertigt nicht 
soziale Abschließung. Wie weit dies 
etwa in Großbritannien eingestanden 
würde, wäre zu untersuchen.
  
!Dynamische Prozesse

Unter ''Kastendynamik'' ist die Veränderung des Kastenbildes einer 
gegebenen Sozietät zu verstehen. Im 
allgemeinen besteht eine starke Tendenz 
zur Fixierung einer erreichten 
Kastenstruktur. Als Mittel zur 
Bewahrung der Kaste dient die ''Isolation'', 
eine Art gewohnheitsmäßigen 
Verkehrsverbotes mit Außerkastigen.   
Dies  kann   ein   für die Kastenmitglieder unerträgliches Ausmaß annehmen, wie 
ein Ausspruch __Josefs II. zeigt: „Wenn ich nur mit 
meinesgleichen verkehren w__ollte, dürfte ich mich nur in der 
Kapuzinergruft aufhalten" (S. 131). Anderseits glaubt der 
Verfasser nicht, dass Isolation in jedem Fall funktionslos ist: 
„Auch die Notwendigkeit, einmal das Wollen einer Gruppe zu 
klären und auf die Ausweitung vorzubereiten, benötigt 
Isolation. Wenn etwa die Großgesellschaft einen falschen 
Weg einschlägt, kann es für jene, die normale Tendenzen 
vertreten, sinnvoll sein, in die „innere Emigration" zu gehen, 
sich zu isolieren und in Reserve zu halten, für die Zeit des 
Zusammembruchs der falschen Ideale der Großgesellschaft" 
(S. 131 f.  Anm. 2).

!Tardieren von Kastenmerkmalen

In einem Abschnitt über die Tradierung von 
Kastenstrukturen behandelt der Verfasser das pädagogische 
Verhalten der Eltern und das Verhältnis von Schule und 
Kaste. Ähnlich der Adelsfrage wäre hier ein Hinweis auf das 
englische System, auf die extrem kastenbewussten 
Privatschulen (paradoxerweise „Public schools" genannt) an-
gebracht. __Eton College__, das seine ohnehin bereits von der 
übrigen Gesellschaft unterschiedenen Schüler noch in 70 
„King's Scholars" und die übrigen Schüler, die „Oppidans" 
scheidet, wäre hierfür ein Beispiel.


Weitere Fälle von Kastendynamik sind Eindringen und 
Ausbrechen einzelner in die beziehungsweise aus der Kaste. 
Musterbeispiel für letzteres Verhalten ist __Erzherzog Johann__, 
dessen Heirat mit der Postmeisterstochter Daim als Haupt-
grund für seine „fast ans Mythologisch-Legendäre grenzende 
Popularität" ansieht.

Nach einer ausführlichen Behandlung der Auf- und 
Abstiegsmöglichkeiten im Kastenbereich folgt eine Darlegung 
des Begriffspaares ''Aggression'' und ''Identifikation''. Zunächst 
ergibt die Untersuchung, dass aggressive Affektballungen sich 
am stärksten gegen die unmittelbar angrenzenden Schichten 
richten. (Beispiel: Arbeiter gegen wenig gebildete Angestellte.) 


So sagt ein interviewter Malermeister von den Beamten: „Sie 
sitzen alle dorten und glauben, sie sind der Kaiser. Wenn man 
ins Amt kommt, bleiben s' ruhig sitzen, plaudern miteinander, 
lassen an ruhig stehen, wie wenn man niemand wär." (S. 171.) 

Dies zeigt, dass die Versuchsperson der ihr am nächsten und 
erreichbarsten Schicht die Oberkastigkeit am wenigsten gönnt. 

Identifikation mit anderen, als den 
Mitgliedern der eigenen Kaste ist einer 
der stärksten und interessantesten 
gesellschaftsformenden Faktoren: 
„Häufig fühlt sich der Hausmeister als 
Hausherr, der Lakai als Aristokrat und 
viele Monarchisten als 
Miniaturmonarchen." (S. 172.) 


__Identifikation nach unten__ tritt bei vielen 
Revolutionären auf — Daim weist in 
seiner ausgezeichneten Analyse des 
Judentums auf __Moses__ als Mitglied der 
ägyptischen Pharaonenfamilie hin, der 
sich mit den ungefähr die soziale 
Stellung von Zigeunern einnehmenden 
Juden identifiziert, sie befreit und in das 
Gelobte Land führt. Auf derselben Linie 
liegt die Identifikation des aus einer 
jüdischen Rechtsanwaltsfamilie 
stammenden __Karl Marx__ mit dem 
Proletariat, dem er eine diesseitsreligiöse 
Führungsaufgabe geben will. __Mao 
Tse-tung__ wieder identifizierte sich schon 
in seiner Jugend mit den „dreckigen 
Bauern" Chinas.

!Kastenkampf

Aus dem bisher Wiedergegebenen 
ergibt sich die logische Folgerung, dass 
das Verhältnis der Kasten zueinander 
den Charakter eines Kampfes haben 
muß. Daim bezeichnet dieses Verhältnis 
darum auch als __Kastenkampf__ und nennt 
als eines der wichtigsten, wenn auch 
latenten, Kampfobjekte die Frau. Dies 
mag beim ersten Anblick aus der Luft 
gegriffen erscheinen, lässt sich jedoch 
tiefenpsychologisch nachweisen. Der 
Verfasser argumentiert auf der Basis der 
dualistischen Trieblehre der orthodoxen 
Tiefenpsychologie, deren Elemente 
Libido und Todestrieb in etwas 
modifizierter Form ihre Rolle in einem 
theistisoh-christlichen Weltbild erhalten. 


In dem folgenden Kapitel werden die 
tiefenpsychologischen Leitsätze in ihrer 
Anwendung auf soziologische 
Verhaltensweisen gezeigt und 
Strukturmodelle für Motivationsprozesse 
dargestellt.


  ''„ ... die Verachtung für den Schmutz 
und das schmutzige Kind wird auf den 
Schmutzarbeiter übertragen. Zugleich 
gelangt der Verachtende in die elterliche 
Position. So wird die Verachtung des 
Schmutzarbeiters verständlich, jedoch 
weder vor der Vernunft noch vor der 
Menschlichkeit gerechtfertigt. Auch 
dieser selbst fühlt sich der übrigen 
Gesellschaft gegenüber wie ein 
schmutziges Kind und hat 
entsprechende Minderwertigkeitskomplexe, die er nun auf spezifische 
Weise zu verarbeiten trachtet."'' (S. 227) 


Was hier in Bezug auf die uns schon 
bekannte Ekelschranke  gesagt  wird,  
gilt  mutatis mutandis für andere trennende Kriterien 
wie Bildung, Vermögen, Kraft.

!Der angewandte Ödipus-Komplex

Die zentrale Bedeutung, die dem 
Kampf um die Mutter in der Entwicklung des Individuums von der 
Tiefenpsychologie zugemessen wird, 
überträgt Daim auf die Sozietät, wobei 
das Ödipaldreieck ''Vater - Mutter - Sohn''
in   die   Konstellation
''Oberkastiger - Frau - Unterkastiger''
übergeht. Wie einst __Ödipus__ seinen Vater 
__Laios__ tötete, ohne um dessen Identität zu 
wissen, und seine Mutter zur Frau 
erhielt, nachdem er gerade dieses 
Grundes wegen ausgesetzt worden war, 
stehen sich hier einander über- 
beziehungsweise untergeordnete 
Gruppen in gegenseitiger Aggression 
(latenter Kastrationswunsch!) 
gegenüber. 

Für den Oberkastigen 
bedeutet das Heraufkommen bislang 
untergeordneter Schichten eine 
Bedrohung seiner Position. Dies 
bedeutet aber nichts anderes als
eine missverstandene Vater- oder 
Autoritätsrolle, die die natürliche 
Erziehungsaufgabe des Übergeordneten 
nicht wahrhaben will. Aus dem 
Blickwinkel des Unterkastigen gesehen, 
ergibt die geschilderte Situation den 
Drang zu Aggression und Revolution. 
Von   der   ödipalphase   die   Kindheitsstadien 
zurückverfolgend, gelangen 
wir über die ''anale und orale Phase zur 
Uterinität''. In ihrer in die Sozietät 
investierten Bedeutung spielen sie der 
Reihe nach für die 
Rein-Schmutzig-Dialektik, die 
Kastenfremdheit der Tischgemeinschaft 
und das Fehlen von Kastengrenzen im 
allgemeinen eine Rolle. 


Der allgemeine 
Teil des Buches schließt mit einer 
tiefenpsychologischen 
Definition der Kaste als 
sozialneurotisches Kompromißprodukt 
aus Eigenliebe und Sozialgefühl, somit 
ein Produkt des Gruppennarzißmus.

!Ausprägungen des Kastensyndroms

Es ist selbstverständlich, dass sich eine 
ungeheure Vielfalt von soziologischen 
Erscheinungen zur Behandlung 
aufdrängen. Das Buch versucht, die 
Wechselbeziehungen der wichtigsten 
davon zur Kaste darzustellen. So lesen 
wir von Kaste und Beruf, Kaste und 
Stand (Adel, Klerus, Bauerntum, 
Bürgertum, Proletariat), Kaste und 
Klasse. Fragen wie „Warum ist der 
westeuropäische Bauer konservativ?" 
finden hier eine Beantwortung in völlig 
neuer Sicht. In bezug auf die Relation 
Kaste-Klasse zeigt sich, dass den Kern 
des sogenannten   
Klassenkampfes
nicht ökonomische Fragen bilden, 
sondern dass ein Kastenkampf der Parias 
gegen die Oberkastigen vorliegt, wobei 
die letzteren im Zuge eines Racheaktes 
ausgebootet werden sollen.

!Judentum und Christentum


Die zentrale Bedeutung der Befreiungstat Moses für das Judentum 
wurde schon angedeutet. Der sich nach 
unten mit den Frondienste verrichtenden 
Juden identifizierende Pharaonenzögling 
Moses erhält den Revolutionsauftrag aus 
einem brennenden Dornbusch — nach 
Daim „an sich ein Symbol lodernden 
Widerstandes". Das Abgehen der Juden 
vom theokratisch-prophetischen Ideal, 
ihr Übergang zum Feudalismus und ihre 
eindeutig kastenhafte Abschirmung nach 
außen gegenüber den „Gojim" 
(Reinheitsgesetze, koscheres Essen) 
werden ausführlich dargestellt.


!Kaste und Ideologie


Der Wichtigkeit des Themas entsprechend hat der Verfasser die 
Untersuchung des Verhaltens Christi in 
bezug auf unterkastige Bevölkerungsschichten besonders sorgfältig 
durchgeführt. An Hand mehrerer Beispiele  (besonders  Joh.  4,7 ff.   
— Der Herr im Gespräch mit der Samariterin) wird die ausgeprägte 
Kastenfremdheit Christi demonstriert. 

Die Betrachtung des letzten 
Abendmahles — sowohl als mysterium 
fidei als auch in rein tiefenpsychologischer Hinsicht „letzte 
Übergipfelung der Gemeinschaftsbildung" — sowie die 
Symbolik der Fußwaschung geben dem 
gesamten Komplex   der   Kastenlehre   
Daims eine tiefe Berechtigung vom Religiösen 
her.

In einer Betrachtung der Geschichte 
des Christentums betont der Verfasser 
die Einwirkung von Feudalkräften auf 
die ursprünglich kastenfeindliche 
christliche Religion. Die Feudalisierung 
der Bischöfe durch __Kaiser Konstantin__ — hier 
wären Belegstellen dienlich — und der 
starke Einfluß des germanischen 
Feudalismus (Heliand!), somit der bis ins 
19. Jahrhundert hineinreichende, ja 
selbst im Pontiflkat Pius' XII. deutlich 
spürbare Zusammenhang Episkopat-Adel 
waren sicher entscheidende Faktoren in 
der verspäteten Mobilisierung 
sozial-reformatorischer Kräfte in der 
Kirche. Direkt durch die Bettelorden, 
indirekt durch die Französische 
Revolution und ihre grundlegend 
christlichen Ideale wurde der 
Entfeudalisierungsprozeß in der Kirche 
vorbereitet.

! Kaste und Politik

Wir wollen versuchen, die Gedankengange des Verfassers in bezug auf 
einige politische Systeme kurz 
nachzuvollziehen. Dem Kapitel „Kaste 
und Rassismus" steht ein Ausspruch 
von __Lanz (von Liebenfels)__ voran: '' „ ... 
sie sollen den Rassenkampf haben, 
Rassenkampf bis aufs   
Kastrationsmesser.(3)"''
   Wir   erahnen   bereits    das   Ödipaldreieck'
nordischer Edelmensch - blau-blonde Zuchtmutter -
Minderrassiger.


Es liegt hier in Verbindung mit 
sekundärfeudalen Verhaltensweisen 
(vergleiche das angenommene Adelsprädikat Lanz'!) motivierend zugrunde. 
Der __Antisemitismus__ hat nach 
Daim drei Aspekte: einen religiösen, 
einen nationalistischen und einen 
rassistischen. Hauptsächlich 
verantwortlich für jüdisch-nichtjüdische 
Konfliktsituationen ist die 
Vater-Sohn-Beziehung zwischen 
Judentum und Christentum. Daneben ist 
der Jude den Nationalisten 
„volksfremdes Element", ebenso wird 
seine „rassische Minderwertigkeit" 
postuliert.
  Auch der __Nationalsozialismus__ 
besitzt — es wäre Zeit zu sagen, besaß 
— drei Komponenten: eine 
sekundärfeudale (Vorliebe für — 
funktionslose — Stiefel, Militarisierung 
der gesamten Gesellschaft), eine 
sekundär-jüdische (sein rassistischer 
Haß beruht auf einer uneingestandenen 
Bewunderung) und eine 
sekundärgermanische (besonders radikale Identifizierung österreichisch-
slawischer und jüdischer Stämmlinge 
mit reinem Germanentum).

Für den __Marxismus__ (Identifikation nach unten!) ist die Aggression 
gegen die Oberkastigen wichtiger 
(Kommunismus) als die Besserstellung 
der Unterkastigen (demokratischer 
Sozialismus). Interessant und fast 
erheiternd in der zutage geförderten 
Infantilität sind die Beispiele des 
Verfassers für die sekundär-
kapitalistischen Ambitionen der sowjetischen Kommunisten, es in Stilfragen (chromgeputzte Straßenkreuzer, 
Wolkenkratzer in unverbautem Gelände) 
den Amerikanern gleichzutun. Dazu 
kommt noch ihre Unfähigkeit, die 
Vermögensschranke, wie dies die totale 
Verstaatlichung bezweckt, in der Praxis 
niederzureißen. Wie __ Milovan Djilas__ dargelegt hat, 
sind vielmehr die Verfügungsrechte bloß 
vom privaten Eigentümer auf den 
staatlichen Verwalter übergegangen, was 
in einer „Neuen Klasse" von 
Besitzenden resultiert, die Daim als 
„bewusste Nichtbesitzer und unbewusste 
Besitzer" bezeichnet.

! Der demokratische Sozialismus

Von besonderer Bedeutung ist die 
Auseinandersetzung des Buches mit 
dem Sozialismus, dessen ''„in den 
letzten Jahrzehnten vollzogene Adaptationsleistung nur in verkrampft 
konservativer Haltung Fixierte leugnen 
können"''. Es besteht nach Daim Grund 
zu der Annahme, dass die Reste des 
„Trotzkampfes" gegen  die   
Oberkastigen  mehr  und 
mehr abgeworfen und der Weg zu 
Kastenfremdheit und Zusammenarbeit, 
wenn auch widerstrebend, eingeschlagen 
wird. Die oft zahlreichen Einschaltungen 
in der Presse, die vom Ableben eines 
prominenten Sozialisten in Vorstand 
oder Aufsichtsrat staatlicher oder 
halbstaatlicher Gesellschaften berichten, 
zeigen sie nicht deutlich die Problematik 
des von den Wellen der eigenen 
Bewegung auf die sekundärkapitalistische Sandbank geschwemmten „Arbeiterführers"?

Ein weiteres Moment in der psychologischen 
Strukturverschiebung des Sozialismus ist 
der steigende Prozentsatz von „white 
collar workers" in der Gesellschaft, der 
zu Wortgrotesken wie „arbeitende Men-
schen" und „Werktätige" geführt hat, die 
den unbewussten Ekelgehalt des Begriffs 
„Arbeiter" aus der Welt schaffen sollen.


!Kaste und weltpolitische Lage

Das Kapitel „Kaste und Staatsform" 
leidet ein wenig unter terminologischer 
und inhaltlicher Ungenauigkeit, was wir 
aber dem Verfasser, der ja Psychologe 
und nicht Staatsrechtler ist, nicht weiter 
ankreiden wollen. So bezeichnet der 
Begriff „Republik" jede nicht-
monarchische Staatsform und ist 
keineswegs von der Wahl der 
Staatsorgane durch das Volk abhängig. 
Umgekehrt ist die Demokratie eine 
Regierungsform, die sich allen 
Staatsformen anpassen lässt und daher 
begrifflich auf einer anderen Ebene 
liegt. Der Einfluss des demokratischen Gedankens auf die 
Bereitschaft zur Kastenbildung kommt 
in der Behandlung eindeutig zu kurz.


Wenn wir mit dem Auge des Autors 
die Völkergemeinschaft unserer Zeit 
betrachten, bemerken wir eine große 
psychologische Differenzierung: den 
alten, ihres Kolonialbesitzes weitgehend 
ledigen „Vaternationen" Westeuropas 
stehen blutjunge Nationen in deutlicher 
Infantilsituation gegenüber. Daneben erleben alte 
Kulturvölker, wie die ostasiatischen, einen zweiten Frühling ihres 
Daseins. Vom großen __Selfmademan 
USA („Uncle Sam")__ unterscheidet sich 
der __Parvenü UdSSR__ durch seine 
unterkastige Herkunft und sein 
geringeres Alter. Kommentar des 
Verfassers: ''„Es liegt an Europa, seinen 
autoritären Führungsanspruch gegen 
eine kastenfremde Beraterrolle zu 
vertauschen."''


Eine Analyse der Sowjetunion 
ergibt zwei psychologische 
Komponenten, die mit zahlreichen 
Beispielen belegt werden: eine 
sekundärkapitalistische und eine 
sekundärzaristische.  
Während für die erstere eine geheime 
Bewunderung der „bösen 
Kapitalisten" motivierend ist, hat 
die letztere ihren Ursprung in 
einer Identifizierung der 
kommunistischen Führungsschicht mit der vorrevolutionären 
Feudalschicht (so sind die 
Zwangsarbeitslager der 
Fünfjahrpläne und die 
Modebäder der Krim typische 
Erscheinungen einer sekundären 
Feudalstruktur). Erst der 
Entstalinisierungsprozeß brachte 
Ansätze kastenreduzierender 
Verhaltenswesen, für die der 
umgängliche __Nikita Chruschtschow__
nach Daim charakteristisch ist.


Einleitend zu diesem Kapitel 
wollen wir eine kleine 
Betrachtung über Wert oder 
Unwert der „Spekulationen",   
als   die  viele  Leser   die  
Thesen Daims bezeichnen werden, 
anstellen. Wie bereits betont, handelt es 
sich bei den zutagegeförderten 
Phänomenen um vom gesellschaftlichem Bewusstsein nicht oder nicht 
genügend erfasste Tendenzen, 
die bewusste 
Motivationsvorgänge 
unterlagern und beeinflussen. Die praktische Bedeutung dieser Erkenntnis liegt darin, 
dass eine Bewusstmachung solcher 
Tendenzen die Möglichkeit zur 
rationalen Beeinflussung dieser 
Motivationsvorgänge eröffnen kann und 
daher von großem politischem Wert  ist.

! Das Space-race

So sind nach Daim in dem hektischen 
Bemühen der beiden Weltmächte,   
einander  in  der  Raketen technik zu übertrumpfen, zweifellos 
rationale Elemente vorhanden: das 
allgemeine Streben des Menschen, in 
Neuland jeder Art vorzustoßen, die 
Erschließung neuer Rohstoffquellen, die 
Propagandawirkung eines 
Weltraumerfolges usw. 

Die Rationalität dieser möglichen Erfolge reicht jedoch 
als Motiv für den ungeheuren Aufwand 
nicht aus. Die entscheidende, wenn auch 
unbewusste Motivationskraft liegt auch 
hier in einem Kampf um die Frau, als 
deren deutlichstes Symbol der Mond (la 
luna) auftritt. 

Aus der Fülle des vom Verfasser zitierten 
Illustrationsmaterials sei nur folgendes 
herausgegriffen: die amerikanischen 
Raketen mit ihren supermännlichen 
Namen (Jupiter, Atlas, Thor)   
übertreffen   die  sowjetischen zwar in ihren raffinierten 
Steuermechanismen (Symbol für 
oberkastiges Sexualverhalten), sind 
letzteren aber in bezug auf ihre 
Schubkraft (Symbol für unterkastige 
Potenz) weit unterlegen. Eine so-
wjetische Karikatur — bekanntlich misst 
die Tiefenpsychologie dem Witz eine 
große Bedeutung für die Erforschung 
des Unbewussten zu (4) — zeigt den Mond 
als Mädchen, das das Eintreffen einer 
sowjetischen Rakete erwartet.


  Es ist im Rahmen dieser Besprechung 
nicht möglich, das Kapitel über die 
rotchinesische Revolutionsdynamik zu behandeln, 
es sei aber, wie das ganze Werk, zur 
Lektüre besonders empfohlen.


!Der Entfeudalisierungsprozess in der Kirche

Mit __Johannes XXIII. (Pontifikat 1958-1963)__ 
hat in der Kirche 
eine Tendenz zur Abkehr von feudalem 
Gedankengut eingesetzt. Die 
Wiedereinführung der Fußwaschung, das 
Weintrinken des Heiligen Vaters mit 
Arbeitern und seine Gefängnisbesuche, 
die Bestrebungen, zu einer 
Verständigung mit den anderen 
christlichen Bekenntnissen zu kommen, 
die Ernennung von farbigen Kardinälen, 
das ökumenische Konzil — alles das 
sind eindeutige Bestrebungen in 
Richtung echt christlicher 
Kastenfremdheit. Daim hebt drei Punkte 
hervor — ich bitte die Begründungen 
nachzulesen —, in denen die Kirche ihre 
von Christus vorgelebte Kastenfremdheit 
besonders betonen könnte: 

--> ein umfassendes Schuldbekenntnis von Seiten Roms 
für historische methodische Fehler 
(Protestantenverfolgungen, wohl auch 
Inquisition — vom Verfasser nicht 
angeführt), 

--> Besuch der Exponenten der 
anderen christlichen Bekenntnisse durch 
den Papst (auch zum Beispiel des 
Patriarchen von Moskau) und 

--> stärkere Berücksichtigung der Verfolger der 
Kirche im Gebet. Dies wären Beispiele 
praktizierten, „in seiner zentralen Sub-
stanz verstandenen" Christentums auf 
weltweiter Basis.

Bevor wir uns abschließend dem positiven Entwurf zuwenden, sei die für 
dieses Stadium aufgesparte Besprechung 
der positiven Erwägungen des 
allgemeinen Teils, nämlich des Kapitels 
„Jenseits der Kaste" kurz dargestellt.

!Jenseits der Kaste

''Schlaf, Rausch und Tod'' sind Zustände, in denen das Unbewusste über 
das Bewusste dominiert. Hier existieren 
keine Kastenschranken — das  Gefühl  
des  Versinkens  in  der Welt vor dem Einschlafen, die Umgänglichkeit Betrunkener und die 
Verbrüderungswirkung unmittelbarer 
Lebensgefahr beweisen dies hinlänglich. 

Das ''gemeinsame Mahl'' gilt seit Urbeginn 
der Menschheit als verbindender Faktor, 
nicht minder das gemeinsame Werk. 
Interesse für die Probleme des anderen 
(Akzeptation) und ein kastentranszendentes Autoritätsbild (Bejahung und 
Unterstützung des Aufstiegswillens der 
Untergebenen) sind weitere wichtige 
Punkte. Schließlich beinhaltet das 
Wissen um den gemeinsamen Gott, also 
die Anerkennung der Gotteskindschaft 
aller Menschen, die logische Forderung 
nach brüderlicher Einigkeit.


!Utopie einer brüderlichen Gesellschaft


Die weitgespannte Untersuchung hat in 
ihrem sozialdiagnostischen Teil ein 
Abweichen der Gesellschaft von einem 
aus intramundanen und metaphysischen 
Gründen erstrebenswerten Idealbild 
gezeigt. Aufgabe des letzten Teils des 
Buches ist es, den Weg zu einer 
„asymptotischen Annäherung" an ein 
Gesellschaftsideal zu zeigen, ''„das der 
tieferen Wirklichkeit der menschlichen 
Natur und der menschlichen 
Gesellschaft entspricht." (S. 458)'' 


Kritisch mss zur Darstellung gesagt 
werden, dass Systematik und 
gedanklicher Umfang ein wenig mehr 
Aufmerksamkeit vertragen hätten. Das 
mag aber einerseits an der sprudelnden 
Produktionsweise des Autors, anderseits 
an dem Entwurfcharakter der Arbeit 
liegen.


Das vom Verfasser genannte Fernziel (5)
ist eine Menschheitsintegration auf echt 
christlich-brüderlicher 
Basis. Richtig verstandene Autorität muß zu einer Emporhebung aller 
Unterlegenen verwendet werden, eine 
Hebung des Bildungsniveaus der 
gesamten Menschheit damit Hand in 
Hand gehen (6). Die Entwicklung der 
Technik, insbesondere des Nachrichten- 
und Verkehrswesens haben die 
Globalisierung der Gesellschaft 
praktisch durchführbar gemacht und 
eingeleitet. Die Wirkungen von 
Mechanisierung und Automation 
beseitigen weitgehend die Notwendigkeit 
von (mit Beschmutzung verbundener) 
Handarbeit. Man kann bereits von einer 
beginnenden „Verwissenschaftlichung 
unseres Daseins" sprechen. Der Wert der 
Herkunft wird im Vergleich zu dem der 
Erziehung immer geringer. Damit hören 
sich aber auch die Rassengegensätze 
auf.

!Weder Planwirtschaft noch schrankenloser Markt

Auf wirtschaftlicher 
Ebene ist das Konkurrenzprinzip 
durch das Prinzip der Zusammenarbeit 
zu ersetzen. ''„Ein integrales Konzept von 
Plan- und Initiativwirtschaft, das 
Zusammenarbeit und schöpferischen 
Einsatz zugleich fördert, scheint der 
kastenlosen Gesellschaft am meisten 
dienlich zu sein." (S. 479)''
Funktionelle Autorität und Verschönerung der 
Arbeitsbedingungen — beides scheint in 
den USA schon zu einem hohen Grad 
verwirklicht (7) — werden zu einem Abbau 
sozialer Trennungslinien viel beitragen 
und das Arbeitsethos durch Freude an 
der Arbeit heben. Breite Streuung des 
Eigentums, etwa durch Kleinaktien und 
Eigenheime, ist ein weiterer wichtiger 
Punkt.


Die kastenlose Gesellschaft ist unter 
gebührender Berücksichtigung der 
verschiedenen gesellschaftlichen 
Strukturen in den verschiedenen 
Ländern auf globaler Basis anzustreben. 
Ihre Erfolgschancen werden trotz aller 
Schwierigkeiten dann am besten sein, 
wenn der Hauptakzent 
politischer Planung von der 
wirtschaftlichen auf die 
geistig-ethische Seite verlegt 
wird. Dies bringt uns wieder zum 
Problem Erziehung und Bildung zurück. 

Ein Abwerfen des europäischen Provinzialismus, die 
Vermittlung der Kenntnis anderer 
Kulturen bereits auf niederem 
Schulniveau (insbesondere auch im 
Umweg über Musik und darstellende 
Kunst, auf deren informative und 
völkerverbindende     Wirkung     zugunsten derjenigen von Schlachten und anderer historischer „Leistungen" immer wieder vergessen wird) und weiter Nutzung der wachsenden Freizeit zu geistiger Entfaltung — dies sind wesentliche Ansatzpunkte für eine Intellektualisierung der Gesellschaft.#


In rein politischer Hinsicht ist auf Prestigebestrebungen zu verzichten und in Außen- und Innenpolitik der brüderliche Kontakt zu suchen. (So ist zum Beispiel die amerikanische Opposition gegen die Aufnahme Rotchinas in die Vereinten Nationen im Lichte des Gesagten wie auch rein praktisch in Bezug auf eine allgemeine Abrüstung auf die Dauer unhaltbar.)

!Ausblick

Wollen wir zusammenfassen, so kann den theoretischen Feststellungen __Wilfried Daims__ eine durch großen wissenschaftlichen Eifer errungene Originalität, seinen praktischen Vorschlägen eine beträchtliche politische Bedeutung zugemessen werden. Jemand muß nun beginnen, sie durchzuführen.


Österreichs christliche Politiker - Repräsentanten eines Kulturstaates in neutraler Mittel- und Mittlerposition zwischen Ost und West, eines Landes mit sozialem Bewusstsein und gemischter wirtschaftlicher Ordnung — sind nicht zuletzt dazu aufgerufen, den Weg zu neuer Brüderlichkeit einzuschlagen.

  
  
 Wilfried Daim, „Die kastenlose Gesellschaf f. Manz-Verlag, 
München. 543 Seiten, 16 Seiten Bildbeilage, Preis S 169.—.

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(1) Kasten gab und gibt es nicht nur in Indien. Die 
Unterscheidung Patrizier-Plebejer in der römischen 
Frühzeit trug deutliche Kastenmerkmale.\\

(2) Diese Stelle scheint für psychologischsoziologische Selbstanalysen des ÖCV 
relevant, wie etwa die im letzten Jahr von Austrla-Wien in ,,pro aris et focls" 
initiierte Exklusivitätsdebatte.\\
  
(3) Vergleiche Wilfried Dalm: „Der Mann, der 
Hitler die Ideen gab." Von der religiösen 
Verirrung eines Sektierers zum Rassenwahn des 
Diktators, München  1958.\\

(4) Hierzu vergleiche Sigmund Freud: "Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten" 1905, 1958.\\

(5) Bereits angedeutet in Wilfried Daim: "Totaler Untergang" Manz-Verlag München 1959\\

(6) Über das Thema „Hebung des wissenschaftlichen Niveaus durch verbesserte Informationsmethoden" wird demnächst ein besonderer Artikel erscheinen.\\

(7)Ich habe hier (Southern Illinois, 1960/61) kaum noch einen manuellen 
Arbeiter ohne Overall, Schutzhelm und die überall billig 
erhältlichen Arbeitshandschuhe gesehen. Das 
familiäre Betriebsklima trägt zu einer weitgehenden 
Entspannung der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen bei.

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