!!!Sagen aus dem Raum Stainakirchen am Forst [{GoogleMap location='Stainakirchen am Forst, Niederoesterreich'}]


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__Wie Steinakirchen zu seinem Namen gekommen sein soll__ 
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[{Image src='steinakirchen.jpg' class='image_right' caption='Marktplatz\\Mit freundlicher Genehmigung der Marktgemeinde Steinakirchen am Forst' width='300' alt='Steinakirchen-Marktplatz' height='225'}]

Thadun der Awarenfürst, war von Karl dem Großen geschlagen. Als Pilger verkleidet mußte er flüchten. Da kam er in die Gegend, wo sich heute der Markt Steinakirchen ausbreitet. Hier wurden die letzten Arbeiten an der neuerbauten Kirche vollendet. Sie war die einzige steinerne Kirche weit und breit. Das Kreuz wurde noch auf die Spitze des Turmes gesetzt, dann machten die Arbeiter Feierabend. Dies hatte Thudun, der sich mit seinem Diener in einem nahen Gebüsch versteckt hatte, beobachtet. Thudun haßte das Kreuz. Es war ja das Zeichen des Christenglaubens, den er bekämpfte. Sein Herz war voll Zorn, daß er dies schöne Land mit den grünen Wäldern und saftigen Weidenplätzen wieder verloren hatte. Auf seiner Flucht sah er die Dörfer und Weiler wiedererstehen. Er wußte, wie die fleißigen Mönche, die das Christentum predigten, auch die Äcker bestellten, die Gärten bebauten und soviel Gutes taten. Als es Nacht wurde, befahl er seinem Diener, das Kreuz vom Turme zu reißen. Noch stand das Gerüst. Einer wilden Katze gleich kletterte der Diener hinan. Schon stand er auf der Spitze. Mit aller Gewalt rüttelte er am Kreuze. Dieses hielt fest und die Kraft des Awaren reichte nicht aus, es zu stürzen. Da löste sich ein schwerer Stein aus dem Mauergefüge. Er fiel und riß den Diener mit in die Tiefe. Ein kurzer Schrei. Der Diener lag zerschmettert am Fuße des Turmes. Den heidnischen Awarenfürsten durchschüttelte das Grauen und er floh von dannen. Am nächsten Morgen fanden die Arbeiter den toten Awaren neben dem Stein vor der Kirche liegen. Als bald um die Kirche Häuser entstanden, erhielt die neue Siedlung den Namen "Stein an der Kirche". Die Leute nannten sie kurz Steinakirchen.
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__Die Türken in der Steinakirchener Gegend__ 
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Ein "Nursch" ist in den baierischen Mundarten ein großer, meist aus Stein gehauener Trog. Ein solcher aus Granit gehauen und im Volksmund als Steinnursch bezeichneter Block liegt in der Nähe der Zehetbauern-Kapelle an der Straße von Steinakirchen nach Blindenmarkt. Auch zwei Bauernhöfe dieser Gegend sind nach ihm als Groß- und Klein-Steinnursch benannt. Mit diesem Nursch hat es folgende Bewandtnis:
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An der Stelle der heutigen Kapelle stand einst eine Kirche, die bei einem Türkeneinfall zerstört worden ist. Das heutige Ackergelände um die Kapelle war einst der Friedhof dieses Gotteshauses. Der Nursch soll der Taufstein der Kirche gewesen sein. Er zeigt heute noch seltsame Phänomene. So trocknet das Wasser in ihm nicht aus, auch wenn es schon noch so lange nicht geregnet hat. Man hat schon öfters versucht, den Stein wegzubefördern. Aber selbst drei, ja vier Paar Ochsen konnten ihn bewegen. Einmal hätte man ihn schon fast auf einem Schlitten gehabt. Er ist aber heruntergerutscht und genau in demselben Loch gelandet, aus dem man ihn herausgezerrt hatte. Alle, die mit irgendwie frevelten, wurden über kurz oder lang von einem Unglück betroffen. Daß es hier auch sonst nicht mit rechten Dingen zugeht, erzählen die Leute noch immer. So soll in dem Graben hinter der Kapelle der Teufel öfters beim Holzhacken beobachtet worden sein und was der Schimmel, der nachts durch den Graben stürmte, zu bedeuten hatte, konnte auch niemand erklären. 
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Als 1532 die Türken nach dem mißglückten Marsch auf Wien Niederösterreich verwüsteten, war auch Steinakirchen davon betroffen. Schlimmer aber war das Jahr 1683 als der Ort im Katastrophensommer der Zweiten Wiener Türkenbelagerung gleich einen zweimaligen Überfall durch Tataren erlebte und an die 1000(!) Personen aus dem Pfarrgebiet in dei Sklaverei verschleppt wurden.
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[{Image src='steinakirchen_pranger.jpg' class='image_left' caption='Pranger\\Mit freundlicher Genehmigung der Marktgemeinde Steinakirchen am Forst' width='300' alt='Steinakirchen Pranger' height='400'}]

Um den Pranger auf dem Marktplatz von Steinakirchen rankt sich ebenfalls eine Türkensage. Als 1683 die Türken bis hieher kamen, rettete sich die Bevölkerung gerade nur mit dem Nötigsten versehen in die nahen Wälder. Als man glaubte, daß die Gefahr halbwegs vorüber sei und man in den gebrandschatzten Ort zurückkehren wollte, wagten sich zuerst ein paar Burschen dorthin. Vorsichtig durchstreiften sie den fast ganz zerstörten Markt und fanden zu ihrer Freude, daß wenigstens die Keller nicht erbrochen und ausgeraubt worden waren. Ein junger Bursche aber war zu waghalsig gewesen und war über die Erlauf vorgedrungen. Seine Kameraden sahen plötzlich aus der Ferne, wie er von Türken verfolgt dem Pranger zueilte und bald von den Feinden gestellt und gefangen wurde, die von ihm wissen wollten, wo die Bevölkerung sich versteckt hielte. Ein furchterregender Janitschar wollte auch wissen, ob Soldaten in der Nähe seien und zeigte mit seinem Krummsäbel auf die gewappnete Kriegerfigur, die aus Stein gehauen den Pranger zierte. Der Bursch meinte, der Türke wolle die Figur haben und kletterte auch die Säule, um sie herunterzuheben. Das fesselte die Aufmerksamkeit der Eindringlinge derart, daß sie nicht gewahr wurden, daß sich beherzte Männer unbemerkt genähert hatten, die Türken umzingelten und ihnen schließlich auch den Garaus machten. Das war die Rache für den zerstörten Ort. 
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Vom Hofe Unterstampfing 4 bei Steinakirchen erzählt man auch eine tragische Begebenheit aus Türkentagen. Als sich die Feinde näherten, flohen alle Bewohner dieses Bauernhofes in den Wald, vergaßen aber, den Hofhund mitzunehmen. Nur die Bäuerin hatte sich ein wenig zu lange verweilt, weil sie noch Sachen aus dem Haus auf die Flucht mitnehmen wollte. Sie erreichte deshalb nicht mehr den Hochwald, sondern konnte sich nur hinter einem Reisighaufen in der Nähe verbergen. Die Türken ließen aber den Hund von der Kette und das arglose Tier lief sofort zu seiner Herrin und verriet sie dadurch an die Feinde. Diese folterten sie, die tapfere Frau verriet nicht, wohin sich die übrigen Leute hingeflüchtet hatten. Diese mußten vom Walde aus zusehen, wie die arme Bäuerin zu Tode gemartert wurde .
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__Ein Ereignis während der französischen Besetzung__ 
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Wie die Franzosen den Hof der Familie Weigl besetzt gehalten haben, ist ihnen das Brot zu schlecht gewesen. Ein französischer Soldat hat einen Laib Brot genommen und dem Bauern nachgeworfen. Der ist damit in die Selch  geflüchtet. wo ihn der Franzos nicht hat finden können. Dort ist er bis Mitternacht versteckt geblieben. Um ein Uhr nachts aber hat er sich aus dem Haus gestohlen und ist mit dem Laib Brot nach Thorwarting gelaufen, wo die Offiziere einquartiert gewesen sind. Denen hat er von dem Soldaten erzählt und ihnen das Brot gezeigt. Am anderen Tag sind die Soldaten aus dem Haus ohne weitere Erklärung abgezogen worden und kein Franzos hat mehr den Hof betreten, solange sie sich auch in der Gemeinde aufgehalten haben.
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__Der Heilige Brunnen auf dem Lonitzberg__ 
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Auf dem Lonitzberg in der Pfarre Steinakirchen quillt am Rande eines Waldes ein dünner Wasserfaden aus dem Boden und verliert sich bald in einer großen Wiese, die sich zwischen der Quelle und dem Hof Lonitzberg Nr.5, der von der Quelle den Namen "Heiligenbrunn" erhalten hat und zu dem sie auch gehört, ausbreitet. Neben der Quelle steht ein gemauerte Kapelle, in welcher die Hl.Dreifaltigkeit verehrt wird und zu der alljährlich am Dreifaltigkeitssonntag eine Prozession von Steinakirchen aus geführt wird. Zu der Andacht, die etwa um 3 Uhr nachmittags vor der Kapelle stattfindet, strömen auch viele Bauern der umliegenden Höfe zusammen.
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Von dem "Heiligen Brunnen" wird nun eine alte Sage erzählt. Alte Leute haben oft erzählt, daß der Heilige Brunnen früher eine Wunderquelle gewesen sei, deren Wasser vor allem Augenkrankheiten geheilt hat. Blinde aber haben, wenn sie sich die Augen mit dem Wasser wuschen, das Augenlicht wieder erhalten. Da hat einmal ein geiziger Bauer seinen blinden Schimmel zur Quelle geführt und ihm dort mit dem Wasser die Augen genetzt. Der Schimmel ist ja auf der Stelle sehend geworden, der Bauer aber ist erblindet zur Strafe für seinen Frevel. Die Quelle aber hat ihre Wunderkraft verloren. 
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__Hungerturm und Geheimverlies auf Schloss Ernegg__ 
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[{Image src='Ernegg1.jpg' class='image_right' caption='Schloss Ernegg\\Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' alt='Schloss Ernegg' width='180' height='120' popup='false'}]

Die Ritter auf Schloss Ernegg waren besonders grausame und unerbittliche Gesellen. Man erzählt sich da furchtbare Dinge. So stolperte einmal ein Diener beim Auftragen der Speisen über die Türschwelle und schüttete beim Hinfallen die Suppenschüssel dem Grafen genau vor die Füße. Der ließ ihn zur Strafe gleich in den berüchtigten Hungerturm sperren. Kurze Zeit darauf mußte der Ritter verreisen und vergaß dabei, den Schlüssel zum Hungerturmverlies daheim zu lassen, den er stets in der Tasche zu tragen pflegte. Erst lange nach seiner Abreise bemerkte er sein Versehen, schickte den Schlüssel nachhause. Als dieser aber auf Ernegg eintraf, war der Diener im Turm schon verschmachtet.
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Ein Müller von der Mühle in Edla hatte einmal unberechtigter Weise einen Hasen erlegt. Als dies dem Grafen zu Ohren kam, ließ er den Müller festnehmen und in den besagten Turm sperren. Dort ist der Arme verhungert. Neben der Mühle haben seine Angehörigen später die Kapelle gebaut, die noch heute dort unter einer riesigen Linde steht.
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Auch von einem anderen Sperrort im Schloss erzählte man sich eine Hungertodgeschichte. Als vor langer Zeit der Besitzer vor herannahenden Feinden flüchten mußte und er auch von der Dienerschaft verlassen worden war, hielt ihm doch ein einziger Diener die Treue. Dieser wollte das Schloss nicht ganz dem Feinde überlassen und verbarg sich deshalb in einer geheimen Kammer, die insgeheim angelegt worden war, um den Schätzen der Familie einen sicheren Hort zu geben, jedoch auch, um über ein sicheres Verlies verfügen zu können. Leider war er nicht mehr imstande, den komplizierten Sperrmechanismus von innen zu öffnen und mußte in dem verlassenen Schloss in seinem selbstgewählten Versteck auf elendigliche Weise verhungern. Seine gequälte Seele soll heute noch als Gespenst im Schloss umgehen.

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