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Notiz 012: Mehr als ein Jahrzehnt#

von Martin Krusche

Die letzten zwölf Jahre hat sich das kulturelle und kulturpolitische Leben in der Oststeiermark stark verändert. Im Jahr 2015 war so mancher Rückblick fällig. Ein Überdenken von Entwicklungen, des kulturellen Engagements in der Tradition eigenständiger Regionalentwicklung.

„Lokale Agenda 21“ im Jahr 2009: Kulturgespräch in Wünschendorf an der Raab (Foto: Archiv Martin Krusche)
„Lokale Agenda 21“ im Jahr 2009: Kulturgespräch in Wünschendorf an der Raab (Foto: Archiv Martin Krusche)

Diese Aktivitäten standen bei uns in den 1980er Jahren unter dem Motto „Die Arbeit am ganzen Leben“. Das war stets mit Vorstellungen von Selbstermächtigung verbunden. Es handelte davon, daß die Menschen in einer Demokratie möglichst alle an einem öffentlichen sozialen, kulturellen und politischen Leben teilnehmen mögen.

Diese Vorstellung war damals von internationalen Debatten der 1970er Jahre geprägt. Die erstrebenswerte Position, dieses gemeinwesenorientierte Partizipieren der Menschen, meinte ungefähr das, was später bei uns in verschiedenen Zusammenhängen als Bottom up-Prinzip thematisiert wurde.

Die Grundidee besagt, daß sich Menschen im Gemeinwesen engagieren, Verantwortung übernehmen. Die Kommune (Politik und Verwaltung) begleitet und verstärkt dieses Engagement, ohne dabei eine Hierarchie einzuführen. Es waren Jahre, in denen wir oft vom Wunsch nach Begegnungen in Augenhöhe gesprochen haben. Im Jahr 2007 schienen solche Überlegungen auch formell bei der steirischen Landesregierung angekommen zu sein.

Der damalige Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und sein Stellvertreter Hermann Schützenhöfer (ÖVP) tourten durch die Steiermark, um unter dem Titel „Regionext“ für eine „Steiermark der Regionen“ zu argumentieren. Zur Politik wurde dann auch die Verwaltung deutlich.

Hofrätin Dietlinde Mlaker, in jenen Tagen für diesen Bereich zuständig, betonte: "Die Erfordernisse, um auf dem Markt Europas bestehen zu können, wird man mit Kirchturmpolitik nicht erreichen können." Sie sagte ausdrücklich, das Bottom up-Prinzip gelte nicht erst von den Bürgermeistern aufwärts. In diesem Jahr 2007 war die Zivilgesellschaft eingeladen, am Lauf der Dinge aktiv mitzuwirken. Es war aber auch die Politik gefordert, das angemessen zu unterstützen.

Wer den Markt erwähnt, argumentiert in Kategorien der Ökonomie. Bald darauf wurde dazu passend ein kulturpolitisches Konzept vorgelegt. Ich hab 2009 das überhaupt erste steirische LEADER-Kulturprojekrt realisiert. Gemäß dem Bottom up-Prinzip, wie es auch bei den Agenda 21 und eben beim EU-Programm LEADER als maßgeblich galt.

In den Erfahrungen mit solchen Prozessen wurzelt das aktuelle Projekt „Dorf 4.0“ als eine längerfristig Kooperation von Kulturschaffenden mit den Bürgermeistern der Gemeinden Albersdorf-Prebuch (Robert Schmierdorfer), Hofstätten an der Raab (Werner Höfler) und Ludersdorf-Wilfersdorf (Peter Moser).

Hermann Schützenhöfer zog in der Sache mit Franz Voves an einem Strang. (Foto: Martin Krusche)
Hermann Schützenhöfer zog in der Sache mit Franz Voves an einem Strang. (Foto: Martin Krusche)
Franz Voves (SPÖ), damals Landeshauptmann, ging demonstrativ mit seinem ÖVP-Vize auf Steiermark-Tour. (Foto: Martin Krusche)
Franz Voves (SPÖ), damals Landeshauptmann, ging demonstrativ mit seinem ÖVP-Vize auf Steiermark-Tour. (Foto: Martin Krusche)

In diesem Setting haben wir gemeinsam Zug um Zug drei LEADER-Kulturprojekte realisiert, die sich thematisch gegenseitig ergänzt haben, um in einem konkreten und überschaubaren Lebensraum einige Themenschwerpunkte greifbar zu machen:

  • 2016: Landwirtschaft-Wirtschaft 4.0 und die Auswirkungen auf die Mobilität
  • 2017: Volkskultur 4.0: Eine Positionsbestimmung
  • 2017: Vom Pferd zum Sattelschlepper

Aus dieser laufenden Arbeit und den dazu nötigen Debatten ergab sich nun 2019 ein größeres Gemeinschaftsprojekt, mit dem das Thema Wegmarken (Ein kulturelles Zeichensystem) um ein repräsentatives Buch erweitert werden wird.

Damit ist einer der Bereiche unseres gesamten Themenschwerpunktes aktuell gewichtet worden, nämlich im Dreigespann Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst. Es wird interessant sein, die Arbeit an diesen Themen beizeiten auch mit der in anderen Ländern Europas zu vergleichen. Die Berührungspunkte zwischen einer Volkskultur in der technischen Welt und der Popkultur bearbeiten wir augenblicklich in Bewegungsdrang (Wie kommt die Kunst ins Johann Puch Museum?) Dem Genre Gegenwartskunst widmet sich das Konsortium 18 mit seinem ersten Teilprojekt „Tesserakt“.