[{Image src='flocke065a.jpg' align='right' width='500' caption='“Aniad a Noar", als sie noch die „Folkfriends" waren.' height='375'}]
!!!Flocke: Quote und Ruhm
!!(Paradigmenwechsel)
von __[Martin Krusche|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/kru]__\\
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Wenn ich bei einzelnen meiner Glossen 50 bis 70 Zugriffe feststellen kann, bin ich durchaus zufrieden. Ich darf annehmen, daß wenigstens zehn bis 20 Leute den Text auch lesen. Das könnte als Äquivalent zu einer Kleinkunst-Veranstaltung betrachtet werden. Ein Publikum von zehn bis 20 Personen, das nenn ich Club-Szene.
Natürlich verkrafte ich auch hundert oder zweihundert Menschen, die meine Texte lesen oder sich live anhören. Vier- bis fünfhundert Leute machen für mich als Vortragenden dann keinen Unterschied mehr. Ist bloß eine andere Stimmung im Raum.
Im Web könnten es tausende sein, das hat auf mich keinen direkten Effekt. Nun bietet das Web Werkzeuge, die für Publikationen eine genauere Analyse ermöglichen, um wenigstens Hits und User Sessions zu unterscheiden. Aber das ist mir die Mühe nicht wert.
Aus einem einfachen Grund. Natürlich könnte ich mich an Fragen zur Reichweite und zur Quote orientieren, um dann… Ja, was genau dann? Mein Angebot zu modifizieren? Es quotentauglicher zu machen? Nein, ich verachte Reichweite keineswegs. Hätte ich als Lyriker ein Publikum wie es Pablo Neruda hatte, müßte ich mich zwar erst damit vertraut machen, mich daran gewöhnen, aber es wäre gewiß zu schaffen.
!Also was nun?
Ich sage ganz offen, es wär mir viel zu anstrengend, den Kulturbetrieb auf solche Art zu bedienen, damit sich die Chance auf große Reichweite allenfalls bietet. (Konjunktiv!) Das ist eine harte Arbeit, die man mögen muß. Ich komme aus der Kleinkunstszene.
Ich habe lange genug getingelt, wozu auch Straßenmusik und Ähnliches gehörte. Ich war mit Folkies, Jazzern, Blues- und Kabarettleuten auf allerhand Bühnen. Ich hab in Cafés, bei Vernissagen und bei Festivals gelesen. Das war zwar stets mit einem mäßigen Jahreseinkommen verbunden, manchmal mit einem temporären Finanzdesaster, aber ich hab es ja immer wieder regeln können. So ist eben der Preis für ein enorm hohes Maß an Selbstbestimmung. Gelegentliche Abhängigkeiten, zeitlich begrenzt, doch alles in allem eine Festung der Autonomie.
[{Image src='flocke065b.jpg' align='right' width='500' caption='Ende der 1970er (von links): Jim Cogan, Martin Krusche und Kurt Kainrath.' height='299'}]
Sie ahnen, wie das zusammenhängt? Ich habe mein Brot über Jahrzehnte in diesem Kleinkunst-Kontext verdient. Das bedeutet: Da hat man als einzelne Person sehr viel Kontrolle. Nicht bloß über den Lauf der Dinge, sondern auch über die nötigen Deals. Ich konnte mir meistens ziemlich frei aussuchen, mit wem ich zusammenarbeiten will und mit wem nicht.
Wer mehr Bekanntheit erreichen will, mehr Sichtbarkeit und Reputation, mehr Geld, muß sehr strategisch vorgehen, muß den Betrieb bedienen. Das ergibt eine radikal andere Art des Autonomie-Managements. Es ist ein anders Leben. Wie eingangs erwähnt, ich könnte mehr Geld und mehr Reichweite, auch mehr Zustimmung jederzeit ertragen. Es gefiele mir sogar. So viel Eitelkeit ist noch vorhanden. Aber der Preis paßt mit nicht. Er ist mir zu hoch. Sie kennen das Bonmot? Es trifft auf mich zu: ''“If you can't stand the heat, get out of the kitchen.”'' ([Fortsetzung|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/flocke066])
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[{Metadata Suchbegriff='Folkfriends, Aniada a Noar, Jim Cogan, Clubszene, Kurt Kainrath, Tesserakt, Archipel Gleisdorf, Flocke, Feuilleton' Kontrolle='Nein'}]
!Weiterführend
*[Mein Beruf|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/howl/Notiz_033_Mein_Beruf] (Zu einer fälligen Debatte)
*[Ich bin Lyriker|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/prisma022_lyrik] (Ein Stück Hintergrundfolie)
*[Was ist Kunst?|Wissenssammlungen/Essays/Kulturwandel_durch_Technik/Was_ist_Kunst] (Einige Hinweise für unbeschwerte Zugänge)