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!!!Flocke: Zeitenwende
!!(Relevante Fragen suchen)
von __[Martin Krusche|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/kru]__\\
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Ich bin nun seit Jahrzehnten mit Wissens- und Kulturarbeit abseits des Landeszentrums befaßt. Das muß so formuliert sein, weil hier einige grundlegend andere Bedingungen herrschen als in den Landeshauptstädten.
Und sei es bloß, daß ich in Graz zu Fuß (oder mit Fahrrad, Bus, Straßenbahn) generell zurechtkomme, um selbst nach Mitternacht noch Kulturleute treffen zu können, sei es gewollt, sei es zufällig. In der Provinz brauch ich dafür erstens Absprachen und zweitens oft ein eigenes Auto, einen Leihwagen oder ein Taxi. (Aktuelle Leihwagengebühr in Gleisdorf: € 6,- per Stunde.)
!Was nicht überraschen durfte
Seit den Corona-Lockdowns konnten wir wissen: Das wird den Kulturbereich folglich massiv unter Druck bringen. Wir hatten genau das schon 2010 erlebt, als die Weltwirtschaftskrise von 2008/2009 einschlug. Erst im Sozialbereich, dann bei der Kultur. Nur ein Agent der Blödheit mochte all das übersehen. Diese Lockdowns hatten im März 2020 begonnen.
Nun, im Dezember 2026, sind die budgetären und strukturellen Konsequenzen derart dingfest, daß man darüber stolpert wie über einen Felsbrocken, falls man nicht gesehen hat, was kommt. Am 15.12.2025 tagte der Gleisdorfer Gemeinderat. Kulturreferent Karl Bauer trug den Status quo vor. Kurz gesagt: besorgniserregend.
Ich bin kein Bewohner des Jammertals und wir möchten im Archipel gesamt weder Kraft noch Zeit damit verplempern, uns in Larmoyanz zu üben. Wie eingangs skizziert, was momentan der Fall ist, war absehbar. Darauf konnte man sich inhaltlich und strategisch vorbereiten, wahlweise schicksalsergeben hoffen, daß man vom Lauf der Dinge ungeschoren bliebe. Ich hab den verwehten Szene-Slogan ''„Kulturland retten“'' für den Ausdruck eines Denkfehlers gehalten, der unter anderem deshalb möglich war, weil zu viele Kulturleute offensichtlich hoffen, alte Zustände ließen sich fortschreiben.
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!Eine Zeitenwende
Ich dagegen denke, wir befinden uns in einer Zeitenwende, in einem fundamentalen Umbruch. Die russische Aggression und die Kriegssituation der Ukraine haben den Landkrieg mit großer Wucht nach Europa zurückgebracht. Beim Untergang Jugoslawiens konnten wir uns noch an der Überlegung vorbeidrücken, daß durch solche Entwicklungen dem ganzen Kontinent Ungemach droht.
Dem werden wir uns demnächst stellen müssen, während eine zunehmende Deindustrialisierung auf Europas Wirtschaft drückt. Jüngst etwa: ''„150 Kündigungen bei Wollsdorf Leder. In der Vorwoche war es die voest, die den Abbau von 340 Stellen im Mürztal angekündigt hat, die nächste Hiobsbotschaft kommt aus dem Bezirk Weiz: Wollsdorf Leder in Wollsdorf bei Gleisdorf hat 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet.“'' (Quelle: ORF, 17. November 2025)
Oder: ''„China führt in 66 von 74 Schlüsseltechnologien die Forschung an. Während die USA zu Beginn des Jahrhunderts mehr als 90 Prozent der Zukunftsfelder anführten, hat sich das Verhältnis zuletzt komplett zugunsten Chinas gedreht.“'' (Quelle: Der Standard, 16. Dezember 2025)
Muß ich mit der Aufzählung fortfahren? Fazit: Wenn ich den Lauf der Welt beachte, wenn ich mich in meiner nächsten Umgebung umsehe, wenn ich laufenden Debatten von geistreichen Menschen folge, scheint mir das völlig klar zu sein: Die Erfahrungen, wie wir sie voriges Jahrhundert machen konnten, sind ein wertvolles Wissensgut.
Aber nun sind wir in eine nächste Ära gerutscht. Ich halte es für ausgeschlossen, daß wir mit alten Strategien alte Ziele verfolgen können, ohne in diesem Modus unterzugehen. Wissens- und Kulturarbeit braucht, wie auch die Kulturpolitik, nicht bloß einen Ebenenwechsel, sondern einen Paradigmenwechsel. Wer mir da jetzt schon erzählen möchte, wie das gehen soll, wäre mir suspekt. Ich meine, wir sollten erst einmal klären, was nun relevante, vor allem vorrangige Fragen sind.
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