!!!Lyrischer Wettstreit
!!Eine kleine Offenlegung
von __[Martin Krusche|User/krusche martin]__

Ich will hier nicht nur darüber reden, was beim Schreiben von Gedichten bedacht werden kann, sondern auch meine eigene Position offenlegen. Meine Ansichten kommen natürlich daher, daß ich Gedichte schreibe.
[{Image src='05_krusche.jpg' caption='Schloß Freiberg als Drehscheibe: Autor Martin Krusche (rechts) neben Musiker Reinhard Ziegerhofer. (Foto: Ursula Glaeser)' align='right' width='500' height='375'}]

Der Dialog mit sich selbst. Das Erzählen einer Geschichte. Die Metaphern, um etwas deutlicher zu machen, als die Alltagssprache es kann. Besser gesagt: um es eindringlicher zu machen. Aber nie geht es um Nachrichten. Und doch ist es immer auch das.

Es gibt so viele Lebensmomente, in denen es auf Eindeutigkeit ankommt. In der Lyrik ist das nie zwingend, wie ja auch keine Wahrheit entsteht, indem man einfach Widersprüche eliminiert.

Im Grunde ist mein Text immer nur das, was er in Ihnen auslöst. Darum hängt viel davon ab, was Sie als Lesende schon erlebt, erfahren, reflektiert haben. Und manchmal kann eine Textstelle etwas in einem auslösen, woran man sonst nicht gedacht hätte.

Ich hab es von Beginn an so verstanden: das Werk ist ein Appell, der angenommen wird oder nicht. Ich verfüge keinesfalls darüber, was ein Text bei anderen bewirkt. Also bleibe ich beim Schreiben auf den Text konzentriert, nicht auf den möglichen Effekt.

Ich begleite meine laufende Arbeit seit geraumer Zeit mit Lyrik-Zyklen. Im Augenblick ist das die ''[Tesserakt-Serie|http://www.van.at/kon/kon01/set01/lyrik.htm]''. Damit will ich auch sagen, ein Teil meiner Wahrnehmung und meiner Reflexionsweisen ist quasi in den Strukturen von Lyrik justiert.

Das muß man natürlich nicht so leben. Es ist bloß meine persönliche Marotte. Finden Sie für sich heraus, wofür Ihnen diese Art des Erzählens – die Lyrik – nützlich sein kann, was Sie daran reizvoll finden. Experimentieren Sie! Aber nun zu meiner Offenlegung, zum momentan jüngsten Beispiel, das meine Position verdeutlichen soll…

!natürlich
''hab ich\\
mein leben\\
vergeudet\\
\\
es haftet\\
kein ruhm\\
an meinen schläfen\\
es hat mich\\
kein fürst\\
je gelobt\\
und\\
wenn ich liebe\\
bin ich verrückt\\
und wenn ich blute\\
trink ich\\
aufs leben\\
wer\\
sollte mir\\
vertrauen?\\
\\
ich bin gift\\
für das geld\\
ich hab\\
keinen kompaß\\
wenn brücken\\
nichts taugen\\
lege ich feuer\\
auch wenn ich\\
noch nicht\\
das festland\\
erreicht hab\\
\\
ich bin taub\\
für ratschläge\\
und fresse papier\\
ein mann\\
von ehre\\
in billigen\\
t-shirts\\
ein sänger\\
den niemand\\
je hört\\
ein witz\\
für die klugen\\
ein beil\\
wenn es\\
streit gibt\\
\\
ich hab\\
mit dämonen\\
nächte durchzecht\\
und mit denen\\
geweint\\
die dem schrecken\\
erlagen\\
war mit\\
leichten schritten\\
auf feuchter erde\\
wo man leute\\
verscharrt hat\\
auf gräber\\
gepißt hat\\
die toten\\
verlacht hat\\
\\
ich wurde\\
von düsteren\\
herzen berührt\\
und\\
von hunden\\
gebissen\\
\\
ich ließ mich\\
noch nie\\
von heuchlern\\
vertreiben\\
\\
ich habe\\
der welt\\
nichts zu sagen\\
\\
bin bloß\\
wie ein untier\\
in dem\\
etwas klingt\\
mit interferenzen\\
verheilter brüche\\
mit samtenem schweigen\\
in meiner brust\\
und immer wieder\\
trunken\\
von kaltem wein\\
und immer wieder\\
lärmend\\
bis ich\\
lachen muß\\''
\\
\\
!Post Scriptum
Ich nehme selbstverständlich an diesem Wettbewerb nicht teil, denn ich gehöre zum engeren Kreis des Kulturnetzwerkes, von dem dieser Lyrik-Wettbewerb veranstaltet wird.
>Einsendeschluß: 30. April 2020
>__[Die Einreichung|live/freiberg_lyrik_2020]__
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>[Von gelingenden Dialogen: Schreiben Sie!|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/gelingende_dialoge] (Übersicht der Tips)

[{Metadata Suchbegriff='Fokus Freiberg, Lyrikwettbewerb, Buchfink, Ludersdorf' Kontrolle='Nein'}]