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!!!Übergänge: Alte Frauen
von __Andrea Wolfmayr__\\
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Fazit: Es hat nicht viel Spaß gemacht, nicht so viel wie früher. Du wirst alt und es greift nicht mehr. Du gehst hin und siehst und hörst und spürst alles ganz genau. Real. Die Masken, das Fell, die künstlich produzierte Stimmung durch passende Musik und Glühwein, das Kettenrasseln, das Brüllen der Männer und die Farben, schwarz, weiß, rot. Du spürst nur wenig, du lächelst, du magst es, es ist Sentimentalität, es ist Nostalgie, es war wieder nett. Aber die Magie ist fort, tot. Kinder Jugendliche sehen noch, was es darstellen soll, alte Frauen sehen nur noch die jungen Männer hinter den Masken, werden selbst aber nicht mehr gesehen, sind ein Nichts, kein Gegenüber, sind durchsichtig, spüren auch nichts, keine Aufregung, keine Angst, keinen Schauder. Schade.
Ich hab dann den Rest von Valeries Glühwein beim Zurückgehen zum Stand ausgetrunken, vielleicht kommt doch noch was hoch, ich spürte ihn sofort, den Alkohol, es war wie eingeschaltet, das Damals, und es war auch vielleicht nachlässig und nicht besonders gescheit von mir, aber ich wusste, dass es egal sein würde, im Nachhinein. Sehnsucht, ja, vielleicht, eine Zehntelsekunde, einen winzigen Moment, nein, auch nicht – oder doch? Schon. Die alte Sehnsucht, aufflammend, ein kurzes Strohfeuer. Aber Sehnsucht wonach? Nach Gift, Betrug und Maske? Ja. Nach Täuschung. Lieber in einer aufregenden Welt leben, in Spannung und Furcht und Aufregung, als in der Spießer-Fadesse – das war der junge Gedanke, kurz, ganz kurz, dann war auch der weg. Vorbei.
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