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!!!Advent 2025: Andacht und Volkskultur
!!(Volksfrömmigkeit)
von __[Martin Krusche|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/kru]__\\

Nachdem ich in den ersten Tagen der Adventzeit „Besinnlichkeit (Eine Frage)“ ins Fenster gestellt hatte, nun das „Fatschenkind“ und dazu eine Anmerkung.

!Die Notiz
''„Das Wort Advent ist vom lateinischen ‚adventus Domini‘ hergeleitet, was ‚Ankunft des Herren‘ bedeutet. Das handelt von einem Rückblick auf die Geburt Jesu, aber auch von der Erwartung einer Wiederkehr des Messias.“''

!Die Figur
In diesem Zusammenhang hat die Geburt eine besonderes Symbolkraft. Der „Menschensohn“ (hebräisch „ben adam“), ist zugleich Sohn Gottes (hebräisch „ben elohim“), der von Gott gesandter Erlöser.

Hier nun das sogenannte „Fatschenkind“ (von lateinisch „Fascia“, die „Binde“) würden wir heute wohl eher Wickelkind nennen. Es war bei uns lange Zeit üblich, Säuglinge auf die Art in Tücher zu packen, wobei bloß der Kopf frei blieb. Mir erscheint das auf Anhieb ziemlich kurios. Ich hatte meinen Sohn, als der ein Säugling gewesen ist, mit praktischen Windeln versehen, in einem Tragetuch bei mir.

Aber ich nehme an, in der alten agrarischen Welt, wo Frauen weiter Bevölkerungskreise ja nicht von der täglichen Arbeit freigestellt waren, ist der Modus „Fatschenkind“ eine pragmatische Lösung gewesen.

Dazu fällt mir ein, daß ich vor Jahren eine polnische Frau zur Nachbarin hatte, die von Nazi als Zwangsarbeiterin in die Oststeiermark verschleppt worden war. Sie erzählte mir, wie sie ihr Kind vormittags im Stall entbunden hatte, aber am Nachmittag schon wieder aufs Feld zur Arbeit gegangen war. Da sorgte niemand zuhause für den Säugling. Also mutmaßlich ein Fatschenkind, das aufs Feld mitgenommen wurde.

!Historische Zusammenhänge
Dieses Kästchen mit dem Fatschenkind ist ein volkskulturelles Andachtsobjekt, Ausdruck von Volksfrömmigkeit, nicht bloß an die Weihnachtszeit gebunden. Bei Lukas (2,6 bis 2,7) heißt es: ''„Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“'' (Die Bibel in der Einheitsübersetzung)

''„Das Fatschenkind ist aus Wachs, prächtig verziert und stammt aus Österreich, wo diese Wachs Wickelkinder (…) nur noch ganz selten in Heimarbeit hergestellt werden.“'' (Basler Zeitung, 21.12.2017) Oder: ''„Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war es üblich, wenn eine Frau ins Kloster eingetreten war oder die ewigen Gelübte abgelegt hatte, dass sie ein »Fatschenkind« von den Angehörigen mitbekommen hat.“'' (Oberländer Rundschau, 23.05.2012) Diese Zitate stammen aus dem DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
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