[{Image src='mona060.jpg' align='right' width='350' caption='Mona Luminata bei einem Poetry Slam (Foto: Yannick Steinkellner)' height='467'}]
!!!Meine Geschichte 2023
von __Mona Luminata__
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Freude und Spaß waren unser Glück.
Haushaltsarbeit gut, bemüht,\\
gekocht, gebacken, gemeinsam getobt.\\
Tag für Tag spazierten dort,\\
blitz und blank durch alte Stadt.\\
Bei jedem Wetter, außer krank.\\
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Auf kleinem Spielplatz, neben dem Park,\\
bauten Türme aus warmem Sand,\\
flochten Kränze aus Löwenzahn,\\
warfen Steinchen in grünen Bach,\\
pflückten Blümchen, Vergissmeinnicht,\\
spielten, „Fangen“, „Finde mich.“\\
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Zurück zum Haus,\\
verschwitzt, verstaubt,\\
Händewaschen, eingeseift.\\
Duschen, Baden, leicht geschafft.\\
Zum Abendessen, Brot und Fleisch,\\
Kinder saßen auf ihrem Platz,\\
ungeduldig, dennoch brav.\\
Standen auf, zum fünften Mal,\\
zurück zum Tisch, auf einem Bein,\\
in einer Faust der Legostein,\\
in der anderen Hand der Kaiserschmarrn.\\
\\
Zwanzig Uhr, Schlafenszeit,\\
nun begann der Abendstreit:\\
„Zähneputzen“, das Problem,\\
keiner mag ins Bad noch gehen,\\
jeder will doch schlafen gehen.\\
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Alle hatten ein eigenes Bett,\\
doch alle wollten in meinem Bett,\\
kuscheln und knuddeln wie im Nest.\\
So wie immer: Herz an Herz!\\
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Bis sich eine Frau beklagte,\\
Kindergarten-Nerventante:\\
„Beide Kinder seien müde,\\
in der Früh zur Morgenstunde,\\
in der Früh zum Morgenkreis.“\\
Eigentlich war es damals so,\\
Kinder wollten nicht mehr dort.\\
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Fehlerhaft sprach sie mich an,\\
als ob sie Deutsch nicht mehr kann.\\
Lag es daran, an meinem Mann?\\
Kindesvater, Aufenthalt?\\
Familienname, drum und dran?\\
Artikelfehler: der, die, das?\\
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Ihr Mund droht „Jugendamt“.\\
Setze Druck, so oft sie kann.\\
Setze Drang, trotz meiner Angst.\\
An der Brust das dritte Kind\\
schrie hungrig, als ob sie spinnt.\\
\\
Lauter Angst vor strenger Frau\\
rief danach das Jugendamt:\\
„Zähneputzen, Schlafengehen,\\
Grenzen setzen, das Problem.“\\
Schnelltermin war eingetragen.\\
Tage später kamen Frauen,\\
je ein Stift bedruckte Blätter.\\
Familienhilfe, flexible Helfer.\\
Hilfeplan, fast abgeschlossen,\\
schweren Herzens unentschlossen\\
unterschrieb, zum Schluss befolgen.\\
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Jeden Tag am Vormittag,\\
klopft an die Tür eine Frau:\\
Ihr Name trägt ein Schwert,\\
freundlich, lächelnd, unbeschwert.\\
„Guten Morgen!“\\
„Wir machen das und das!“\\
„Nicht mehr so, sondern so!“\\
Hilfsbereit war sowieso.\\
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Regeln setzte da ihr Ton:\\
„Gabel und Messer hält man so!“\\
„Sitzen tust jetzt aber so!“\\
„Essen, Spielen so und so!“\\
„Kauen, Schlucken, tust jetzt so.“\\
Unordnung ist rein Verbot.\\
Flecken, Kratzer, oh mein Gott! \\
\\
Zweitens folgt die Bettkontrolle:\\
Es entspricht nicht dem Kindeswohl!\\
„Lattenrost zu wenig dicht!“\\
Schraubenzieher schraubt verschwitzt.\\
„Lass man so bis morgen sein!“\\
„Alter, weg, das Neue passt!“\\
Eingecheckt im Fehlerpass.\\
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Zweite Frau klopft an der Tür:\\
freundlich, lächelnd, Stinkfigur.\\
„Guten Morgen, kleine Mäuse!“\\
„Ich bringe euch bei das Zähneputzen.“\\
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Meine Tochter, schaut sie an:\\
„Pfui, dein Mund stinkt, ekelhaft.“\\
„Das ist wahr, du kleine Maus!“\\
„Oben, unten ausspülen!“\\
„Sehr gut, hier, einen Zuckerl!“\\
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Dritte Frau klopft an der Tür:\\
freundlich, herzlich, mit den Büchern.\\
„Hallo Kinder!“\\
„Wie geht's denn euch?“\\
„Schaut, ich habe Languagetoys.“\\
„Kann von euch auch jemand Deutsch?“\\
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Erste Frau klopft an die Tür:\\
„Guten Abend Kinder!“\\
„Wir gehen Abendessen.“\\
„Du setzt dich da!“\\
„Du setzt dich dort!“\\
„Du setzt dich her!“\\
„Und die Mama bringt das hier!“\\
\\
Als mein Sohn zu laut war,\\
nahm sie ihn für sich allein,\\
schloss die Tür und schrie ihn an.\\
Zurück mit ihm, voll ausgeweint.\\
Da durfte ich nicht zu laut sein.\\
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„Wir gehen gemeinsam ins Bad!“\\
„Und die Mama räumt es ab!“\\
Zähneputzen, alle drei.\\
Zwazig Uhr, Schlafenszeit.\\
„Alle im Bett?“, „Jaaaaa!“\\
„Eingeschlafen?“, Keine Antwort!\\
„Gute Nacht, bis morgen dann!“\\
„Mama, wir wollen bei dir schlafen.“\\
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Vierte Frau klopft an der Tür:\\
etwa gegen vierzehn Uhr\\
„Hallo Mona!“\\
„Gibt's was Neues?“\\
„Für die Arbeit, schon beworben?“\\
„Hast du die Briefe schon geöffnet?“\\
„In der Mappe eingeordnet?“\\
\\
Exmannsschulden auf meinem Namen,\\
waren anfangs Paragrafen.\\
Blaue Briefe, jeden Tag,\\
mir fehlte Luft und Kraft.\\
In der Wohnung Kommandanten,\\
vor der Tür Strafmandanten.\\
Überfordert bis zum Hals.\\
Freiheit und Einheit waren verpasst.\\
\\
Ein Jahr später war es so weit,\\
Mein Gespür wusste was.\\
Alle Frauen an meinem Tisch sagten,\\
wie es weiterspinnt:\\
„Verantwortung, Psyche, unstabil.“\\
Hilfeplan war pure Pflicht,\\
erneut verlangte Unterschrift,\\
freier Wille war es nicht.\\
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Das Jahr verging ohne Erfolg.\\
Frauenhaus, empfohlen sofort,\\
neue Menschen, neuer Ort.\\
Ich setzte Grenzen, sagte „Stopp“\\
„Meine Wohnung ist mein Wohl!\\
„Ich bleibe da an meinem Ort!“\\
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Druck und Angst zerbrachen das Herz,\\
so wie auf dem Befund schon steht.\\
Wochen später haben es geschafft,\\
meine Kinder weggebracht.\\
Irgendwo untergebracht\\
und danach noch aufgeteilt.\\
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Abgetrennt, von allem weit.\\
Neue Regeln für alle drei,\\
neue Regeln für mich allein.\\
Sorgerecht, war nicht mehr meins.\\
Ein paar Zeilen lass’ ich weg.\\
Hier besteht ein großer Schmerz.\\
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In die Wohnung, kapier ich nicht.\\
Ist ein Traum? Träume ich?\\
Zerbrochen in die Leere, schrie in mir,\\
verlor die Nerven im Augenblick.\\
Zerrissene Wurzeln, zerrissenes Ich,\\
starb lebendig, während ich schlief.\\
Wachte bewusst während ich starb.\\
\\
Halbes Jahr später stand wieder auf.\\
300 Seiten las ich, verkrampft.\\
Gutachtenakten, nicht gut für uns,\\
Zu viel geweint beim letzten Versuch.\\
\\
Stand wieder auf, wusch das Gesicht,\\
schrieb einen Brief an das Gericht.\\
Ich sei bereit, alles zu tun, alles zu tun,\\
um Kindeszurück.\\
\\
Monate später gehörtes Erbitten.\\
Meine Kinder wieder vereint,\\
alle drei zusammen derweil.\\
Lernte, anders Mutter zu sein.\\
\\
Offene Stimme folgt dem Beweis:\\
gemeinsame Arbeit ganz ohne Streit.\\
Wohnung, Finanzen, Stabilität.\\
Arbeit, Geduld laut Gespräch.\\
Machte Termine von A nach Z.\\
Pünktlichkeit, Wort, ist mein Gesetz!\\
Langsam, geschafft, step by step.\\
„Kinder, bei mir ist das, was noch fehlt!“\\
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