[{Image src='packeis001.jpg' align='right' width='500' caption='Die ehemalige Beltracchi-Villa (Foto: Andreas Schwarzkopf, CC BY-SA 3.0)' height='375'}]
!!!Kulturelles Packeis: Malen nach Zahlen
!!(Die Sache mit der KI)
von __[Martin Krusche|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/kru]__\\
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Stellen Sie sich eine Ausrüstung vor, die aus einem Headset und einem speziellen Pinsel besteht, der dank Nanotechnologie mit Gyroskopen und sonst was ausgestattet ist. Dieses Equipment ist per WLAN mit einem handlichen Laptop verbunden. Mit solcher Ausstattung sind Sie nun fähig, in verschiedenen Stilen zu malen. Wie es beliebt. Da Vinci, Cézanne, Picasso? Oder doch lieber Klimt? Vielleicht Frida Kahlo? Georgia O’Keeffe?
Das ginge dank KI-Unterstützung, nachdem ein Provider die Maschine Millionen von Bildern hatte durchsehen lassen. Bezüglich erkennbarer Muster, Strichführung, Farbschattierungen, Nuancen; zuzüglich der Inhalte von kunstgeschichtlichen Arbeiten, Museumskatalogen, Kritiken im Feuilleton, Polemiken und was sich sonst noch an relevanten Informationen finden ließ.
Das ist es, was die „Künstliche Intelligenz“ macht. So ein System frißt und verarbeitet enorme Datenmengen, um dann einen „Stil“, einen Trend, eine Tendenz daraus abzuleiten. Bei all dem geht übrigens ziemlich viel Rechenleistung drauf, um rassistische und sexistisches Klischees herauszufiltern, die Botschaften von Hate Speech auszublenden und aus den Ergebnissen alles zu eliminieren, was der Sache abträglich ist.
Aber immerhin könnten Sie durch so ein Malerei-Equipment bessere Gemälde hinbekommen, als es bisher durch „Malen nach Zahlen“ möglich wurde. Doch genau genommen ist es auch bloß „Malen nach Zahlen“, aber auf anderem technischen Niveau.
Es obliegt dann immer noch uns Menschen, ob wir solche Werke in den Kunstkanon übernehmen, oder ob wir den Begriff Kunst menschlichen Werken vorbehalten. Zugegeben, das ist nicht bloß ein semantisches Problem. Außerdem wird der Kunstkanon stets neu verhandelt. Aber dabei spielt es keine Rolle, daß Sie nun eventuell malen, als wären Sie Van Gogh. Das bliebe ein Dekorationsgeschäft, kein Beitrag zur Kunst.
!Übrigens: Beltracchi!
Ich war von Berichten über den Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi fasziniert. Er verstand es, neue Werke zu malen, die tatsächlich von Max Ernst, Fernand Léger, August Macke und anderen kanonisierten Meistern zu stammen schienen. Er hatte eine Legion von Experten hinters Licht geführt und dabei Millionen umgesetzt.
Beltracchi ist durch eine handwerklichen Fehler aufgeflogen und in den Knast gegangen. Ich erinnere mich daran, wie enttäuschend ich dann jene Bilder fand, die nun als seine eigene künstlerische Arbeit gezeigt wurden. Auch wenn Beltracchi-Gemälde heute mit Preisen von € 100.000,- aufwärts gehandelt werden, finde ich sie völlig uninteressant. Der Kunstmarkt hat eben seine Eigenheiten. Das handelt auch vom Boulevard.
Damit will ich sagen: Was die KI in so einem Bereich könnte, wäre kein Gewinn für die Kunstgeschichte, sondern würde bloß dekorative Heimwerkerei auf andere Level hieven. Bis wir allenfalls sehen, daß die KI eine Art der schöpferischen Selbstwahrnehmung entwickelt, sollten wir die Ruhe bewahren und klären, was die Unterschiede sind, mit denen hier Menschen, da Maschinen auf Kunst und Kultur einwirken und welche Wechselbeziehungen sich dabei zeigen.
>[Übersicht: Kulturelles Packeis|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen/packeis] (Ein Paradigmenwechsel durch die KI)
[{Metadata Suchbegriff='Wolfgang Beltracchi, Malen nach Zahlen, Künstliche Intelligenz, Lyrik, Gleisdorf, Archipel, Kunst Ost' Kontrolle='Nein'}]