!!!Lyrischer Wettstreit !!Kleine Anregungen #5 von __[Martin Krusche|User/krusche martin]__ Sie werden nun vielleicht schon einen deutlichen Eindruck gewonnen haben, daß Melodie und Rhythmus entscheidend sind, wenn Lyrik entstehen soll. Text wird aus diesen Gründen speziell strukturiert, bekommt Zeilenumbrüche, die in der Prosa so nicht üblich sind. Es haben sich über Jahrtausende verschiedene Versmaße herauskristallisiert. [{Image src='dialekt01.jpg' caption='Andreas Safer, Musiker und Autor, bei der Arbeit. (Foto: Alex)' align='left' width='500' height='428'}] Reim kann den Rhythmus unterstützen, kann aber ebenso vollkommen entfallen. Sie bestimmen selbst, auf welche Art, in welchem Rhythmus, mit welchem Klang Sie ihre Geschichte erzählen möchten. Es gehört zum Wesen der Kunst, das in ihr keine Wahrheiten entstehen, indem man einfach Widersprüche eliminiert. Daher können Sie auch alle Regeln brechen, können jede bewährte Form ausschlagen. Hauptsache, Sie finden zum Klang, der Ihnen für Ihre Geschichte zusagt, passend erscheint. Das bedeutet naturgemäß auch, Sie müssen sich keinesfalls an die kodifizierte Hochsprache halten, also an das amtlich geregelte Deutsch. Unsere Sprache ist so viel mehr als das und die Kunst wie der Alltag erinnern oft daran. Man sagt gerne: Mundart. Mundartdichtung. Dialektdichtung. In Österreichs Popmusik gab es während meiner Jugendzeit eine markante Dialektwelle. Wir kennen und erkennen manche Sprachformen, die für einen Ort oder eine Region als ganz typisch gelten. Es gibt keinen Grund, solche teilweise sehr schönen Spracheigenarten prinzipiell einzuebnen. Und da, wie betont, Klang in der Lyrik wichtig ist, bietet uns gerade die Mundart, auch die Alltagssprache, viele ungewohnte Wörter, die eine besondere klangliche Qualität haben. !Oststeiermark In den 1980ern bestand der REIZ als einer von mehreren regionalen Kulturvereinen. Eine der Reizpublikationen erschien 1985: ''„Wo da Bartl an Most hult“'' (Versuch einer Selbstdarstellung der Oststeiermark). Zum fünfköpfigen Redaktionsteam gehörte übrigens auch Erwin Eggenreich, heute Bürgermeister von Weiz. Man findet in diesem Büchlein keine Mundartgedichte traditioneller Art, aber ein exemplarisches Beispiel, wie damals oft Lyrik und Musik verzahnt waren, um über jene Gegenwart Auskunft zu geben. Der Text „Stehst auf…?“ von der Gruppe „Gegenlicht“ zeigt, wie das seinerzeit gemacht wurde. Im Buch wird das Ensemble mit folgenden Aspekten vorgestellt: ''„Musikrichtung: zeitkritische Lieder“'' und „''Ziel: Weitergabe von Lebenswerten, das Publikum zum Mitsingen anregen.“'' [{Image src='dialekt02.jpg' caption='Quelle: „Wo da Bartl an Most hult“, REIZ 1985' align='right' width='600' height='360'}] Darin erkennt man deutlich das Bedürfnis nach Dialog mit den Menschen durch einen brauchbaren Befund über den Zustand der Welt. So ein Text bewahrt auch Informationen auf, welche Persönlichkeiten und Themen damals gerade exponiert waren. !Südweststeirisch Im [Beitrag von Sir Oliver Mally|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen_archiv01/freiberg_2020_06_mally] kam schon zur Sprache, daß ein Text manchmal in 15 Minuten fertig sein kann, manchmal Jahre in Anspruch nimmt. Das höre ich auch von Andreas Safer. Er ist versierter Musiker und Autor, in etlichen Formationen zu Hause, die bekannteste davon sicher ''„[Aniada a Noar|http://www.aniada.at]“''. Er schickte mir auf meine Bitte hin einige Texte, darunter ''„Wos braucht da Meinsch“''. Safer dazu: ''„Ein Protestlied. Kommt mir wie ein Spiegel vor, in den wir in diesen Tagen blicken. Jeder denk, er lebt ewig. Die Welt ist scheißegal. Eigentlich bin ich unerschütterlicher Optimist, ich glaub aber nicht, dass die Krise große Veränderungen bringt, außer, dass es viele, viele Verlierer geben wird, und das, denk ich, kalkuliert. Grauslich. Die Wirtschaft diktiert, im Kindergarten fehlt Konzept und Mundschutz.“'' Zur Entstehung des Textes notierte Safer: ''„Begonnen 1997. In Südtirol am 30.9.2012 weiter bearbeitet. Anfang 2013 endlich fertig.“ ''(CD Khult, Aniada a Noar, Hoanzl 713838-2, 2013) !Wos braucht da Meinsch ''Wos braucht da Meinsch\\ wos braucht a zum Lebn\\ Fressn und Saufn muass a si gebn\\ Fressn und Saufn nua des allan\\ Goutt sai Daunk sunst wäa ma net do\\ \\ Wos braucht da Meinsch\\ wos braucht a zum Lebn\\ aundare Meinschn muass a si gebn\\ ea schwaflt liagt reat wiara Kind\\ blost si auf damit a wen find\\ \\ Wos braucht da Meinsch\\ wos braucht a zum Lebn\\ Kohle Monetn muass a si gebn\\ damit as kriagt is eam olls recht\\ wiad a Vabrecha odara Knecht\\ \\ Wos braucht da Meinsch\\ wos braucht a zum Lebn\\ wos a si ainbüld muass a si gebn\\ ea deinkt a jeda deinkt wiara sölwa deinkt\\ a waunn a si dabai vareinnt\\ \\ Wos braucht da Meinsch\\ wos braucht a zum Lebn\\ Schteabn Toud muass a si gebn\\ ea duat grod sou ols wiad a net hin\\ und liegt am Eind in d Truchn drin\\'' ---- >[Vorlauf|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen_archiv01/freiberg_2020_07_prasser] >__[Fortsetzung|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen_archiv01/freiberg_2020_09_prosa]__ >[Von gelingenden Dialogen: Schreiben Sie!|Kunst_und_Kultur/Volkskultur_und_Mythen_archiv01/gelingende_dialoge] (Übersicht der Tips) [{Metadata Suchbegriff='Fokus Freiberg, Lyrikwettbewerb, Andreas Safer, Aniada a Noar' Kontrolle='Nein'}]