!!!Eine stolze Bilanz im letzten Friedensjahr 1913 (Essay)
 

Nachdem schon 1887 auch für die Filialdirektionen in Klagenfurt und Laibach repräsentative Gebäudekomplexe errichtet bzw. erworben worden waren, konnte die "''k.k, privilegierte innerösterreichische Brandschaden-Versicherungs~Anstalt''" in Steiermark, Kärnten und Krain eine in jeder Hinsicht gleichermaßen ersprießliche Tätigkeit entfalten, die auch weiterhin durch einen steten Aufstieg gekennzeichnet war. Unterstützt durch die Aufbau- und Investitions-freude der seit 1866 durch keine unmittelbaren Kriegsereignisse beeinträchtigten "Gründerzeit" und die zunehmende Industrialisierung wurde der Versicherungsgedanke immer populärer, nicht zuletzt unter dem Eindruck einer 1897 eingebrachten Gesetzes vorläge, die auf die Errichtung von Landesversicherungsanstalten mit Monopol Charakter und Beitrittszwang abzielte. Dieses Projekt stieß jedoch allenthalben auf soviel Ablehnung, daß es fallengelassen und 1899 die "''Kärntner Landes-Brandschaden-Versicherungsanstalt''" nach dem Vorbild von Salzburg und Tirol auf der Basis der Freiwilligkeit und Gegenseitigkeit gegründet wurde. Dieser "''Kälabrand''" trat die ''Grazer Wechselseilige'' als "Starthilfe" sogar ein Drittel ihres Kärntner Bestandes an Feuerversicherungen ab.
 

Nachdem die Anstalt 1909 als vierte Sparte neben Brandschadenversicherung (1828), Mobiliar-Feuerversicherung (1873) und Spiegelglasversicherung (1877) noch die Hagelversicherung in ihren Geschäftsplan aufgenommen hatte, erreichte sie im letzten Friedensjahr 1913 den Höhepunkt ihrer bisherigen Entwicklung. Sie verfügte damals über rund 100.000 Versicherungsverträge mit einer Gesamtdeckungssumme von mehr als 927 Millionen Kronen (dies ergibt einen heutigen Schillingwert von ATS 95,4 Milliarden). Allein in diesem Jahr betrugen die Prämieneinnahmen 1,825.400 Kronen (ATS 185,3 Millionen), während sich die Rücklagen und Reserven auf den ansehnlichen Betrag von 8,885.000 Goldkronen (ATS 914,5 Millionen) beliefen. Der 1913 erzielte Reingewinn von etwa 118.000 Kronen (ATS 12,145.740,-) konnte daher fast zur Gänze in Form eines 10%igen Bonus an die Vereinsmitglieder rückerstattet werden.
 

Das Jahrzehnt nach der bisherigen Erfolgsspitze von 1913 brachte der Anstalt erstmals eine Reihe von Rückschlägen, die durch die ungewöhnliche Ungunst der Zeit- und Wirtschafts Verhältnisse verursacht wurden. Während des Ersten Weltkrieges ging die Zahl der Brandschäden zwar stark zurück, doch traten dafür die Nachteile einer zunehmenden Geldentwertung, mit der die Anpassung der Versicherungsverträge immer schwerer Schritt zu halten vermochte, umso störender in Erscheinung. Als diese negative Entwicklung im Jahre 1922 ihren Höhepunkt erreichte, hatte die Anstalt bereits auch eine andere wesentliche Einbuße erlitten. Durch den Verlust der ehemaligen Provinz Krain an Jugoslawien und Italien mußte auch der dortige immerhin rund 50.000 Verträge umfassende Versicherungsbestand abgegeben werden, nachdem die anfänglich versuchte Weiterführung im ausländischen Territorium durch unüberwindliche Schwierigkeiten verhindert worden war.
 

Heute, nach rund 175 Jahren, kann aufgrund der neuen wirtschaftspolitischen Entwicklungen auf der alten Basis wieder neu gebaut und erfolgreich gearbeitet werden.
 

Auch organisatorisch hatte sich seit der friedlichen Vorkriegszeit mancherlei geändert: 1917 war ein neues Versicherungsvertragsgesetz in Kraft getreten, das zwar einheitliche Prämientarife gewährleistete, aber auch die Möglichkeit der Versicherung eines Objektes bei mehreren Unternehmungen gestattete. Somit gab es nach der Konsolidierung der Währung allenthalben konkurrenzbedingte Wettläufe um die Erhaltung und Vermehrung des in Steiermark und Kärnten verbliebenen Versicherungsbestandes. Durch entsprechende Intensivierung der Tätigkeit des Außendienstes konnte die Anstalt aber auch in diesen schweren Jahren ihre führende Stellung so gut behaupten, daß 1928 die Prämieneinnahmen ungefähr wieder dem Stand des Rekordjahres 1913 entsprachen.
 

Somit konnte die Wechselseitige Brandschaden- Versicherungs-Anstalt in Graz am 26. und 27. Mai 1929 die Feier ihres lOOjährigen Bestandes in würdiger Form festlich begehen. Trotz der weltweil herrschenden Wirtschaftskrise war es nicht nur gelungen, die Arbeitsplätze zu erhalten, sondern es konnte bereits auch wieder mit der Schaffung neuer Reserven begonnen werden. Eine Ursache der Stabilität des Unternehmens war die bevorzugte Veranlagung in Immobilien. Ein Prinzip, das auch heute noch seinen Niederschlag in der Veranlagungsstrategie findet.
 
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