!!!ALSER  STRASSE






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1912 als  das ungeheure Viereck, auf dem die altersgraue Alser Kaserne stand, schon ganz freigelegt und von dem Schicksals reichen Gebäude, das am Eingang der Alser Straße so  charakteristisch wirkte, wird der letzte Schutt fort geräumt. Von den beiden mächtigen Eingangsblöcken bleibt, wie ein unerschütterliches Bollwerk, das „graue Haus“, reckte Landesgericht bis auf  weiteres und wohl noch lange erhalten und auch die eintönige Front des Krankenhauses gähnt uns noch endlos entgegen;  freilich ihre Tage sind gezählt. Die kolossalen  baulichen  Umgestaltungen in der Alser  Straße haben ihren Anfang mit der Wegräumung des Biedermeier behäbigen Dreilaufer Haus genommen, das den oberen Teil der Straße und  die Kinderspital Gasse schier  beängstigend einengen. In diesem Gebäude, das sich so schwerfällig wie ein Mautschranken quer über die Straße stellt, starb der Volksdichter Anton Langer. Das neue Haus hat Meister Tilgner mit einer Giebel Gruppe geschmückt, in der wir die  „Drei Läufer“ von dem berühmten Geschichts Bilde  Daffinger  an die vormaligen Ecke der Herrengasse wieder erkennen.

Die neue „Alser Gasse“, der wir in den alten Wiener Chroniken begegnen, zog sich vom Schottentor zu den Schwarzspaniern. Sie kommt schon im dreizehnten Jahrhundert  urkundlich vor. Die Gegend der heutigen Alser Straße war damals ganz von  ödem und wüstem Buschwerk bedeckt, in dem es  nicht geheuer war. Die Türkeneinfälle von anno 1529 und 1683 machten der alten Alser Gasse. Wie den meisten vor den Toren der eigentlichen Stadt Wien gelegenen Ansiedlungen ein Ende. Erst nach dem Abzug der Türken begannen sich die „sieben Hofstätten“, wie die Gegend vor  Hernals hieß, zu besiedeln. Die  neue Straße wurde in langsamsten Tempo ausgebaut und der schlimme Ruf der, „sieben Hofstätten“ lastete lange auf der ganzen Gegend, aber schon hatten die ersten Adelsgeschlechter Villen, Stallungen und Gärten hierher verlegt. Dem Volk aber schien die Sache noch nicht geheuer, es bezeichnete einen Teil der engen Straße als „Hexentanz“;  und in den dreissiger  Jahren des vorigen Jahrhunderts sang ein Lokaldichter:

Da war ein Plätzchen, da wuchs kein Gras, das wurde vom Tau und vom Regen nicht nass,  da wehren die Lüfte so schaurig..

Eines der ältesten Privathäuser der Gegend dürfte wohl das Haus „zu den sechs Krügeln“ gewesen sein, ein  Durchhaus zur Mariannengasse, das schon im Jahr  1698 als dem „Bürger und Erdener Geschäftshändler bei den sechs  Stainen Wasser Kruegen“ gehörig vorkommt.  Auch das abgetragene Haus Nr. 18 war ein  Wiener Patrizierhaus. Hier starb im  Jahr 1871 der Dichter Johann Gabriel Seidl und im Jahr 1859 Ferdinand Schubert, der Bruder Franz des Großen und  Schwiegersohn Seidls. Bemerkenswert, dass die Alser Straße als erste in Wien die Fahrgeleise der Tramway aufnahm. Am 4. Oktober 1865 rollten die ersten Waggons der Tramway, plumpe Typen mit Imperialsitzen und mit rotem Samt gepolsterten Sitzen im Innern, gegen Hernals. Die Verlängerung bis Dornbach erfolgte am 24. April 1866. Ein großes  Stück Wiener Geschichte bedeutet die Alser Straße, die, wenn nach der Alser Kaserne das Krankenhaus verschwunden sein wird,von  ganz alten  „alten Wienern“ nicht mehr erkannt werden.

Das Krankenhaus wurde als Großarmenhaus im Jahr 1683 zu bauen begonnen und zehn Jahre darauf vollendet.  Es wohnten darin durchschnittlich 600 Invaliden, 800 Zivilarme und  150 Studenten. Als Kaiser Josef im Jahr 1782 die Anstalt besuchte und die besseren Pfründner in den Gewändern von „staubfarben Tuch“, die  „ordinari Hausarmen beeden Geschlechtes“ in ihren rotwessen Gewändern sah und die verlotterten Zustände mit scharfem Blick erkannte, beschloss er,  aus dem Gebäude eine große Krankenanstalt  zu machen. Mit der ihm eigenen Energie schritt er vom Plan sofort zur Ausführung. Nach teilweisen Demolierungen, Zu- und Aufbauten entstanden die Höfe 1 bis 7. Im Jahr 1784 wurde das Haus  mit der für den menschenfreundlichen Kaiser bezeichnenden Devise: Saluti et solatio aegrorum eröffnet. Die durch Van Swieten angebahnte Reform des Hochschulwesens in Österreich fand am Allgemeinen Krankenhaus nach der medizinischen Seite eine wichtige Stütze.  Die Höfe  8 und 9  entstanden im Jahr 1834 unter Kaiser Franz. Zu  Ende des vorigen Jahrhunderts war die Zahl der Höfe auf  13 angewachsen.

Die eben dem Erdboden gleichgemachte Alser Kaserne  war früher die Landschaftsakademie für adelige  Jünglinge,  die hier in allen ritterlichen Künsten ihre Ausbildung erfuhren.  Als Kuriosum sei angeführt, dass  in der Rangliste der Angestellten – die Bereiter vor den kaiserlichen Professoren figurierten. Zur Kaserne legten Maria Theresia und ihr Gemahl Franz Stephan am 19. Oktober 1751 den Grundstein und am 18. April des nächsten Jahres bezogen die  Grenadiere von Kheil Infanterie und ein  Bataillon des Regiments, sämtlich  in  neuen Uniformen, mit klingendem Spiel die neue Kaserne.

Das Landesgericht vulgo  „graue Haus“, das in so düsterer Weise den Anfang der Alser Straße auf der Josefstädter Seite markiert, steht an der Stelle der alten bürgerlichen Schiess Stätte. Schon 1816 genügte die „Schranne“ am Hohen Markt nicht mehr den Anforderungen der Zeit. Zu Ende der zwanziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts entschloss man sich ernstlich mit der Frage des Baues eines  neuen Kriminalgerichtes zu befassen und wählte das Terrain, weil – die gegenüberliegende Kaserne die Requisition  von Militär rasch und ausgiebig ermöglichte. Die Pläne des Landesgerichtes wurden vom Baudirektionsadjunkten Fischer entworfen. Der Bau, im  Jahr 1830 begonnen, war nach vier Jahren vollendet.   An das Kriminalgericht stieß das Schuldgefängnis, das sich gerade auf dem Platz des heutigen Schwurgerichtssaales  befand.  An der Stelle, wo sich bis 1771 der Grenzstein der Schotten erhob, deren Grundeigentum bis hierher reichte, bei der Mündung der Skodagasse in die Alser Straße, erhebt sich ein Monumentalbrunnen mit der Statue der Wachsamkeit. Eine Frauengestalt mit einem Kranich, der mit den Krallen einen  Stein im erhobenen Bein hält. Würde der Vogel einschlafen, müsste ihm der Stein entfallen. Dies ist die Legende der figuralen Gruppe. Nicht vergessen darf man in der Geschichte dieser an Denkwürdigkeiten besonders reichen Straße das erste deutsche Kinderspital,  das hart daran liegt und dessen Gründer, Dr. Ludwig Mauthner, in einer Nebengasse verewigt erscheint. Kaiserin Maria Anna legte 1848 den Grundstein zu dem der heiligen Anna geweihten Haus. Den Namen der Kaiserin trägt auch die anstossende Mariannengasse. So wirkte die Nächstenliebe vielfach in der Alser Straße, die dem unaufhaltsamen Zuge der Zeit folgend, sich in ihrer gesamten Erstreckung eine so gründliche Renovierung gefallen lassen muss.


Quelle: Auszug aus einer Zeitung der ÖNB

https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/ALSER_STRASSE






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