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DER KAISER#

Österreich-Ungarn
Kaiser Franz Joseph I.

Das „Pilsner Tagblatt“ berichtet zum 80. Geburtstag des Monarchen in einem Feuilleton folgende Begebenheiten :

Kaiser Franz Joseph I., ist eine Persönlichkeit, eine Individualität. Und so finden wir ihn oft als den Helden der Erzählungen des Volkes, das liebevoll den Tugenden des Monarchen nachgeht, seiner Güte und Gerechtigkeit, seiner Leutseligkeit und persönlichen Bescheidenheit, seiner Ritterlichkeit und Unerschrockenheit, und jeden Zug des Kaisers und seine Begegnungen mit dem Volk sammelt.

Diese zahlreichen Episoden aus dem Leben des Kaisers ergänzen das Bild des Monarchen. Denn es ist nicht nur von lokalpatriotischem oder einem Augenblicks Interesse, dem Kaiser auch auf seinen Wegen zu folgen, die abseits von dem rein Höfischen und Staatsmännischen hinausführen in die Berührung mit der Außenwelt. Denn da kann man gewahren, wie leutselig, ungezwungen sich der Monarch im zufälligen Umgang mit anderen gibt, wie ihn in hohen Grade wahre Herzensgüte und Milde und liebevolles Erfassen der Schmerzen anderer auszeichnen, wie er stets der wahrhaft vornehme, ritterliche Charakter ist. Die Zahl der Episoden aus dem Leben des Kaisers ist sehr groß. Und zumeist sind sie recht charakteristischer und kennzeichnender für das Seelenleben des Kaisers und dessen Gefühls- und Empfindungswelt, als die schönsten und weit schweifenden Biografien. Sie erklären auch die Liebe und Verehrung, mit welcher Hoch und Nieder zum Monarchen emporblickt, denn wer Liebe sät, kann nur Liebe ernten. An dieser Stelle sei folgenden minder bekannten Episoden aus der nunmehr 62jährigen Regierungszeit Franz Joseph I., Raum gegeben:

Der gewesene ungarische Ministerpräsident Baron Banffy liegt im fortwährenden Kampf mit der deutschen Sprache. Aber er gab auf ungarische Fragen seiner Majestät immer deutsche Antworten, die dem Sinne nach niemals entsprochen haben.Einmal fragte er ihn während eines Hofdiners: „Sagen Sie lieber Baron, warum antworten Sie mir immer deutsch und nicht ungarisch?“ „Ja“ entschuldigte sich Banffy, !habe sonst keine Gelegenheit zur Übung!“ Der Kaiser antwortete lachend: „Also nicht regieren muss ich, sondern auch deutschen Sprachunterricht erteilen:“

Der Obergespann vom Arader Komitat A., von B., hatte die Aufgabe, den Herrscher anlässlich seiner Ankunft im Namen des Komitates zu begrüßen. Herr B., ein sehr nervöser Mensch, studierte wochenlang die Begrüßungsrede, um sie gerade im großen Augenblick zu vergessen. Der Hofzug fährt in die Halle, der Obergespan in prächtiger ungarischer Gala, steht gravitätisch am Perron und erwartet seine Majestät. Im Angesicht des Kaisers aber wird er verlegen, blass, krebsrot, blau, grün im Gesicht und dann stottert er den Monarchen an: „Entschuldigen, Exzellenz, aber ich habe die Rede vergessen!“ Lächelnd reicht ihm der Kaiser die Hand „Bin leider nicht Exzellenz“ "Pardon Majestät“ entgegnet der Obergespan, aber seit Wochen verkehren schon so viele hohe Herren hier, dass ich die Titulaturen immer verwechsle!“ Der Obergespan wurde bald darauf Exzellenz.

Bei der Eröffnung des Ofen-Pester Künstlerhauses wird der Kaiser vom Kulturminister Wlassich und vom Maler Feszty herumgeführt, wobei der Minister alles bis ins kleinste Detail erklärte. In einem der kleinen Zimmer hängt das lebensgroße Bild Ludwig Kossuths; hier will der Minister den Herrscher ganz unbemerkt vorbeiführen, aber zum Schrecken der beiden Herren geht der Kaiser direkt auf das Bild zu, bleibt stumm davor stehen, betrachtet es lange und sagt dann zum erschrockenen Minister: „Ein Prachtwerk! Wie lebendig! Das beste Bild, das ich von Kossuth je gesehen habe!“

Einmal kehrt der Monarch verspätet von der Jagd nach Gödöllö zurück und will durch das rückwärts liegende Gartentor ins Schloss. Die Wache hat aber den strikten Befehl, keinen Fremden einzulassen.

Der Soldat kennt den Kaiser im Jagdanzug nicht und verwehrt ihm den Eintritt. „Ich bin der Kaiser lass mich hinein“ bemerkt Seine Majestät. „Das kann ein jeder sagen“, antwortet der Posten, und der Kaiser muss den Umweg zum Haupttor machen. Am nächsten Tag wurde der Infanterist von Seiner Majestät reichlich belohnt.

Beim Cercle nach einem Hofdiner in der Ofner Königsburg wird auch der Vizegespan B., angesprochen, und Seine Majestät hält ihm vor, dass er der Regierung in einer politischen Angelegenheit große Schwierigkeiten gemacht habe. Der Kaiser spricht deutsch und fragt schließlich den verblüfften Vizegespan: „Haben Sie mich verstanden Herr Vizegespan?“ „Jawohl, nix dajtsch, Majestät“ antwortete stramm der Angesprochene. Und der Kaiser verließ lachend den Herrn Vizegespan.

Es waren eben Wahlen im Bezirk R. Welcher als eine uneinnehmbare Festung der Kossuthpartei galt. Die Regierung wollte unbedingt ihren Kandidaten durchsetzen, allein der Schluss der Wahl war schon ziemlich nahe und der Gegner mit fünfhundert Stimmen im Vorsprung. Die Kossuthpartei hatte nach zirka sechshundert Wähler Reserve. Da verfällt ein Mitglied der Regierungspartei auf eine gute Idee. Er telegrafiert dem Unitarier-Superintendenten, er möge ein Telegramm zu Gunsten des Regierungskandidaten an die Gemeinde R., senden. Der Superintendent depeschiert sofort an die Wähler. „Ich wünsche, dass der Herr R. Von der Regierungspartei gewählt wird. Ich komme morgen selbst, um mich zu bedanken – Eljen X. Untershrift

Nach der Verlesung des Telegramms erhält der Regierungskandidat die 600 Reservestimmen der Kossuthpartei und ist damit gewählt. Warum? Der Unitarier-Superintendent heißt Franz Josef, und die Wähler glaubten, es habe der Kaiser telegrafiert, erwarteten freudig den hohen Besuch und ließen die Kossuthpartei im Stich.

In Mentone empfing Seine Majestät einmal einen hohen französischen General und lud ihn dann zum Lunch ein. Der alte Republikaner war mit den Umgangsformen einer Monarchie wenig vertraut und titulierte: den Monarchen konsequent mit „Monsieur“. Als er dann sah, dass die Herren der Suite ein Lächeln nicht unterdrücken konnten, entdeckte er den Fehler und entschuldigte sich, worauf der Kaiser lächelnd bemerkte: „Macht nichts! Höflinge höre ich genug, jetzt habe ich es mit einem Soldaten, einem Kameraden zu tun!“

Bei den Tatra Kaisermanövern wurde das Pferd des deutschen Kaisers unruhig, und es bestand die Gefahr, dass es seinen Reiter abwerfen könnte. Kaum hatte unser Kaiser das bemerkt, sprengte er herbei, stieg vom Pferd, ergriff das Pferd Kaiser Wilhelms und war diesem beim Absteigen behilflich. Kaiser Wilhelm ritt dann das Pferd Kaiser Franz Josephs. Der Kaiser aber saß sofort auf der widerspenstigen Stute Kaiser Wilhelms und sprengte im schärfsten Galopp davon. Alle sahen erschrocken nach, doch schon nach einigen Minuten kam Kaiser Franz Joseph im ruhigem Tempo zurück, die Stute schäumte und war gebändigt.

Anlässlich eines Hofdiners bei der Tagung der Delegationen in Wien sitzt ein ungarischer Delegierter neben dem Kaiser. Der Monarch merkt mit Wohlgefallen, dass der gute Tokajer dem Delegierten sehr mundet und fragt: „Wie schmeckt der Tokajer Herr Delegierter?“ „Ausgezeichnet Majestät“ erwiderte der Ungar, „aber zu wenig tuns einschenken!“

In der Hofburg hielten anno 1835 einmal zwei Gardisten Wache, als aus einer der Flügeltüren der Erzherzog Franz Joseph heraustrat und mit einem der Soldaten ein kindliches Gespräch begann, das sich darum drehte, dass er dessen Säbel haben wollte, Er musste lange bitten, bis der Gardist sich erweichen ließ und ihm auf die Gefahr einer Strafe hin seine Waffe gab. Kaum aber war der Erzherzog in deren Besitz, als er den Säbel zum Steckenpferd und das Portepee zum Zügel machte und spornstreichs in die kaiserlichen Gemächer davon galoppierte. Der waffenlose Gardist machte ein langes Gesicht und stand in der nächsten Viertelstunde tüchtig Angst aus. Endlich erschien der Prinz wieder, aber keineswegs in Galopp, sondern in bedächtigem Schritt, und gab kleinlaut den Säbel zurück. Das Portepee war zerfranst und zerrissen.. Der Soldat war froh, seinen Säbel wieder zu haben und sprach scherzend: „Jetzt bleibt halt nichts anderes übrig als den Papa zu bitten, ein neues Portepee kaufen zu lassen“ Da sieht ihn der Kleine mit großen Augen an , und ruft so stolz und würdevoll er es nur kann: „Das werde ich dir kaufen, wenn ich mal selber Kaiser bin!“ Sprachs und schritt von dannen.

Anlässlich einer Ausstellung in Ofen Pest trug sich folgendes lustige Geschichtchen zu: Der Kaiser durchschritt eine der Abteilungen und besichtigte mit gewohnter Gründlichkeit die einzelnen Gegenstände. Der Abteilungsobmann der die Ehre hatte, dem Kaiser die einzelnen Aussteller vorzustellen, tat dies in seiner Verlegenheit in der Weise, dass er bei jeden Herrn sagte: „Herr X,... Seine Majestät ,,, usw. Der Kaiser hörte geduldig zu; endlich als die Reihe an den vierten kommen sollte, meinte er lächelnd: „Nun ich glaube, die übrigen Herrn dürften mich nun schon kennen.!“

Im September des Jahres 1867 begab sich der Kaiser nach Ischl. Als der Kaiser in Ischl ankam, beabsichtigte der Betriebsdirektor der Westbahn den Monarchen durch den Hofwartesalon zum Wagen zu führen; der Kaiser schlug aber den Weg ein, der von den gewöhnlichen Reisenden benützt wurde, der jedoch gerade an diesem Tag durch Getreidesäcke fast versperrt war. Verlegen suchte einer der Begleiter des Kaisers einige Entschuldigungen zu stammeln; lächelnd fiel ihm der Kaiser ins Wort: „Ich bin nicht erzürnt, im Gegenteil hoch erfreut!“ Und auf die Getreidesäcke hinweisend fuhr er fort :“Das ist ja der schönste Landesempfang, den man mir überhaupt bereiten kann.“

QUELLE: Pisner Tagblatt 1910, ANNO Österreichische Nationalbibliothek. Bild I. Ch. Graupp

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