!!!ERNST  WAHLISS


[{Image src='ernst wahliss.png'class='image_left'height='400' caption='Ernst Wahliss' alt='Porzellan' width='289' popup='false'}]


Die besuchtesten Orte am Wörthersee waren 1883  Pörtschach, wo sich das gesamte See- und Badeleben konzentrierte und Velden.  Verlässt man das Bahnhofsgebäude in Pörtschach, so gelangt man bald darauf  zum Etablissement Wahliss. Ernst Wahliss der bekannte  Besitzer des Porzellanhauses in der Kärntnerstraße in Wien, hat die ganze Landzunge mit den sogenanntn Aktien Villen käuflich an sich gebracht und ein Etablissement  geschaffen, wie man es in den Alpenländern, zumal in Kärnten, nicht wieder findet. Die Villen sind  mit  allem Komfort versehen, dessen der Städter einmal bedarf, und Kaffeehaus und Restaurant bieten das Beste.  Hervorzuheben wäre, dass auch hier das geschmackvolle Porzellan Verwendung findet. Auf dem   Wahlliss Terrain  sind  Garten- und Waldwege ganz besonders kultiviert und man ergeht  sich  da zwischen Bäumen und Beeten wie im Stadtpark in Wien. Unmittelbar an die Villen  lehnt sich der sogenannte Herbeck Wald, die einzige ebene  Waldespartie der ganzen Gegend.

An der südlichen Spitze  dieses Waldes  befindet sich  die „Herbeck Ruhe“ mit dem Reliefbildnis  des Meisters, welches  der Klagenfurter  Männergesangsverein im Jahr 1878 zur Erinnerung hat setzen lassen, Man sitzt hier unter Harz duftenden Bäumen, von drei Seiten drängt der See heran  und  von drüben grüßt  das tausendjährige Kirchlein Maria Wörth.

Das Wahliss Etablissement ist bis Sommer nicht fertig geworden. Die großen Pläne des Besitzers  gelangen erst demnächst zur Ausführung. Zwischen der Villa 2 und 3, nahe des Sees, wird eine große Restauration  mit einem großen Saal  mit freien und überdachten Veranden erbaut. In diesem Gebäude wird auch das Kaffeehaus  untergebracht sein. Nebenan befindet sich die Schwimmschule die bereits im Sommer der Anziehungspunkt gewesen ist.

Der herrliche See  auf dem  die großen Dampfer „Neptun“, „Karinthia“ und „Loretto“  verkehren, und dem prachtvollen Panorama, des dicht bewaldeten Mittelgebirges und im Hintergrund die majestätischen Felsgiganten der Karawanken.  

Wahliss der das Kaiserhaus auch zu seinen Kunden zählen durfte, wurde im Jahr 1889 durch den Besuch Kaiser Franz Josephs in Pörtschach ausgezeichnet. So konnte er mit Stolz  dem Monarchen sein Etablissement zeigen.  Der Kaiser war von dem großen Fremdenverkehrsbetrieb und gerade von der Villa 9, begeistert. Es blieb nicht bei dem  einzigen Besuch des Kaisers. 

Wahliss Nähe zum Kaiserhaus wusste er dementsprechend zu würdigen  indem er eine Büste des Kaisers aufstellen ließ und  jährlich  in der Ost- und Westbucht von Pörtschach ein Kaiserfest veranstaltete. 

Portschach präsentierte sich 1890 erstmals seinen Gästen  als  behördlich genehmigter  offizieller  Kurort. Die Kurkommission veranstaltete zweimal wöchentlich  Militär Konzerte. Verschiedene Zubauten waren nötig geworden, so auch eine dritte Kielboothütte für 18  Boote. Wahliss hatte für die Österreichische Gesellschaft vom Weißen Kreuz, dass er 60 Freiplätze für Offiziere in seiner Anstalt gestiftet habe.: Freie Logis, ärztliche Behandlung, Benützung der Kielboote  um 25 % Nachlass von Speisetarif im Restaurant und Kaffee des Eigentümers.

Wahliss Porzellan war nicht nur in den verschiedenen Königshäuser zu bewundern,  sondern in aller Welt sehr gefragt, so hatte er ein Auktionshaus in London und war in Paris sowohl  auch in Tokio vertreten.

Am 7. November 1863 wurde in der Kärntnerstraße ein Porzellangeschäft  neu eröffnet. Am Anfang klein mit nur wenigen Mitteln begründet, ahnte niemand, dass es in kurzer Zeit zu den  maßgebenden Faktor für die österreichische Kunstporzellanfabrikation empor kommen sollte.

Die  hervorragenden Eigenschaften  und Fähigkeiten  des Besitzers ermöglichten es.  Lebhafte Initiative. Freudige Tatkraft, klarer Blick, Zähigkeit und  Fleiß, verbunden mit schöpferischer Fantasie, nie versiegender Ideenfülle und gediegenen Geschmack  charakterisierten die mit außerordentlicher Autorität begabte Persönlichkeit des Gründers der Firma Ernst Wahliss.

Es war gerade der  richtige Zeitpunkt, denn die österreichische Porzellanfabrikation war vor Jahren zum Stillstand gekommen, selbst die hervorragende Fabrik des Reiches  die  Wiener kaiserliche  Porzellanmanufaktur befriedigte  in ihren künstlerischen Leistungen und  in ihren geschäftlichen Resultaten so wenig, dass im Reichsrat im Jahr 1862 ihre Auflösung beschlossen wurde, welche dann bis 1864 durchgeführt wurde. Noch ungünstiger stand es mit der Leistungsfähigkeit  der Privatfabriken, besonders in künstlerischer Hinsicht.

Der Initiative  von Ernst Wahliss, seinem Ideenreichtum, seinen zahlreichen Anregungen nicht minder wie seiner kaufmännischen Tüchtigkeit, die das auf seine Veranlassung von den Fabrikanten  Geschaffene in das Publikum zu bringen wusste, ist es in erster Linie zu danken, wenn sich allmählich ein Umschwung geltend machte. Um auch persönlichen  Einfluss auf  die Produktion  nehmen zu können und dadurch auch qualitativ die vorzüglichen Leistungen zu erzielen, richtete Ernst Wahliss eine Porzellanmalerei in Wien ein,  welche auf so hoher Stufe steht, dass ihre Arbeiten auch heute noch von den hervorragenden Fabriken des In- und Auslandes nicht übertroffen, in den weitaus meisten Fällen  nicht erreicht werden.

Nie wurde aber  über dem Streben, das Beste und Kostbarste zu bieten der Bedarf des großen Publikums vernachlässigt. Man fand und findet im Wahliss Geschäft ebenso das einfache weiße Geschirr, wie das kostbarste Prunk Service. Ob es sich um Service handelt oder Figuren oder Basen oder dergl., war und ist stets alles in den verschiedenen Ausführungen und Preisklassen im Geschäft vertreten.

Das unablässige Streben nach Befriedigung auch der höchstgestellten Ansprüche des Publikums, ununterbrochener  Wechsel von Neuheiten, sorgfältiger Bedienung der Kundschaft erweiterten den Kreis  der letzteren immer mehr.  Die Räumlichkeiten des Hauses  wurden zu klein und so kam es 1879  zum Bau und zur Eröffnung des Porzellanwarenhauses in der Kärntnerstraße, welche an Größe von keinem anderen Porzellangeschäft der Welt erreicht, als Sehenswürdigkeit Wiens eine internationale Berühmtheit  erlangt hatte. Mit dem Einzug in das neue Haus, welches auch äußerlich durch die damals  zum ersten Mal  angewandte Porzellanverkleidung seinen keramischen  Charakter zum Ausdruck brachte, mit diesem Örtlichkeitswechsel war auch ein weiterer Aufschwung des Geschäfts zu konstatieren.

Hohe Festtage in der Geschichte der Firma Ernst Wahliss  waren es, an den der Kaiser und die Kaiserin das Geschäftshaus betraten; das erste Mal 1879, um den Neubau zu besichtigen, und später zu wiederholten Malen, um sich von dem Besitzer  die neuesten und hervorragenden Erzeugnisse der Kunstkeramik zeigen zu lassen. Und die meisten Mitglieder des kaiserlichen Hauses  schenkten der Firma immer wieder die Ehre ihres Besuches und das Vertrauen ihrer Aufträge. Insbesondere beglückten der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und Gemahlin Herzogin von Hohenberg die Firma immer wieder im Geschäftslokale durch höchstpersönliche  Auswahl  ihres Bedarfes. Auch eine große  Zahl auswärtiger  Herrscher gehörte zu den Besuchern des Geschäftes; so unterließ es der Prinz Regent Luitpold von Bayern kaum jemals, seinen Atelierbesuchen bei  bedeutenden Künstlern einen Besuch im Porzellanhaus  anzureihen. König Carol von Rumänien pflegte auf der Durchreise die Niederlage  zu besichtigen, seine  Gemahlin Königin Elisabeth brachte allen schönen, neuen  Dingen  besondere künstlerische Anteilnahme entgegen. König Georg von Griechenland wählte selbst Service für sich und seine Söhne aus. König Ferdinand von Bulgarien, König Peter von  Serbien  bestellten ihre Prunk Services im Porzellanhaus,  welches auch den Bedarf  des spanischen Könighauses deckt. In der Liste hoher Besuche aus außereuropäischer Ländern findet man den Khedive von Ägypten und die Maharadjas von Baroda und Kapurthala. In Österreich Ungarn dürfte es wenig hoch adelige Familien geben, deren Tafel nicht das eine oder andere Service der Firma Wahliss schmückt.

Durch den kräftigen Aufschwung des Geschäftes wurden bedeutende  Abschlüsse mit den hervorragenden österreichischen und ungarischen Fabrikanten ermöglicht. Somit war der  Firma der  Alleinverkauf  der ausgezeichneten Fabrikate gesichert. Das führte zu Vertretungen in verschiedenen Ländern, insbesondere aber zu der 1889 erfolgten Gründung des Londoner Detail- und Engros Geschäftes, welches das Wiener Geschäft an Größe  nicht erreicht, aber nahe kam.

Besondere Verhältnisse veranlassten Ernst Wahliss im Jahr  1894 zur Erwerbung vormals Stellmacher Porzellanfabrik in Turn-Teplitz, die sich bald zur vielseitigen und leistungsfähigen Österreichs gestaltete, besonders auf dem Gebiet der Luxusfabrikation

Am 18. Juli 1900 ist in Wien  der Großindustrielle und Besitzer des Porzellanwarenhaus in Turn Ernst Wahliss im 64. Lebensjahr  verschieden. Er war ein gebürtiger Sachse und wurde am 1. März 1837 in Oschatz geboren, war zuerst als Reisender einer Porzellanmanufaktur unterwegs. 1863 ehelichte er die Pastorentochter Anna Bahr die ihm 11 Kinder gebar.

Wahliss  litt schon seit geraumer Zeit an Asthma, er beachtete dieses Leiden  nicht sonderlich, und war nicht zu bewegen sich etwas Ruhe  zu gönnen.  Vor sechs Tagen erkrankte er an Lungenentzündung die den Tod herbeiführte. Wahliss hinterlässt eine Witwe, drei Söhne und vier Töchter. 

Nur wenige Monate, am 6. Oktober 1900 folgte ihm  sein ältester Sohn Hans. Die Hotelanlagen in Pörtschach wurden bald darauf verkauft, alle anderen Geschäfte führten seine Kinder weiter.

__QUELLE:__  Kärntner Zeitung 10. September 1897, S 1, Wiener Salonblatt 7. Juni 1891 S 8, Österr. Badezeitung 16. September 1883 S 1, Die Presse 3. Februar 1890 S 2, Freie Stimmen 30. August 1884 S 3 Bild gemeinfrei, ANNO Österreichische Nationalbibliothek 

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