!!!FRIEDRICH   OHMANN



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Die Ausstellungen von Architekturen sind verhältnismäßig selten; das große Publikum bringt ihnen zu wenig Interesse entgegen; neben den bunten Bildern, den vergoldeten Skulpturen, den bemalten Statuen verschwinden die Architekturzeichnungen, die in den meisten Fällen  nur  in Umrissen mit flüchtiger Angabe der Schatten gehalten sind. Um Beachtung zu finden, haben in neuer Zeit die Architekten ihren Projekten plastische Gestaltung gegeben. Man begegnet jetzt hin und wieder in Gips  oder Holz vollständig durchgeführten Modellen, die aber durchaus nicht  erfreulich wirken. Solche Darstellungen, und seien sie noch so sorgfältig durchgeführt, machen immer den Eindruck einer Spielerei; selbst der berufene Fachmann vermag sich beim Anblick solcher zierlicher Villen, die von grünen Federsäumchen umgeben sind, von Palästen, deren Fenster aus kleinen Spiegeln bestehen, eines Lächelns nicht zu erwehren.

Keine andere Kunst ist so ernst wie die Architektur, keine andere hat eine so nachhaltige Wirkung, und keine andere schneidet so tief in unser Leben ein wie sie. Der Architekt  arbeitet für die Öffentlichkeit; er bestimmt das Straßen- oder Stadtbild; er ist hinlängliche Talentlosigkeit vorausgesetzt imstande, das schönste  Städtebild für immerwährende Zeiten zu ruinieren. Daher kann die Kritik dem Architekten gegenüber nicht streng genug.

Wir haben leider noch kein Gesetz, welches dem privaten Bauherrn die Gestaltung der Fassade vorschreibt; nur die Baulinie muss eingehalten werden, um alles übrige  kümmert  sich die Behörde nicht. 

Wir haben eine k. k. Zentralkommission zur Erhaltung der alten Kunst- und Baudenkmäler; viel wichtiger wäre eine solche zur Abschaffung  eines Großteils der neuen.

Nun ist einer von den ganz Großen auf den Plan getreten: Friedrich Ohmann hat im Künstlerhaus ein  Kurhausbauprojekt  ausgestellt. Zuerst, wer ist  Friedrich Ohmann? Das Publikum ist den Architekten gegenüber zumeist von einer geradezu  rührenden Indolenz. Wer Girardi ist, weiß ganz Wien, ganz Österreich. Wer Gottfried  Semper war, weiß nur mehr ein Kunsthistoriker. Daher ist die Frage nach Ohmann berechtigt. Dem gebildeten Mittelstand  dient zur Kenntnis, dass Friedrich Ohmann Oberbaurat und Hochschulprofessor ist, dass er bei  feierlichen Anlässen berechtigt erscheint, einen goldenen Kragen mit drei Sternen und einen Hut  mit schwarzer Feder zu tragen. Dem sonst kunstfreundlichen Publikum sei die Mitteilung gemacht, dass wir in Ohmann eines der größten  und kraftvoll  schöpferischen Talents auf dem Gebiet der Architektur  verehren:

Ohmann ist aber nicht nur ein großer Künstler, ein schöpferisches Talent ersten Ranges, er ist auch ein Historiker. Wer seine  mittelalterliche  Architektur Studien,  seine  Arbeiten über das österreichische Barock verfolgt hat, den kann es nur mit Bewunderung und mit Staunen erfüllen,  wie tief  der Künstler  in den Geist einer längst vergangenen Kunstrichtung eingedrungen ist. …..“  Slbg. Volksbl.

Im Künstlerhaus fand  am  5. April 1917  nach längerer Zeit wieder eine Ausstellung statt, die sich der Architektur widmete. 
„Hin und wieder erinnert man sich im Künstlerhaus, dass die Architektur  im allgemeinen doch auch zu bildenden Künsten gezählt wird und wir begrüßen es dankbar, dass wir einer solchen  besseren Regung mitten in der Hochkonjunktur des Geschäftes mit Original Gemälden berühmter Künstler  die Sammelausstellung Friedrich und Karl Ohmann.





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Für Ohmanns Sohn, den jungen Karl war es eine Gedächtnisausstellung, im Alter von 27 Jahren ist er kürzlich an den Folgen einer im Felde  geholten Krankheit (Rippenfellentzündung) gestorben.

Staunen und voll schmerzlicher Bewunderung steht man vor einer Fülle der Begabung und einem Reichtum des Könnens, das von einem grausamen  Geschick mitten in der schönsten Entfaltung vernichtet wurde. An zeichnerischer Gewandtheit, in der geistreichen, die intimsten Schönheiten auskostender Wiedergabe alter Bauten ist sein Können beinahe eine Steigerung dessen, was die reife Kunst seines Vaters auszeichnet.

Oberbaurat Ohmann selbst bringt eine Auswahl aus der reichen Fülle seines Schaffens, viele Entwürfe  und Anregungen und Proben ausgeführter Arbeiten.... 
 Reichspost.

Friedrich Ohmann wurde am  21. Dezember  1858  in Lemberg als einer Beamtenfamilie geboren. Nach Absolvierung der Oberrealschule bezog er die Wiener Polytechnik und war Schüler Karl Königs, auch besuchte er unter  Friedrich Schmidt die  Architekturschule an der Akademie der bildenden Künste. Durch Schmidt wurde Ohmann  nach Amsterdam zu John Groll berufen, mit dem gemeinsam  er nach halbjährigem Aufenthalt den II. Preis in der internationalen Konkurrenz um die Amsterdamer Börse erhielt, an der über 200 Bewerber teilgenommen hatte. Wieder in Wien wurde er Assistent bei Karl König. Eine reiche publizistische  Tätigkeit  setzte ein. Verschiedene Werke der Baukunst wurden veröffentlicht.

Ohmanns Berufung nach Prag als Leiter der Spezialschule  für dekorative  Architektur an der Kunstgewerbeschule in Prag war die Folge. In dieser Zeit schuf Ohmann bemerkenswerte Bauten.


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Friedrich Ohmann war an die Grenze zweier Epochen  geraten, der Geist die  „Moderne“  machte sich allmählich bemerkbar.

Zu den Bauten moderner Art zählen in Prag Ohmanns Café Corso und das Hotel Zentral.

1899 kehrte Ohmann wieder nach Wien zurück zum Hofburgbau. Mittlerweile hatte der Kaiser die Angelegenheit der neuen Burg dem Erzherzog Franz Ferdinand übertragen 1897 und gleichzeitig zur Fortführung des Baues den Oberbaurat Friedrich Ohmann berufen, der den Ausbau des Corps de Logis fortsetzen sollte 

Da es mit dem Erzherzog Franz Ferdinand immer zu Zwistigkeiten gekommen war, der auf dem Gebiet der Baukunst mehr zu verstehen glaubte als Ohmann. Legte Ohmann die Bauleitung zurück.

Inzwischen hatte Ohmann mit Hackhofer die Wienfluss Regulierung beim Stadtpark übernommen. 

Am 15. November 1903 lief der Termin der sogenannten engeren Konkurrenz ab, an der sich  bekanntlich die Bildhauer  Klotz, Schwarz und Bitterlich beteiligten. Die endgültige Entscheidung war noch im November  d. J.  zu erwarten. 

Das Projekt des Oberbaurates Ohmann für das Denkmalarragement ist bisher noch nicht vorgelegt worden, da sich der Oberbaurat Ohmann  bisher weigerte, das Projekt  auszuführen, bevor nicht die Modelle  der konkurrierenden Künstler  vorliegen. Wo die neuerliche Ausstellung der zu erwartenden Entwürfe stattfinden wird, ist noch nicht bekannt, doch dürfte diese nicht mehr im österreichischen Museum am Stubenring ihren Platz finden.

Am 10. Juni 1907 berichtet die „Wiener Sonn- und Montags Zeitung“:
„Seit acht Tagen pilgern die Wiener nach dem Volksgarten, um das nach vielen Meinungsstreit endlich zur Vollendung gediehene Erinnerungszeichen an die  seltsame, in Leben und Tod von Romantik umflorte Gestalt der Kaiserin Elisabeth pietätvoll anzustaunen. Selten ist einem Künstler in Wien eine so dankbare Aufgabe zuteil geworden, wie den beiden Schöpfern dieses Werkes, Ohmann und Bitterlich. Als Hauptfigur eine schöne Frau. Schlank, zart, das leicht geneigte Haupt vom vollen Flechtkranz bekrönt, in schlichter, von der Mode  nicht zu stark beherrschter Kleidung – nach solchen Modellen haben Van Dyk und Gainsborough ihre unsterblichen, entzückenden Porträts geschaffen. Dann die Schlichtheit des Themas. Welche Qual ist es für Bildhauer, aus dem spröden Material, all das historische, heraldische, allegorische Beiwerk heraus meißeln, das sonst bei Denkmälern regierender Persönlichkeiten gefordert wird, das alles konnte man sich beim Denkmal der Kaiserin Elisabeth ersparen. Statt dessen konnte man   der architektonischen und gärtnerischen Umrahmungen mehr Material und Sorgfalt widmen und so dem gefährlichsten Feind künstlerischer Wirkungen von vornherein ausweichen, dem Aufstellungsteufel, der dem schönsten Monument gern den miserablen Platz anweist, ohne Stimmung, ohne Hintergrund; dem Zauberer Mozart einen geräuschvollen Wagenkreuzungspunkt, dem machtvollen Goethe einen kärglichen Winkel, dem populären Walzerkönig einen unauffindbaren Kinderspielplatz. Dieser für wienerische Planlosigkeit charakteristischen Unart hat Ohmann hier entgegentreten dürfen. Also drei wichtige Faktoren waren bei dieser Aufgabe besonders günstig:  die Schönheit der Hauptfigur, Freiheit für die Behandlung und ein passender Platz.

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Damit soll das Verdienst der beiden Künstler durchaus nicht geschmälert werden. Wenn man sich der vielen verunglückten Versuche bei dem Wettbewerb erinnert, so wird man an dem ausgeführten Werk die Vermeidung aller kostümierten und dekorativen Abirrungen und aller Sentimentalitäten gewiss zu  schätzen wissen. Freilich hat Bitterlich aus den Arbeiten all seiner Konkurrenten im positiven und im negativen Sinn viel lernen können. War doch sein eigenes prämiertes Projekt eine recht schwächliche Leistung. Und wenn sein Werk nun mit Recht viel  Lob erfährt, so wird er gut tun, dieses Lob mit dankbarem Hinweis auf die fruchtlose Mühe seiner zum Teil  bedeutenderen Kollegen und darf das energische Walten seines genialen Mitarbeiters Ohmann zu erwidern.

Es war entschieden ein glücklicher Gedanke des Komitees, die Anlage des Denkmals diesem Architekten zu übertragen, der ein Meister der Perspektiven ist und selbst als Bildhauer oft tätig für diese  Kunst das richtige Empfinden hat. Wenn ihm bei dem  viel besprochenen Wienportal manches zu wuchtig ausfiel, so war das Ungewöhnliche der Aufgabe und die vielfachen Korrekturen seitens der Behörde schuld daran. Bei dem neuen Werk ist jedes Detail fein abgewogen, Gartenkunst, Architektur und Plastik ins glücklichste Verhältnis gesetzt, so dass eines das andere hebt. Aus der Ferne schon erblickt man, durch die Linien der beiden seitlichen Säulen und der Bassineinfassung abgegrenzt, die Hauptgruppe, die zarte Figur der Kaiserin inmitten des marmornen Stemizyklus, vom dunklen Grün scharf  abhebend. Beim Näherkommen gewahrt man dann überrascht den reich gegliederten Terrassenaufbau, die beiderseitigen Nischen mit den Brunnen und manche originelle Einzelheiten. Was die spezielle Arbeit des Bildhauers anlangt, so ist die Hauptfigur in der Silhouette glücklich gelöst, die Porträtsähnlichkeit gut erfasst, wenngleich ein ängstlicher  Zug , auch in der Behandlung der Stoffe, der Falten haften blieb. Ganz reizend der graziösen Kunst Tilgners ebenbürtig, ist die Durchführung der vier Mädchengestalten, welche die Kränze halten. Dabei ist die Wahl des Materials überall eine glückliche, und die Abstimmung des weißen Marmors der figuralen Teile, der grau und gelblich  geäderten der Umfassungen und des matten  Sandsteins für die Unterbauten gut gelungen. Das oft missbrauchte Wort ist diesmal am Platz: Das Denkmal ist eine Zierde Wiens...Plein air.

Im Dezember 1948 gab es in der Akademie der bildenden  Künste in Wien für den hoch angesehenen Architekten und Akademie Professor  Dr.h.c. Friedrich Ohmann eine Gedächtnisausstellung  um die Erinnerung an diesen im Wiener Stadtbild  mit  seinen vielfältigen Schöpfungen vertretenen Künstler  der jüngeren Generation ins Gedächtnis zu rufen. 
1904  übernahm Ohmann  nach Luntz Tod die zweite  Meisterschule für Architektur  in der Akademie und entfaltete bis zu seiner Pensionierung 1923 eine sehr erfolgreiche Lehrtätigkeit.
Wenn man bei Ohmann vergeblich nach modern gestalteten Bauten sucht, so stellt sich  sein Lebenswerk als harmonisches Ganzes  mit  hohem künstlerischen  Niveau  dar. Er war in allen Kronländern gefragt und konnte überall  seine für hohe Ansprüche  gedachten  Kunstwerke als eine Art   Visitenkarte  hinterlassen. Welcher Künstler  hatte nach dem Zerfall der Monarchie noch die Möglichkeit mit Ausführung interessanter Objekte bedacht zu werden. Diese schöne Zeit ist vorbei, jetzt beschränkt sich alles meist nur  auf den Rest Österreich. 

Am 6. April 1927  starb in Wien  4. Bezirk, Viktorgasse 3,  im 69. Lebensjahr der bekannte Architekt Friedrich Ohmann. Mit ihm verliert Wien  einen der letzten Monumentalkünstler von bedeutender Konzeption, der seinem historischen Stil treu geblieben ist. 
In letzter Zeit traten bei ihm Lähmungserscheinungen auf. Eine Darmlähmung hat das Leben schließlich beendet. 
Um ihn trauern seine Frau Amelie und seine Tochter Wilhelmine, die mit dem Architekten Hans Pfann verheiratet war.

__Quelle:__  Österreich Illustrierte Zeitung 8 Juli 1906 S 12, Reichspost 7. April 1927 S 6, Sakzburger Volksblatt 18. April 1908 S 3, Der Bautechniker 1. Jänner 1909S 11,  sowie Bilder ANNO Österreichische Nationalbibliothek


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