!!!FRONLEICHNAM


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1949: Das Wort Fronleichnam geht auf die althochdeutsche Sprache zurück in der „fron“ so viel wie  „Herr“ heißt,  während „Leichnam“ ursprünglich die Bezeichnung für jeden Leib, ob lebend oder tot, war, so dass Fronleichnam dasselbe besagt wie „Herrenleib“, dem in der liturgischen Sprache die Bezeichnung „corpus domini“ entspricht. Das Fest selbst wurde bekanntlich von einer Augustiner Nonne in Lüttich, der hl. Juliana (+1258) auf göttliche Eingabe hin eingeführt, da  ihr  in einer Vision bedeutet wurde, dass im Kirchenjahr  noch ein Fest zu Ehren des Allerheiligsten fehle. Im Jahr 1247 ließ der Bischof von Lüttich erstmalig ein Fronleichnamsfest feiern, das Papst Urban IV.,  alsbald auf die ganze katholische Kirche ausdehnte, während Thomas von  Aquin, der große Kirchenlehrer, die Hymnen für das Festoffizium (Breviergebet) verfasst hatte.

Schon früh wurde dieses  Fest  zu Ehren des Altarsakramentes mit einer Prozession im Freien gefeiert, bei der das gläubige Volk all seine Heiligtümer, Reliquienschreine, Bilder und Fahnen mittrug, was wiederum  dazu führte, dass die Bürger und Zünfte der Städte durch Einfügen von Prunkwägen, Figuren und religiösen Darstellungen aus dem Leben Jesu sowie aus der Heilsgeschichte die Prozession zu imposanten  religiösen  Kundgebungen gestalteten, wie sie besonders in Salzburg sowie in Bozen (Südtirol) berühmt geworden sind. Bei der frohen Glanzentfaltung zur Zeit des Barock war es allgemein üblich, inmitten von Fahnen und Traglaternen den „Himmel“ zu tragen unter dem der Priester mit dem Allerheiligsten schritt, während Hellebardenträger, Schützen und Bürgergarden in bunten Gewändern im Zuge mit schritten.

Nicht minder  belebte ländliche Brauchtum die Fronleichnamsfeier, wie wir dies heute noch   vereinzelt in den Alpenländern vorfinden. Schon für das Fest gebrauchten  Namen deuten bestimmte, volkstümliche Sitten an, so wird z. B., der Fronleichnamstag  an vielen Orten „Prangertag“ genannt, an dem die Mädchen „prangen“ gehen und im Pongau die Männer zum Umgang hohe,  Blumen gezierte  „Prangerstangen“ tragen; die „Prangerschützen“ geben die Ehrensalven  ab.

In Tirol wo das Fronleichnamsfest mit Böllerschüssen und Glockengeläute eingeleitet wird, nennt man  dasselbe  „Antlaßtag“; jung  und alt  nehmen am Umgang teil, der  sich  durch die Buntheit der Trachten, der Schützen und Himmelträger auszeichnet. Berühmt ist der „Antlaßritt“ im Brixental wo die Fronleichnamsprozession hoch zu Ross vor sich geht. Der Priester, der das Allerheiligste trägt  sowie die Ministranten und Laternenträger reiten auf schön  geschmückten Pferden und viele Reiter folgen mit Fahnen in diesem seltsamen Umgang, der seinen Weg zur Schwedenkapelle bei Kirchberg (Bezirk Kitzbühel) nimmt. Im Jahr 1648, sind dort die mutig frommen Brixentaler, angeführt vom Priester, der das Allerheiligste mittrug, den feindlichen Schweden entgegen geritten, die in das Tal eingedrungen waren und haben sie nach kurzer Schlacht besiegt. Zum Dank und  zur Erinnerung an diese geschichtliche Begebenheit wird dieser „Antlaßritt“ bis  zum heutigen Tag alljährlich  im Brixental abgehalten. Nicht alltäglich sind auch die Fronleichnamsprozessionen in Traunkirchen und Hallstatt, wo sich die  Prozession in schmucken Booten über den See bewegt, auf dem die vier „Stationen“ gehalten werden. Einen ganz alten Brauch pflegt heute noch Oberndorf a. d. Salzach, wo die historische Fischergarde der Prozession ein besonderes Gepräge verleiht, während das „Himmelbrotschützen“ sich auf der Salzach abspielt. In einem Blumen geschmückten Boot fahren vier Knaben flussabwärts und halten ein weißes Linnentuch, auf dem nicht konsekrierte Hostien zwischen Blumen liegen. So bald der Priester mit dem Allerheiligsten auf  der Salzachbrücke angelangt ist, schütten die Knaben die Hostien in den Fluss mit der Bitte, dass der Segen des Herrn über Schiffer und Wasser  walten möge.

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Schließlich gehört zum wesentlichen Bestandteil der Fronleichnamsprozession noch die liturgisch festgelegte Verlesung der Anfänge der vier  Evangelien, im „Volksmund“  „Wetterevangelien“ genannt wozu im Freien vier Altäre aufgerichtet werden. Schon, im XV., Jahrhundert finden wir diese frommen Übung der vier Evangelien, wenn auch erst viel später im Jahr 1820 diese sogenannten „Wetterevangelien“ von der obersten kirchlichen Behörde in Rom anerkannt worden sind. Ursprünglich wurde dieser Segen nur bei heranziehendem Unwetter  gegeben, wie auch heute noch in vielen Gegenden während eines Gewitters sich der Priester des Ortes in die Kirche begibt und den Wettersegen“ erteilt; gleichzeitig wird die Wetterglocke geläutet und die Leute daheim zünden die „Wetterkerze“ an und beten.  In Bayern  und mancherorts in Österreich wird dieser Wettersegen auch täglich nach der Messe  vom Fest der  Kreuzauffindung bis zum Fest  Kreuzerhöhung bzw. , vom Fronleichnam bis zum Erntedankfest erteilt. An Wochentagen wird der Segen verkürzt während er an Sonntagen in der gleichen Weise wie am Fronleichnamstag, also mit den vier Evangelien, allerdings  nicht im Freien, sondern in der Kirche, gegeben wird.  Der einfache oder verkürzte Wettersegen wird vielfach nur mit dem  Ciborium oder mit einer Kreuzpartikel gegeben; der Wettersegen an Sonntagen jedoch wird mit der Monstranz gehalten, mit der nach je einer der vier Windrichtungen der Segen gegeben wird,  wobei der Priester betet. „Von Blitz und Ungewitter, von Pest,  Hunger und Krieg vom plötzlichen, unvorhergesehenen und ewigen Tod .-  von jeglichem Übel, erlöse uns o Herr“. Beim vierten Evangelium gibt dann der Priester den Segen nach allen vier Windrichtungen und betet dabei die Anrufung: „Mit dem himmlischen Segen seien geweiht, behütet und erhalten dieser Ort und  alle,  die darin wohnen, - die Felder und Früchte der Erde. “Arno Binna

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Im 20.Jahrhundert wurde Fronleichnam zu einem Politikum und galt als ein friedliches Mittel dem diktatorischen Regime des Nationalsozialismus eine Glaubensdemonstration entgegen zu setzen.

In Wien ist Fronleichnam als Umgang  geläufig. Der Stadtumgang in der Monarchie wurde stets sehr festlich unter Teilnahme des Kaisers,  Erzherzöge  und allen prominenten Persönlichkeiten begangen, und diese Prachtentfaltung wollte sich die Wiener Bevölkerung nicht entgehen lassen. Wenn die Wiener Glück hatten so konnten sie auch Kaiserin Elisabeth  beim Umgang, an dem sie nur selten teilnahm, in ihrer glanzvollen Schönheit bewundern.  An verschiedenen Punkten der Stadt waren mit Blumen festlich geschmückte   Station Altäre errichtet vor diesen der Umzug inne hielt. 
In den Vorstädten gab es einen eigenen Umgang. Zwischen den Bezirken Wiens herrschte eine gewisse Rivalität wer den schöneren Umgang aufzuweisen hätte. Berühmt waren die Fronleichnamsumzüge  von Urban Loritz, der es verstand von den Seidenfabrikanten  sich das nötige Geld zu verschaffen um arme Kinder auszustatten, damit auch für sie  der Umgang zu  einem Festtag wurde..

1949: Den Schwerpunkt der kirchlichen Veranstaltungen am Fronleichnamstag bildete nach dem Hochamt  im Stephansdom  der Stadtumgang der zum ersten Mal nach  Kriegsende  wieder vom Dom über den Neuen Markt, den Josefsplatz, Michaelerplatz und Graben führte. 60.000 Menschen bildeten  auf dem mehr als drei Kilometer langen Zug der Prozession Spalier. Um 7 Uhr hatten sich bereits die ersten Wiener vor dem Dom eingefunden, aus dem um 8 Uhr 30  die Priesterabordnungen mit ihren Fahnen, die Orden und Domkapitel vor dem „Himmel“ mit Kardinal Dr. Innitzer  auszogen. Auf dem Josefsplatz  stießen die Abgeordneten der Hochschülerschaft zum Teil mit Fahnen  und in „voller Wichs“ zu der Prozession die sich  auf dem Michaelerplatz  mit dem Kinderzug, den Pfadfindern und katholischen Jugend vereinigte. Es herrschte prachtvolles Wetter. Von dieser Teilnehmerzahl kann man heute nur träumen...


__QUELLE:__ Verschiedene Zeitungen  und Bilder  der ÖNB  Bildmaterial I.Ch. Graupp



https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/FRONLEICHNAM

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__Siehe auch__
> [Monstranz|User/Lanz Ernst/Monstranz] (Essay von Zentner E.)

-- [Lanz Ernst|User/Lanz Ernst], Dienstag, 1. Juni 2021, 21:49


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letzter absatz: mit 'hochschülerschaft' sind katholische farbentragende verbindungen gemeint. diese arbeiten zwar an den meisten hohen schulen in der hochschülerschaft mit, vertreten sie aber nicht zur gänze

-- [gamauf gerald antal|User/gamauf gerald antal], Dienstag, 8. Juni 2021, 07:02

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